Foto: ARD/Marco GrobIm Spiegel Verlag rumort es ganz gewaltig und die Branche schaut gebannt nach Hamburg. Nachdem der Verlag bekannt gegeben hat, dass Stefan Aust nicht über den 31. Dezember 2008 als Chefredakteur für das Blatt tätig sein wird, wartete man zunächst darauf, dass Aust, der zu dem Zeitpunkt im Urlaub weilte, zurückkommt und die Brocken hinwirft. Das hat er nicht getan. Gutgelaunt soll er sich wieder ans Blatt-Machen begeben haben und hat verkündet, seinen Vertrag erfüllen zu wollen.

Statt dessen wurde am Donnerstag dieser Woche bekannt, dass Austs Stellvertreter Joachim Preuß früher geht, als geplant. Nämlich gemeinsam mit Aust, weil er es satt hat, ständig miterleben zu müssen, wie im Verlag Chefredakteure demontiert werden. Er sprach über die Entscheidung der Gesellschafter in Sachen Aust von "Dämlichkeit erster Güte".
 


Aust ist immer noch im Amt. Wohl bis zum Jahresende will die Geschäftsführung einen Nachfolger installiert haben, heißt es. Doch wer wird es? Bis endlich Klarheit herrscht an der Brandstwiete wird nach wie vor über die mögliche Nachfolge spekuliert. Viele Namen stehen im Raum. Einige davon klingen sogar recht plausibel. So zum Beispiel Uwe Vorkötter, Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau". Auch die Besetzung aus den eigenen Reihen mit "Spiegel Online"-Chef Matthias Müller von Blumencron soll nicht völlig abwegig sein.

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Doch am Freitag dann trieben die Spekulationen sonderbare Blüten. Nun berichtet die "Frankfurter Rundschau" auch "Hart aber fair"-Moderator und Fernsehjournalist Frank Plasberg solle ein heißer Kandidat für den Posten des Blattmachers beim deutschen Zeitschriften-Flaggschiff sein und auf ensprechenden Listen auftauchen. Wer auch immer auf diese Idee kam, er könnte sich gedacht haben, auch Aust kam vom Fernsehen zum "Spiegel" - er gründete 1988 das Unternehmen Spiegel TV und baute es auf. Vorher hat er für den NDR gearbeitet. Plasberg hat in seinen Anfangsjahren Print-Journalismus gemacht.

Seit 20 Jahren ist er jedoch beim WDR aktiv - und das derzeit immer erfolgreicher. Nach sechs Jahren ist die von ihm entwickelte Talk-Show "Hart aber fair" nach viel Lob und noch mehr Diskussionen endlich im Ersten angekommen.

Also hat Plasberg alles erreicht, könnte man meinen, so dass er sich nun neuen Herausforderungen stellen kann. Doch wer sich im Mediengeschäft auskennt, weiß zwar, dass fast nichts unmöglich ist, doch auch, dass diese Personalie ein wenig kühn wäre. Für Plasberg, für den "Spiegel" - schließlich gibt es bei der Besetzung noch andere Kriterien als lediglich der Kopf eines erfolgreichen politischen Medienprodukts zu sein.

Auch wenn der WDR-Mann sicherlich die Institution des "Spiegel-Gesprächs" mit frischem Wind beleben könnte - hart aber fair halt - und sicher auch großartig Redaktionskonferenzen des Blattes, bei denen es ja zu Weilen schon mal hoch her gehen kann, moderieren könnte, so stellt sich dennoch die Frage, wer kommt auf diese Idee? Von Plasberg selbst ist in dieser Frage nicht viel zu erfahren. Der sagt nichts zu dem Thema und schmunzelt nur.