Aber ist dieser Gedanke, wenn ich ihn zuende denke, nicht ein Rückschritt im Internet? Wenn ich nur noch wenige übergeordnete Angebote nutze und denen vertrauen muss, dass sie mir alles aufbereiten? Lässt man sich da als Nutzer nicht wieder bevormunden?

Gegenfrage: Können Sie mir ganz spontan zehn Internetadressen sagen, auf denen WebTV läuft?

Ich muss passen.

Sehen Sie. Und wir wollen die Plattform werden, auf der alles stattfinden kann, was medial produziert wird. Unser Ziel ist, dass meine Frage einfach mit Sevenload beantwortet werden kann. Dabei wollen wir kein exklusiver, sondern ein weiterer Zugang zu Medienproduktionen werden. Ohne Super-Portale wird die Orientierung künftig nicht mehr möglich sein.

Bieten Sie dann auch einen weiteren Zugang zu Bewegtbild-Inhalten des WDR? Wie sehen Sie die kürzlich vorgestellte Kooperation mit der WAZ-Gruppe?

Wir gehen davon aus, dass die Öffentlichen-Rechtlichen Ihre Inhalte in der Zukunft zwangsläufig auf allen Plattformen zugänglich machen werden.

Also auch bei Ihnen?

Ich weiß es zum jetzigen Zeitpunkt nicht, aber es wäre sinnvoll. Die Öffentlich-Rechtlichen sollten das Interesse haben mit Ihrem Programm so viele Gebührenzahler wie möglich zu erreichen - und wir haben mehrere Millionen Nutzer.

Am Donnerstag kamen die ersten AGOF-Zahlen für Sevenload und die lagen bei nur 960.000 Unique User. Wie erklären Sie sich das?

Wir haben eine erstaunliche Diskrepanz zwischen unseren Daten und den AGOF-Werten festgestellt. Die Zahlen haben mich sehr erschreckt. Ich erkläre es mir damit, dass wir bis heute noch nicht einen Euro für Werbung ausgegeben haben und unsere Zielgruppe sehr speziell ist, so dass wir bei der AGOF-Befragung durchs Raster fielen.

Wobei Sie dank Burda derzeit im Print sehr oft vertreten sind...


Diese Kampagne wird auch nochmal optimiert und fortgesetzt. Sie werden in der Zukunft ohne viel mehr Sevenload-Präsenz sehen. Wir haben uns bislang bewusst zurückgehalten, weil sie unserer Meinung nach, noch nicht so weit war.

Und jetzt ist Sevenload soweit?

Jetzt sind wir soweit und wir werden in eine große Kampagne investieren. Jetzt zeigt Sevenload, dass es erwachsen geworden ist. Die StartUp-Zeit ist nach 20 Monaten dann auch einmal beendet. Wir sind der Konkurrenz mit dem neuen Angebot mindestens zwei Jahre voraus und die wird kräftig knabbern müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
 
 
Foto: Sevenload
 
 
Ich würde gerne noch einmal zu den AGOF-Zahlen zurückkommen und die Frage anschließen, welche Messgröße im Web Ihrer Meinung nach künftig entscheidend ist...

Ganz ehrlich? Ich glaube die Zeit. Und da liegen wir gut im Rennen. Die nicht angemeldeten Nutzer bleiben momentan schon 15 Minuten bei uns, die angemeldeten Nutzer sogar durchschnittlich 29 Minuten. Das wollen wir ausbauen.

Was ist Sevenload eigentlich künftig dann? Mit welcher Begrifflichkeit hantieren Sie?

Sevenload wird eine Social Media Community. Das hört sich an als wenn man es schon oft gehört hätte, aber bislang hat es noch niemand konsequent umgesetzt.

Wann wird der Relaunch denn groß gefeiert?


Wir werden im Mai hier im Hof groß feiern mit allen Kollegen und Partnern.

Und kurzfristig: Wann beurteilen Sie für sich den Relaunch?

Bei mir fängt die Party erst an, wenn die Plattform zu einhundert Prozent richtig läuft - aber dafür werden wir locker noch vier Wochen brauchen.

Worauf ist man am Montag am meisten gespannt? Auf das Feedback der User, das Presseecho oder die Nutzerzahlen?

Wir rechnen natürlich mit viel Feedback aus der Community, was uns auch sehr wichtig ist. Aber ich bin genügsam: Ich will einfach nur, dass alles funktioniert. Das ist mein Minimalziel für Montag. Da interessieren mich die Zahlen auch erstmal gar nicht. Dieser Schritt zu Sevenload 3.0 war richtig und nötig.

Wo werden Sie in den kommenden Nächten schlafen?

Ja natürlich im Büro (lacht). Wenn wir überhaupt zum Schlafen kommen werden.

Irgendwo zwischen den ganzen Kartons, die hier rumstehen. Steht ein Umzug an?

Ja, wir ziehen gerade um in neue Büros nebenan.

Das klingt angesichts des Relaunchs und ohnehin schlaflosen Nächten nach einem denkbar schlechten Zeitpunkt.

Nein im Gegenteil, wir schaffen uns so gegenseitig ein bisschen Luft. Einige Kollegen ziehen schon einmal um und so können unsere Entwickler an den entscheidenden Tagen in Ruhe in den alten Büros arbeiten, ohne dass wir uns gegenseitig nervös machen und die Konzentration leidet. Hört sich verrückt an, ist es aber nicht.

Herr Evsan, herzlichen Dank für das Gespräch.