Foto: PhotocaseEnde Mai vergangenen Jahres rief "Bild" seinen sogenannten "Leserbeirat" ins Leben. Insgesamt 32 Vertreter wählte das Blatt nach eigenen Angaben aus über 12.000 Bewerbern aus, die nun einen "Querschnitt der Gesellschaft" darstellen sollen. Zwei Mal im Jahr dürfen sie der Chefredaktion des Boulevard-Blattes ihre Kritik und Anregungen vortragen.

Bei der ersten Sitzung im Oktober vergangenen Jahres kamen aus Richtung des Leserbeirats dann allerdings einige eher kurios anmutende Vorschläge. So störte man sich etwa an einem monatlich erscheinenden "Mond-Kalender", für den man - unerhört - monatlich eine ganze Seite freigeräumt habe. Auch diesmal ließ mancher Bild.de-Bericht im Vorfeld schon wieder Schlimmes ahnen. Da wurden auch schonmal kritisiert, dass die Witze-Rubrik der "Bild"-Zeitung nicht lustig genug sei.

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Zur eigentlichen Sitzung mit der Chefredaktion sind den Leserbeiräten dann aber auch einige relevantere Forderungen eingefallen. Einer Mitteilung des Springer-Verlags zufolge forderte der Leserbeirat etwa unter anderem "besser auf die im 'Bild'-Titel geführten Grundsätze 'unabhängig' und 'überparteilich'" zu achten. Ob die Beiräte dabei auch an die jüngsten Kampagnen wie etwa gegen die Schließung des Flughafens Tempelhof, für die "Bild" wochenlang trommelte ohne ein einziges Argument der Gegenseite aufzuführen, oder die Ausländer-Kampagne, mit der offensichtlich Roland Koch im Wahlkampf unterstützt werden sollte, gedacht haben, ist zwar nicht klar - doch angesichts dessen kann eine Ermahnung der Chefredaktion zumindest nicht schaden. Jetzt müsste man sich dort nur noch daran halten.

Andere Forderungen des Leserbeirats lauteten, die "Bild" solle "mehr Werte vermitteln", mit ihrer Berichterstattung "dem sozialen Frieden dienen" und bei sozialen Themen "die Jungen und Alten sowie Ost- und Westdeutsche nicht spalten sondern stärker versöhnen". Auch der Ratgeber-Seite, die laut "Bild" auf Anregung des Leserbeirats eingeführt worden war, widmete man sich wieder und forderte "mehr Tipps zum Sparen" sowie die Möglichkeit, online auf alle Ratschläge zugreifen zu können. Weitere Vorschläge betrafen die bessere Einbindung der Leser, etwa über Votings, eine Online-Community oder den Abdruck von mehr Leserbriefen.

Insgesamt seien die Leserbeiräte aber zufrieden gewesen, so zumindest Springer in einer Mitteilung, zumal viele Vorschläge bereits umgesetzt worden seien. Auch Chefredakteur Kai Diekmann ist von der Einführung des Leserbeirats zudem nach wie vor begeistert: "Es ist beeindruckend, mit welchem Enthusiasmus unsere Leser daran mitarbeiten, ihre Zeitung noch besser zu machen. Die persönliche Identifikation mit unserem Blatt ist enorm! Die Begegnung mit dem Leserbeirat ist für mich ein wichtiger Pulsmesser", so Diekmann.