Logo: Astra"SES Astra bietet neue digitale TV-Dienstleistungen". Unter dieser harmlos anmutenden Überschrift versteckt sich ein weiterer Hinweis darauf, dass die Privatsender künftig wohl digital via Satellit nicht mehr unverschlüsselt zu sehen sein werden, sondern nur noch gegen eine monatliche Gebühr. Bereits in der vergangenen Woche wollte ProSiebenSat.1-Chef de Posch dies nicht mehr ausschließen, nachdem zuvor monatelang entsprechende Pläne von allen Seiten heftig dementiert wurden.

SES Astra bietet Sendeabwicklung, Codierung, Vermarktung und Kundendienst an

Um die Verschlüsselung durchzuführen baut SES Astra laut der Mitteilung eine Infrastruktur für Free-TV, Pay-TV und interaktive Zusatzdienste auf. Das Angebot besteht aus Sendeabwicklung, Kodierung der Sendesignale, Verbreitung von Zugangskarten und Kundendienst. Für die Sendeabwicklung und –technik wird Astra die bestehende Tochterfirma Astra Platform Services (APS) in Unterföhring nutzen, für Logistik, Vermarktung und Service soll eine neue Tochterfirma gegründet werden.

"Unser Angebot wird allen interessierten Free- und Pay-TV-Sendern den Eintritt ins digitale Zeitalter erleichtern und die Verbreitung neuer Programme und Programmpakete und damit mehr Wettbewerb ermöglichen. Auf diese Weise geben wir der digitalen Entwicklung in Deutschland einen wichtigen Impuls und stellen die technologische Vorreiterrolle des Satelliten unter Beweis", so SES Astra.

Logo: AstraDie "zweite Fernsehgebühr" kommt

Damit die Zuschauer das digitale Angebot nutzen können, benötigen sie einen passenden TV-Receiver mit entsprechender Smart Card. Zugang erhalten die Zuschauer jedoch nur gegen "Entrichtung einer niedrigen monatlichen Digital-Pauschale, die der Abdeckung der technischen Kosten für den Betrieb der digitalen Infrastruktur dient", so Astra. Diese Gebühr soll "unter 5 Euro" liegen, wie Astra-Chef Ferdinand Kayser gegenüber dem "Handelsblatt sagte. Über die endgültige Höhe sei aber noch nicht entschieden. Mit den Privatsendergruppen befinde man sich derzeit in intensiven Verhandlungen, eine endgültige Entscheidung sei aber auch hier noch nicht getroffen.

Als Begründung für die geplante Gebühr gibt SES Astra an, dass zur Erweiterung der digitalen Satellitentechnik Investitionen erforderlich seien, weshalb es das "Satellitenfernsehen der Zukunft nicht mehr zum Nulltarif" geben könne. Darüberhinaus sei den Sendern durch die Gebühr der Aufbau neuer interaktiver Anwendungen und die Verbreitung in HDTV möglich. Zudem könnten Programmrechte künftig präzise geographisch abgegrenzt werden.

Mit der neuen Gebühr geht nach Ansicht des Berliner Landesmedienanstaltsdirektors Hans Hege auch eine Änderung des Geschäftsmodells von Astra einher. "Die Satellitenbetreiber wollen das gleiche Angebotsmodell wie die Kabelanbieter", so Hege gegenüber der "Financial Times Deutschland". Die Last der Transportkosten werde dabei von den sendern zu den Zuschauern verlagert. Bisher zahlen lediglich die Sender für die Übertragung via Satellit.

Logo: PremiereÄrgerlich für die Zuschauer, ein Problem für Premiere

Ärgerlich ist der Vorstoß Astras nicht nur für die Zuschauer, die künftig - neben den GEZ-Gebühren - eine zweite monatliche Gebühr berappen sollen, sondern auch für Premiere. Seit Astra das Sendezentrum von Premiere übernommen hat, kann der Satellitenbetreiber auch anderen PayTV-Sendern Zugang zu dieser Infrastruktur bieten - was allerdings Premiere zwischen 1,70 und 3 Euro pro Kunde bringt. Ein netter Nebenverdienst für den PayTV-Sender. Auf diese Plattform wären die anderen Sender künftig aber nicht mehr angewiesen.

Interessant ist die Entwicklung auch für den neuen Bundesliga-Rechteinhaber Arena. Dieser wäre nach der bisherigen Lage via Satellit noch auf die Premiere-Infrastruktur angewiesen gewesen, könnte diese jedoch durch die neue Astra-Infrastruktur umgehen. Nach Angaben der FTD gingen dem Bezahlsender so 40 Millionen Euro Jahreserlös verloren. Die Zeit drängt in diesem Fall allerdings: Bis zum Start der neuen Bundesliga-Saison müssten Empfangsgeräte und Smartcards für das neue Astra-Angebot verfügbar sein, da Arena den Zugang zu seinem Angebot von Beginn an auch via Satellit anbieten muss.