Logo: RBBRBB-Intendantin Dagmar Reim meldete sich, ähnlich wie ihr Kollege Udo Reiter vom MDR, in den vergangenen Monaten schon mehrfach zu Wort und wies auf die finanziellen Probleme ihres Senders hin. Weil im Sendegebiet des RBB aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit 14,5 Prozent der Haushalte von der Rundfunkgebühr befreit sind statt nur 9 Prozent im ARD-Durchschnitt und zudem durch Abwanderung und Haushalte, die die Gebühren einfach nicht bezahlen, ist der Sender in finanzielle Nöte geraten.

Die mehrfachen Appelle an die Solidarität innerhalb der ARD und die Unterstützung durch wohlhabendere Sender verpufften dennoch weitgehend. Gerade mal zu einer kleinen Anpassung des Verteilungsschlüssels konnte sich die ARD jüngst bei ihrer Hauptversammlung durchringen. Doch dem RBB fehlen nach eigenen Angaben in der kommenden Gebührenperiode ab 2009 dennoch 54 Millionen Euro. Nachdem in den vergangenen Jahren durch Personalabbau und allgemeine Ausgabenkürzungen schon kräftig gespart wurde, kommt der Sender nun offenbar um Einschnitte ins Programm nicht mehr herum.

In der vergangnenen Woche kündigte RBB-Sprecher Ralph Kotsch bereits an: "Wir wollen nicht mit dem Rasenmäher gleichmäßig alles beschneiden. Statt dessen könnten einzelne Elemente vollständig entfallen. Es steht ein Fragezeichen hinter jedem Programm und hinter jeder Sendung", so Kotsch. Nun steht auch fest, welche Elemente es genau betrifft.

So verkündete der RBB am Mittwoch das aus für das Fernsehmagazin "Polylux" im Ersten zum Jahresende. Fernsehdirektorin Dr. Claudia Nothelle: "Tita von Hardenberg und ihr Team haben elf Jahre lang die Hauptstadt gegen den Strich gebürstet. Wir danken ihr für viele schräge Einfälle und den Blick auf die komischen und verrückten Seiten Berlins. Gern hätten wir 'Polylux' weiterhin für Das Erste produziert. Leider haben wir die finanziellen Möglichkeiten dafür nicht mehr."

Weiteres prominentes Opfer ist gleich ein kompletter Radiosender: Ebenfalls zum Jahresende wird der RBB sein Integrationsprogramm Radiomultikulti aufgeben. RBB-Intendantin Reim bezeichnete das Aus als "schmerzlichen Einschnitt in unsere Programmvielfalt". Die finanzielle Situation lasse es aber leider nicht zu, alle sieben Radioprogramme zu erhalten. Stattdessen übernimmt der RBB ab dem 1. Januar 2008 das multikulturelle Programm "Funkhaus Europa" des WDR. Ähnlich wie Radiomultikulti sendet auch Funkhaus Europa ein 24-stündiges Programm in Deutsch und 17 weiteren Sprachen.

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Radiomultikulti besteht seit 1994 und kam laut der jüngsten Media-Analyse vom März 2008 auf einen Marktanteil von 0,8 Prozent. Das entspricht täglich 37.000 Hörern. Immerhin: Die 28 fest angestellten Mitarbeiter von Radiomultikulti sollen auch nach dem Aus des Senders beim RBB bleiben. Außerdem werde man versuchen, die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in anderen Programmen zu beschäftigen, so Hörfunkdirektor Christoph Singelstein.

Das Fazit, das Dr. Ulrike Liedtke, Vorsitzende des RBB-Runfunkrates, nach der Ankündigung der Einschnitte zieht, klingt wie eine Anklage gegen die restlichen ARD-Sender: "Der RBB ist unverschuldet in Not geraten. Er leidet unter Gebührenausfällen und darunter, dass die Rundfunkgebühren ungerecht verteilt werden. Intendantin Reim hat die wohlhabenden ARD-Sender um Hilfe gebeten. Dass sie im Ergebnis nur wenig Unterstützung erhielt, führt nun zu diesen unvermeidlichen, bitteren programmlichen Konsequenzen."