Foto: CoverVon pfui zu hui: Die neue "Tomorrow" ist ohne Umschweife ein deutlicher Fortschritt gegenüber der gelangweilten Beliebigkeit in Biedermann-Optik, die das Heft bis zuletzt dahin dümpeln ließ. Chefredakteur Jürgen Bruckmeier und sein Team arbeiten jetzt aus Berlin am monatlichen Titel, der in seiner optischen Aufmachung beim ersten Durchblättern an den erst kürzlich eingestellten Burda-Titel "Max" erinnert. Das neue Team und den neuen Standort greift man als Thema übrigens gleich mehrfach auf.

Als "maskuliner, eigenständiger, großzügiger" kündigte Burda die neue "Tomorrow" im Vorfeld an. Das Heft hält erfrischenderweise Wort. Die sehr einheitliche Optik mit den bisher gerne großzügig eingesetzten Weißflächen ist einer individuellen Seitengestaltung gewichen. Auffallend sind auch die jetzt grafisch sehr aufwändigen Infografiken. Sicher hilft der recht zahlreiche Einsatz von zusätzlichen Kästen nicht gerade der Übersicht, was bei einem kurzweiligen Heft wie der "Tomorrow" aber eher weniger stört. Grausam ist lediglich das knallrote und billig wirkende Cover.
 
Vom Aussehen zum Inhalt: Eine grundsätzliche Änderung des redaktionellen Inhalts lässt sich an der März-Ausgabe nicht ausmachen. Dafür überzeugen einzelne Storys in dem künftig mit den Rubriken Titel, Themen, Technik, Talk, Test und Top 5 rubrizierten Heft. So zum Beispiel das optisch zwar etwas klobig aufbereitete Thema "Copy & Paste" über erfolgreiche Websites und ihre Nachahmer oder die neue Portraitreihe "Es war einmal...", die im März-Heft mit Johan Stael von Holstein, dem Gründer von LetsBuyIt.com, startet.
 
 
Das Topthema "Das Web rettet die Welt" hat einen Umfang von sieben Seiten und nähert sich dem Thema auf einem akzeptabel leichtfüßigen Niveau. Wo viel Licht ist, findet sich auch Schatten: In der Pro/Contra-Rubrik "Eine Frage" lässt man ernsthaft darüber diskutieren, ob Blogs das Internet verstopfen. Die Rubrik hat - positiv formuliert - noch viel Luft nach oben.

Nach dem Einführungspreis von einem Euro soll die neue "Tomorrow" künftig für 2,50 Euro erhältlich sein. Damit hat der Verlag bzw. Team um Chefredakteur Jürgen Bruckmeier mit diesem Relaunch nicht nur einen inhaltlichen Sprung geschafft - sondern auch sinnvoll an der Preisschraube gedreht. Auf den Höchststand einer verkauften Auflage von 347.789 Exemplaren beim Start Anfang 1999 wird man damit zwar ganz sicher nicht zurückkehren.
 
Die Auflage der "Tomorrow" verlor seit ihrem Start fast kontinuierlich an Reichweite und lag zuletzt bei nur noch 56.157 Exemplaren. Daher dürfte der Sprung zurück über die Marke von 100.000 verkauften Heften- zuletzt 2004 erreicht - schon Herausforderung genug sein. Die Weichen dafür sind jeden Falls gestellt. "Tomorrow" ist wieder lesenswert.