Für "bild.de" nahm "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann die Kamera in die Hand und war als Videoreporter auf einer Promi-Party unterwegs - mit interessanten Einblicken.
"Hier filmt der Boss noch persönlich" verkündet die weibliche Stimme am Beginn eines rund fünf Minuten langen Videobeitrages im Internetangebot "bild.de". Der Film ist im Regionalteil Hamburg zu finden und zeigt Bilder vom Media Get Together, zu dem der Arcandor-Konzern am vergangenen Dienstag Hamburgs Prominenz in das alt-ehrwürdige Kaufhaus Alsterhaus geladen hat. Erstaunlich offen und gut gelaunt antwortet die Prominenz - von ZDF-Talker Johannes B. Kerner, über SPD-Chef Kurt Beck bis hin zu "NDR Talkshow"-Moderatorin Barbara Schöneberger-, auf die zu launigen bis frechen Fragen, die aus dem Off zu hören sind.
Das ist kein Wunder, denn gefilmt wird nicht von irgend einem namenlosen Videojournalisten, der im Auftrag des Boulevard-Blattes unterwegs ist, sondern "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann führt selbst Regie. "Jetzt wird immer zurückgeschossen" , hört man Diekmann den Fotografen zurufen, die auf dem roten Teppich ein Bild von ihm erhaschen wollen - eine interessante Aussage. Schließlich ist Diekmann für die Fotoreporter nicht nur Kamerafutter, sondern als "Bild"-Chef auch wichtiger Auftraggeber für Geschichten aus der bunten Welt der Promis.
Die versucht er dann auch selbst vor die Linse zu bekommen - was gelingt, auch wenn Diekmann nicht immer die Freundlichkeit an den Tag legt, die man von einem Promi-Reporter erwartet. Sein Status scheint es Diekmann zu erlauben, Jörg Pilawa als "ARD-Moderationsroboter" zu bezeichnen und SPD-Bürgschaftskandidat Michael Naumann nach dessen Aussetzer beim TV-Duell am vergangenen Wochenende für das "flüssige Schlusswort" zu danken. Ganz nebenbei erfährt man in dem Film zudem, das SPD-Chef und Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Kurt Beck in Hamburg "die schönste Stadt Deutschlands" sieht, dass der geschasste "Spiegel"-Chefredakteur ohne seinen Anwalt nichts mehr sagen will und mit wem Kai Diekmann per Du ist.
Zudem zeigt das Video, wo es langgeht, in Zeiten von Web 2.0 und Video-Content: Je prominenter der Mensch hinter der Kamera, desto unwichtiger werden die alten handwerklichen Regeln in Sachen Kameraführung und Ton. Ein Video, dass hinsichtlich seiner Bildqualität derart ungelenk wirkt, wird man wohl auch künftig bei "bild.de" nur finden, wenn es der Chef persönlich gefilmt hat.