Logo: WDR; Grafik: DWDL.deNach den Streitereien der vergangenen Monate über die Internet-Pläne zwischen den öffentlich-rechtlichen Sender und den deutschen Zeitungsverlagen wird das Kriegsbeil nun offenbar wirklich nach und nach begraben. Was sich bereits in den vergangenen Wochen anbahnte, ist nun perfekt: Die WAZ-Mediengruppe und der WDR haben im Online-Bereich eine Kooperation beschlossen.

Der WDR wird dem WAZ-Nachrichtenportal DerWesten.de künftig über eine Lizenz regionale Radio- und Fernsehbeiträge zur Verfügung stellen. Damit ist die erste Online-Kooperationeines Verlagshauses und einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt in Deutschland perfekt - und weitere dürften in den kommenden Wochen und Monaten wohl folgen.

Das Kooperationsmodell sieht vor, dass der WDR seine Magazinbeiträge aus Sendungen wie der "Aktuellen Stunde" oder der "Lokalzeit" rund eine Stunde nach Ausstrahlung in die WDR-Mediathek einstellt und parallel dazu auch dem Portal DerWesten.de bereitstellt. Die WAZ-Mediengruppe zahlt dafür nach eigenen Angaben eine "marktübliche Lizenzgebühr". Das Player-Fenster muss dabei auch bei DerWesten.de werbefrei bleiben. Trotz der Kooperaton wird auch DerWesten.de seine eigenen Videoaktivitäten wie geplant fortsetzen, wie Chefredakteurin Katharina Borchert versichert.

Doch auch anderweitig wollen WDR und WAZ künftig zusammenarbeiten. So sind gemeinsame Projekte der WAZ-Gruppe und der WDR mediagroup im Bereich der Werbeakquisition und Vermarktung geplant. So soll etwa Werbung auf den Radiosendern WDR 2, 1Live und online auf DerWesten.de im Paket angeboten werden.

"Nach guten und konstruktiven Gesprächen mit dem WDR haben wir eine Form der Zusammenarbeit gefunden, mit der beide Seiten ihr journalistisches Profil schärfen können. Unser Kooperationsmodell wird auch für andere Verlage interessant sein, wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter", sagte Dr. Stephan Holthoff-Pförtner, Bevollmächtigter der Funke-Familien-Gesellschaft. WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach fügt hinzu: "Unterschiedliche Unternehmenskulturen und medienrechtliche Grundlagen machen eine solche Kooperation nicht leicht, aber sie ist möglich, weil beide Medien der Wunsch verbindet, ihren Kunden Qualitätsjournalismus zu bieten." Die neue Kooperation könne "medienpolitisch Schule machen".

Hombach: "Der früher geschürte Konflikt darüber, ob auf der einen Seite Zeitungsverlage im Internet "bewegte Bilder" verbreiten dürfen, und ob auf der anderen Seite die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ihre Sendungen programmbezogen und programmbegleitend im Internet verbreiten dürfen, löst sich erkennbar auf. Aus der Sicht der WAZ Mediengruppe ist die Politisierung der Mediengesetzgebung ohnehin zu weitgehend. Versuche, die Politik zu benutzen, um den jeweils anderen bei der Nutzung neuer Distributionswege zu blockieren, sind deshalb ungeeignet, die technologische Entwicklung und die Verbreitung von Qualitätsjournalismus kundengerecht sicherzustellen."