Der Anfang der Woche begonnene Streik der US-Autoren bringt die US-Networks in große Schwierigkeiten. Schon in dieser Woche gingen in aktuell produzierten Sendungen die Lichter aus, zahlreiche Serienproduktionen dürften in den nächsten Tagen folgen. Und ein Ende des Streiks ist derzeit nicht absehbar.
Zuerst machte sich der Streik bei den zahlreichen tagesaktuell produzierten Late Night Shows bemerkbar. Ob Jay Leno, Conan O’Brien, Stephen Colbert, David Letterman oder Jon Stewart - allesamt sind sie seit Beginn der Woche nicht mehr auf Sendung. Stattdessen behelfen sich die Sender derzeit mit Wiederholungen - was besonders bei den auf aktuelle Ereignisse eingehenden Sendungen wie der "Daily Show with Jon Stewart" eigentlich absurd ist.
Vor großen Problemen stehen aber auch alle Serienproduktionen. Wenn die letzten bereits geschriebenen Folgen abgedreht sind, werden auch dort die Lichter vorerst ausgehen. Bereits geschehen ist das bei den "Desperate Housewives", deren Produktion vorerst eingestellt wurde. Auch weitere Serien wie "Family Guy" oder "The Office" sind bereits betroffen. Sollte der Streik nicht in Kürze beendet sein, sind von den meisten Serien wohl stark verkürzte Staffeln zu erwarten. So könnte die aktuelle "Lost"-Staffel wohl bereits nach nur acht Episoden enden.
Bei einigen Serien ist das allerdings keine Option - so etwa bei "24". Die Echtzeitserie, in der pro Staffel in 24 Episoden jeweils ein ganzer Tag erzählt wird, lässt sich nicht kürzen. Bei Fox hat man daher den zur Mid-Season geplanten Start der siebten Staffel nun vorerst abgeblasen und auf unbestimmte Zeit verschoben. Erst wenn man sicherstellen könne, die gesamte Staffel zeigen zu können, werde man die Serie wieder ins Programm nehmen, so Fox.
In seiner Kolumne "Ask Matt International" auf DWDL.de sagte "TV Guide"-Chefkritiker Matt Roush kürzlich zu den Auswirkungen: "Ich will nicht beurteilen wie lange der Streik dauern könnte, aber wenn die Produktionen für längere Zeit ausgesetzt werden - also Wochen wenn nicht Monate - dann wird der Nachschub an neuen Episoden schon kurz nach dem Jahreswechsel im Januar versiegen."
Behelfen dürften sich die Sender dann neben Wiederholungen vor allem mit Reality-Formaten. CBS etwa hat die Castings für die nächste "Big Brother"-Staffel vorgezogen, los gehen könnte somit womöglich bereits im kommenden Februar. Normalerweise wird "Big Brother" dort im Sommer programmiert. Derzeit gibt es auch Gerüchte, denen zufolge eine Promi-Ausgabe von "Big Brother" angedacht sei. Zahlreiche TV-Stars hätten ja bei einem länger andauernden Streik schließlich mehr Zeit, so die Spekulationen. Daneben könnten auch Gameshows verstärkt ihren Weg ins Programm finden.
Den eigentlichen Gegenstand des Streits erklärt Matt Roush so: "Das Nutzungsverhalten des Fernsehzuschauers hat sich in den letzten Jahren dramatisch geändert. Er findet neue Wege seine Lieblingsserien zu konsumieren - über das Internet und auf DVD. Da passen alte Modelle nicht mehr. Gefordert wird von den Autoren deshalb ein fairer Anteil an den Erlösen über neue digitale Plattformen und eine Neuverhandlung der Beteiligung an den Einnahmen durch den DVD-Vertrieb."
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An einer Lösung dieses Problems müsste allen Beteiligten angesichts der oben skizzierten Auswirkungen eigentlich dringend gelegen sein. Der letzte große Streik dauerte allerdings 1988 fünf Monate an. Sollte sich diesmal die Streikdauer in ähnlichen Dimensionen bewegen, stünde nicht nur den amerikanischen Zuschauern ein maues TV-Jahr bevor, auch die deutschen Sender, die derzeit stark auf amerikanische Serien setzen, würden mit einiger Verspätung unter mangelndem Nachschub leiden.