Foto: SR/Thomas GundelweinAm Eintritt der öffentlich-rechtlichen Sender in die digitale Welt scheiden sich nach wie vor die Geister und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht. Am Sonntag befragte Heiner Bremer die Beteiligten in einem n-tv "Talk Spezial" zum Thema "Blühende Medienlandschaften? Die Expansionspläne der Öffentlich-Rechtlichen".

In der Runde verteidigte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff (Bild) die Präsenz von ARD und ZDF auch im Internet. "Die Menschen haben diese Gebühr bezahlt in der Erwartung, dass wir auch die neuen Verbreitungsmöglichkeiten nutzen. Und wir tun das, was unsere Gremien, was die politisch Zuständigen, letztendlich auch genehmigt haben", sagte Raff im n-tv-Talk.
 


Raff bekräftigte, dass die ARD keine Pläne habe, im Onlinebereich künftig Werbung zu verkaufen. Zu den Plänen der ARD, den digitalen Spartensender Eins extra künftig als Nachrichtenkanal zu positionieren, erklärte Raff, man werde kein neues Programm auf den Sender bringen, bei dem der gesellschaftliche Nutzen nicht zuvor mittels eines sogenannten "Public Value Tests" ermittelt worden sei. Dazu gehört unter anderem die Erörterung der publizistischen Notwendigkeit und der finanziellen Machbarkeit eines Angebots.

Die Eins extra-Pläne stoßen vor allem bei den privaten Anbietern auf Kritik, da man hierin eine Konkurrenz zu den Programmen n-tv (RTL-Gruppe) und N 24 (ProSiebenSat.1 Media AG) sieht. RTL-Chefin Anke Schäferkordt sieht dabei die Gefahr, dass das duale Rundfunksystem, in dem private und öffentlich-rechtliche Anbieter nebeneinander Bestand haben sollen, in eine "Schieflage" gerate. Durch die Pläne der ARD stehe laut Schäferkordt zu befürchten, "dass ein funktionierender Markt, ein Markt der Privaten, der heute funktioniert und der sehr, sehr wettbewerbsintensiv ist, durch den Eintritt der öffentlich-rechtlichen Sender verzerrt wird".

Auch die Verleger stehen den öffentlich-rechtlichen Sendern im Internet kritisch gegenüber. Das derzeitige Problem liegt darin begründet, dass sich über das Internet jedwede Form von Inhalten verbreiten lassen, so dass Vertreter aller Mediengattungen plötzlich in einem großen Marktsegment zusammenkommen. Beim Nebeneinander im Netz sehen sich auch die Verleger im Wettbewerb mit den öffentlich-rechtlichen Sendern, wie Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger bei n-tv erklärte. "Natürlich stehen wir im Wettbewerb - wenn auch nicht um die Werbegelder beim Kunden - aber um die Reichweite", so Heinen. Um die einzelnen Angebote mit Werbung finanzieren zu können, brauche man jeden Klick, die einem die Sender unter Umständen abnehmen könnten.

Keine Probleme sieht indes Günther Oettinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg (CDU) in der Bewertung der neuen Angebote. "Bei einer einzelnen Programmsäule sind gewisse Grenzen entlang der Funktionen festzulegen. Bildung: Information, Kultur: ja. Begleitung von Fernsehsendungen: ja. Aber ich glaube nicht, dass zum Beispiel Online-Spiele, Online-Shopping oder Partnervermittlung zum Kernauftrag von ARD und ZDF gehören", sagte Oettinger.

Der Politiker sprach zudem mahnende Worte an ARD und ZDF, die neuen Angebote erst nach sorgfältigen Überlegungen auf den Markt zu bringen, um die Sender nicht erneut ins Visier der europäischen Wettbewerbshüter geraten zu lassen.

Ein griefbares Ergebnis lässt sich nach dieser Diskussion nicht formulieren. Die Interessen der einzelnen Vertreter sind klar positioniert. Doch vielleicht wird es einen kleinen Vorstoß bereits am Mittwoch in der Eröffnungsrunde der Medientage München geben, in der das Thema in größerer Runde besprochen wird. Das Medienmagazin DWDL.de wird vor Ort sein und aktuell von den wichtigsten Ereignissen und Diskussionen beim Branchen-Kongress berichten.