Foto: Axel SpringerIm Gespräch mit der Zeitschrift "Der Spiegel" bezeichnet Springer-Chef Mathias Döpfner das Post-Geschäft des Verlages mit der Pin Group als seine bislang größte Niederlage. Mit dem Unternehmen, das unter Umständen in den kommenden Tagen Insolvenz anmelden wird, wollte der Verlag ursprünglich seine Kompetenz im Vertrieb festigen und sich auf einem weiteren Geschäftsfeld etablieren. "Das Unternehmen übertraf zwei Jahre lang die selbst gesteckten Ziele. Deshalb haben wir auch die Mehrheit übernommen", sagte Döpfner. Das Pin-Engagement kostete Springer rund 600 Millionen Euro.

Im Gespräch mit dem "Spiegel" verteidigt sich Döpfner gegenüber Kritikern, die sagen, der Springer-Verlag schiebe die Mindestlohnentscheidung der Bundesregierung vor, um über andere Probleme des Post-Dienstleisters Pin hinwegzutäuschen. "Pin war zwei Jahre lang erfolgreich - pünktlich als die Mindestlohndebatte begann, haben wird natürlich kaum neue Kunden bekommen", sagte Döpfner.  Der Vorwurf, Springer nutze die politische Entscheidung als Alibi für einen unternehmerischen Misserfolg, sei an "Zynismus und Wahrheitsverdrehung" nicht zu überbieten, so Döpfner.
 


Den Fortbestand der Pin Group schloss Döpfner nicht aus. "Wir setzen darauf, in den nächsten Wochen mit den Miteignern ein Weiterführungszenario zu verabschieden, und wären sogar bereit, die Mehrheit abzugeben", sagte der Srpinger-Chef. Das Angebot des Pin-Managers Günter Thiel, das Unternehmen für einen symbolischen Euro zu übernehmen, lehnte Döpfner ab, da es nicht realisierbar sei. Allerdings sei Springer "für alles offen, was langfristig Werte sichert". Ein entsprechendes Angebot müsse seriös finanziert sein und langfristig Arbeitsplätze sichern.

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Den Vorwurf, das Springer-Blatt "Bild" habe zur Post-Debatte entgegen seiner üblichen Haltung Stimmung gegen Mindestlöhne gemacht, weist Döpfner von sich. "'Bild' war und ist gegen Hungerlöhne. Unser publizistisches Selbstverständnis ist von meinungsstarken und in ihrem Urteil gefestigten Chefredakteuren geprägt", sagte Döpfner, für den es allmählich groteske Züge annehme, dass jeder über eine Kampagne klage, dem eine "Bild"-Schlagzeile missfalle.

Den Ausstieg des Springer Verlages aus der ProSiebenSat.1 Media AG will Döpfner nicht in die Nähe zum Pin-Desaster rücken. Vielmehr gehe der Verkauf der bestehenden Anteile auf die strategische Ausrichtung des Verlages zurück. "Wir haben immer gesagt, wir machen Fernsehen ganz oder gar nicht", sagte Döpfner dem "Spiegel". Eine Aufstockung des Kapitals am Fernsehunternehmen sei durch die Hauptaktionäre entgegen anderer Zusagen verweigert worden. Der Termin des Verkaufs sei bedingt durch die Gestaltung der Verkaufsoption.

Vorerst scheint Springer die Lust am Fernsehen verloren zu haben, wobei Döpfner jedoch ein Engagement zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschließt. "Jetzt konzentrieren wir uns auf langfristige Prokekte im Internet. Es sei denn, die Senderfamilie ist zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu einem weit günstigeren Preis zu übernehmen. Fragen Sie mich noch einmal in zwei Jahren", so Döpfner gegenüber dem "Spiegel".