Foto: ZDFEs war nicht seine beste Rede, mit der ZDF-Intendant Markus Schächter am Vormittag um kurz nach halb elf die 41. Mainzer Tage der Fernsehkritik eröffnete. Doch während es sprachlich ab und an hakte, war die inhaltliche Botschaft so klar und deutlich wie allerdings auch wenig überraschend: Die öffentlich-rechtliche Welt scheint in bester Ordnung, die Privaten im Chaos. Erst zum Ende hin wurde Schächter emotional und wetterte gegen den am Wochenende aufgetauchten ersten Entwurf des neuen Rundfunkstaatsvertrag.

Doch der Reihe nach: Auf die einleitenden Worte zur Begrüßung folgt eine Standortbestimmung des aktuellen deutschen Fernsehens, in dem Schächter nach Trash TV und Werteverfall Qualität als neuen Wertemaßstab sieht, so wie die Konsumenten auch in anderen Bereichen nach Gammelfleisch und Discounter-Skandalen wieder auf Qualität setzen würden. Der ZDF-Intendant ist sich sicher: Die Zuschauer werden wieder stärker aktiv ihren Medienkonsum selektieren. Die Signale einer Trendwende seien unübersehbar, so Schächter.

Die Programmmarke werde zum dominanten Maßstab im zukünftigen Wettbewerb und hier sei das ZDF bestens aufgestellt. Ohnehin laufe es sehr gut: Die Öffentlich-Rechtlichen seien in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich erfolgreicher gewesen als die Privaten. Und als Seitenhieb auf die ARD betont der ZDF-Intendant die Führungsposition des Zweiten in der Primetime, "wo Fernsehen weiterhin Primärtätigkeit ist".
 


Der Erfolg, so Schächter in seiner bekannt subtil süffisanten Art, liege auch an den schwächelnden Privaten, bei denen die Gewinne nicht ins Programm investiert würden, weil die Gesellschafter die Hand aufhalten. Das sei ein Fehler. Schächter: "Gutes und erfolgreiches Fernsehen hat auch in Zukunft seinen Preis."

Erst kurz vor Ende seiner knapp halbstündigen Rede brach Schächter aus der bekannten Rhetorik aus und präsentierte fünf Thesen für die Online-Pläne des ZDF. So sei zunächst einmal die Wahrung von publizistischer Qualität auch im Netz von besonderer Bedeutung, wo die privaten Anbieter dies zu Gunsten kommerzieller Absichten vernachlässigten.

Foto: ZDFSchächter stellte weiter fest: "Wer nicht im Netz ist, hat keine Zukunft". Punkt 3 und 4: Zum Internet gehöre Bewegtbild und vernünftige Hintergrundinformationen mit nötiger Professionalität. Schächter beendete die Thesen mit Punkt 5: Man sei wie auch die ARD zu einer vernünftigen Selbstbegrenzung im Web bereit - und er legte im Grunde noch einen sechsten Punkt nach: Das ZDF werde nicht in einen ökonomischen Wettbewerb eintreten.

Sehr deftig formulierte Schächter seinen Unmut über den am Wochenende aufgetauchten Entwurf des neuen Rundfunkstaatsvertrages. Der sei ein "Maulkorb", völlig inakzeptabel und eine "willkürliche Amputation". Laut Schächter sehe der Entwurf eine Beschränkung auf textbasierte und sendungsbezogene Angebote vor. Dies solle ARD und ZDF offenbar jede Zukunft verbauen, so der ZDF-Intendant kurz vor Ende seiner Rede zur Eröffnung der 41. Mainzer Tage der Fernsehkritik.

Das übergeordnete Thema der Veranstaltung ist in diesem Jahr "Ware oder Wert?". Heute und morgen wird darüber in diversen Diskussionrunden gesprochen. Der vergleichsweise kleine Mediengipfel mit rund 100 Teilnehmern suche "mehr die Tiefe als die Breite", sagte Schächter zur Begrüßung. Und auch das ZDF stelle sich der Kritik. Es könnten - insbesondere bei den Themen Sportrechte und Finanzinvestoren im Mediengeschäft spannend werden. DWDL.de-Redakteur Jochen Voß ist beide Tage vor Ort in Mainz und wird über die wichtigsten Themen und Aussagen berichten.