Bild: ARD/Thorsten JanderIm Herbst geht Günter Struve in den Ruhestand. Dann war er rund 16 Jahre lang Programmdirektor des ARD-Gemeinschaftsprogramms Das Erste. Doch bevor der derzeitige NDR-Fernsehchef Volker Herres Struves Nachfolge in München antreten kann, gilt es für den als Mister Süßstoff verschrieenen Programmmacher noch einmal, zu beweisen, dass er hart verhandeln kann.

Die Vergabe der Bundesliga-Rechte der Spielzeiten ab 2009/10 steht an und Struve will die Free-TV-Rechte bei der "Sportschau" im Ersten halten. Er scheint bester Laune zu sein und sich warm zu laufen für seine Abschiedsveranstaltung - zumindest bei den 41. Mainzer Tagen zeigte der ohnehin offensive Redner seinen Diskussionpartnern - Premiere-Chef Michael Börnicke und Sirius-Geschäftsführer Dejan Josic - schon einmal rhetorisch die Zähne.
 
Die Rechteausschreibung der Bundesliga ist in Zeitverzug geraten. Jeder Tag, den die Ausschreibungsunterlagen auf sich warten lassen, stärkt die Position der an den Rechten interessierten Sender. Auch die ARD scheint gelassen zu bleiben. So sei man in der Lage, schnell zu reagieren, wenn es sein müsse, erklärte Struve am Montag in Mainz. "Wir hätten es gerne noch in den Programmzeitschriften", ergänzte er trocken - und bräuchte dafür einen Vorlauf von sechs Wochen. Im Amt ist er beim ersten Anpfiff der entsprechenden Spielzeit ohnehin nicht mehr.
 


Struve steht in Sachen Bundesliga bei der ARD nach wie vor auf einem klaren Standpunkt und lässt sich nach außen keine Kompromisse abringen. "Dass wir nach 20 Uhr keinen Pfennig ausgeben, das bleibt auch so", sagt er fest. Auch eine Neuorganisation des Spieltages scheint mit ihm nicht zu machen. "Dass ich in meiner letzten Schlacht für ein Live-Spiel am Samstagabend biete, das können sie ausschließen", kündigt Struve in der Diskussion an und verweist darauf, das jede Einschränkung, die die "Sportschau" der ARD bei ihren Spielzusammenfassungen am frühen Abend hinnehmen müsste, den Wert der Ware Bundesliga schwäche. "Eins ist völlig sicher: Um jeden Preis wird es eine 'Sportschau' nicht geben. Da gibt es in der ARD auch keinerlei zweite oder dritte Meinung", sagt er.

Die letzte Schlacht für Struve scheint hart zu werden. Doch so fest er auf seinen Positionen zu stehen scheint, so liebevoll begegnet er in der Diskussion seinem öffentlich-rechtlichen Kollegen. "Herr Brender, das ist einer der Gründe, warum ich Sie so liebe - jedenfalls soweit ich Männer lieben kann", sagt er im Verlauf der Gesprächsrunde scherzhaft zum Chefredakteur des ZDF. Der würde im Gegenzug Struve "die öffentliche Beichte abnehmen und ohne dass er ins Konkrete geht, ihm sofort alles verzeihen", so scherzt Nikolaus Brender später zurück. Das ist wohl der Grund, warum Struve an diesem Montag in Mainz seine "Liebe zum ZDF" als "immerwährend" bezeichnet.

Auch für Bayern München-Manager Ulli Hoeneß und dessen emotionalen Ausbruch bei einer Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr findet der ARD-Programmchef warme Worte. Er spricht von einem "Länderspiel, das durchaus so emotional ist, wie Sie auch werden können, wenn es um Eintrittspreise geht", und meint damit Hoeneß' Ausraster vor laufender Kamera. "Das war wirklich so gut, da wäre ich fast bei Bayern München eingetreten, um solchen Schauspielen, die ich gut finde, auch live beiwohnen zu dürfen, Wie hoch ist denn der Jahresbeitrag bei Ihnen?", fragte Struve.

Genug Zeit wird er ab November haben. Dann tritt der mittlerweile 68-Jährige in den Ruhestand ein und muss sich keine Gedanken mehr um den Fußball machen. Das Feld ist bestellt - mit Herres scheint ein Nachfolger gefunden, der Struves Vertrauen genießt, sich als würdiger Erbe zu erweisen. Doch bis es soweit ist, will er noch einmal die Liga nach Hause holen - und das in Zeiten, in denen sich vieles ändert. Man darf auf weitere Glanzlichter hoffen, die Struve - wie am vergangenen Montag in Mainz - auf den kommenden Kongressen der Saison setzen wird.