Foto: ARDHerr Wieder, Sie sind ein viel beschäftigter Set-Designer für Fernsehsendungen und Shows. Auch bei den MTV Europe Music Awards haben Sie das Bühnenbild entworfen. Wie laufen die Vorbereitungen?

Es läuft gut. Wir sind mitten in den Proben und machen gerade die Aufzeichnungen für die regionalen Preise. Wir sind so gut wie fertig, und jetzt kommen noch die Proben der Bands.

Was genau ist Ihre Aufgabe bei den MTV Awards?

Wir sind für das Gesamterscheinungsbild der Veranstaltung verantwortlich. Wir entwickeln ein Gestaltungskonzept, das von verschiedenen Bühnenbaufirmen umgesetzt wird. Wir führen dabei sozusagen eine gestalterische Regie. Auch die visuelle Inszenierung der Einzelkünstler liegt in unserer Verantwortung. In diesem Jahr wird es sehr multimedial sein und gegenüber den Vorjahren ein neues Konzept verfolgen, das eine riesengroße Bühne beinhaltet, auf der viel passieren kann.

Welche Katastrophen könnten noch passieren?


Das Schlimmste könnte beim Auftritt von Tokio Hotel passieren. Die Band wird bei ihrem Auftritt mit Wasser hantieren und die halbe Bühne besteht aus LED-Flächen – auch am Boden. Wir haben ein bisschen Sorge vor dem großen Elektronik-Super-GAU. Im schlimmsten Fall gäbe es einen Kurzschluss. Aber deswegen wird geprobt, damit man solche Probleme im Vorfeld klären kann.




Sie haben die Dekorationen vieler Sendungen kreiert. Darunter „Anne Will“ (Foto) und „TV Total“. Was ist Ihnen lieber? Das große Event oder die regelmäßige Show?

Das kann man so nicht sagen, weil es völlig unterschiedliche Bereiche sind. Bei Information und Talk ist jede einzelne Einstellung und jedes einzelne Bild – zum Beispiel in einer Gesprächssituation – wichtig. Bei großen Einzelevents geht es eher um das gesamte Erscheinungsbild und die Inszenierung auf der Bühne. Wenn ich ehrlich bin, machen Musiksendungen am meisten Spaß, weil ich früher selbst in einer Band gespielt habe.

Abgesehen von der Ästhetik: Was ist bei der Gestaltung für eine Talkshow wichtig?

Man muss sehr genau beachten, wie die Sendung ausgerichtet ist. Ob die Gesprächssituation intim sein soll wie bei "Beckmann" oder eher argumentativ-sachlich, wie bei "Anne Will". Dort ist das Design sehr geradlinig. Wichtig ist die Persönlichkeit des Moderators, die sich im Design wieder finden soll.

Bringen Sie auch Ihren eigenen Geschmack ein oder richten Sie sich ganz nach Ihrem Auftraggeber?


Würde ich nur Sachen machen, die mir gefallen, dann würde alles gleich aussehen. Es wäre wie ein Autor, der immer die gleiche Geschichte erzählt, nur weil er sie gut findet. Es würde sich alles sehr schnell wiederholen und abnutzen. Man muss von seinem eigenen Geschmack Abstand nehmen. Gerade bei Talkshows wie "Anne Will", "Kerner" oder "Beckmann" wird das Studio auch als eine Art zu Hause der Moderatoren angesehen und darum muss es passen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Florian Wieder auf Stefan Raabs fahrbaren Schreibtisch kam und wo Deutschland in Sachen Set-Design im internationalen Vergleich steht.