Grafik: DWDL.de; Logos: ARD & ZDFUlrich Tilgner sorgte bereits Anfang des Jahres für Aufsehen, als er ankündigte, künftig nicht mehr als Korrespondent für das ZDF arbeiten zu wollen und das mit harscher Kritik an seinem Arbeitgeber verband. Dort sei er nur noch für "journalistische Folklore" zuständig gewesen und die Redaktion zu Hause habe Druck ausgeübt, wie Geschichten aussehen müssten.

In die gleiche Kerbe schlugen kürzlich auch weitere Korrespondenten gegenüber in der TV-Zeitschrift "Gong". Alexander von Sobeck etwa, der das ZDF-Büro in Paris leitet, will erkannt haben, dass das ZDF "immer stärker mit der privaten Konkurrenz mitschwimme". Balkan-Korrespondent Prömpers wähnt sich inzwischen schon bei der "'Bild'-Zeitung des Fernsehens" und verweist auf darauf, schon Anweisungen wie diese erhalten zu haben: "Mach mal was über die Wahl in Bulgarien - aber ohne die Politiker. Die kennt ja sowieso kein Mensch."

Beim Süddeutschen Journalistentag in Mainz legte nun unter anderem Ulrich Tilgner bei seiner Kritik am ZDF nach, wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet. So müsse man als Korrespondent inzwischen zu Tricks greifen, um überhaupt Themen in Deutschland unterzubringen. Nur noch was bei Nachrichtenagenturen über den Ticker gehe, sei ein Thema - deshalb müsse man sozusagen Köder auswerfen und die Nachrichtenagenturen selbst auf Themen hinweisen.

Tilgner erklärte, er habe einige Zeit selbst bei Agenturen gearbeitet und dort morgens schlicht selbst Meldungen zu seinen Themen abgesetzt. Danach habe er keine Probleme gehabt, die Redaktion zu überzeugen. "Die riefen 20 Minuten später von sich aus an", so Tilgner laut "FR".

Doch nicht nur das ZDF wurde kritisiert, auch bei den ARD-Korrespondenten regt sich offenbar langsam Kritik. Sonderkorrespondent Thomas Marowski sagte, er müsse inzwischen häufig mit Redakteuren diskutieren, wie die Wirklichkeit sei". Die Redaktion würden ihm dann anderslautende Meldungen entgegenhalten. Das nehme inzwischen "erschreckende Ausmaße" an.