Logo: EntavioEs sollte eigentlich eine schöne zusätzliche Einnahmequelle für die privaten Free-TV-Sender werden. Über die "Entavio"-Plattform des Satellitenbetreibers Astra sollten die bislang frei empfangbaren Sender künftig nur noch mit Decoder und gegen eine monatliche Gebühr in Höhe von 3,50 Euro zu empfangen sein.

Doch diese Pläne stehen nun wohl zumindest vorerst und in der bislang geplanten Form vor dem Aus. Mit ProSiebenSat.1 hat eine der beiden großen privaten Sendergruppen gegenüber dem Kartellamt angekündigt, auf die Ver- und Entschlüsselung gegen Entgelt zu verzichten. Hintergrund ist ein Verfahren des Bundeskartellamts.


Das Kartellamt äußerte den Verdacht, dass sich ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe bei der Einführung der umstrittenen entgeltpflichtigen Grundverschlüsselung abgesprochen hätten. Die Beteiligten hatten daher vom Bundeskartellamt vor einiger Zeit bereits Abmahnungen kassiert. Durch die nun erfolgte Erklärung von ProSiebenSat.1 wurde das Verfahren des Kartellamts nun eingestellt.

Und tatsächlich: Das Vorhaben der digitalen Grundverschlüsselung gegen Gebühr ergibt für die Sender eigentlich nur Sinn, wenn zumindest die beiden großen Sendergruppen mitmachen - wird nur eine der beiden verschlüsselt, hätte diese erhebliche Einbrüche bei Zuschauerzahlen und Werbeeinnahmen zu befürchten. Durch den Ausstieg von ProSiebenSat.1 ist somit nun fraglich, ob mit RTL die zweite große Sendergruppe an "Entavio" festhält. Bislang war RTL für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

ProSiebenSat.1 hatte anders als etwa RTL bislang nicht öffentlich bekanntgegeben, an der Grundverschlüsselung via "Entavio" teilzunehmen. Die Sendergruppe betonte stets, die Entscheidung des Kartellamts abwarten zu wollen. ProSiebenSat.1-Chef de Posch bezeichnete auf den Medientagen München jedoch die Grundverschlüsselung als "unausweichlich". Sie sei aus Lizenzgründen sowie zur Ermöglichung der Adressierbarkeit der Kunden nötig. Die 3,50 Euro seien lediglich eine "Technikpauschale", die zur Deckung der Kosten diene, nicht zur Ermöglichung neuer Einnahmen, wie alle Befürworter des Systems stets betonen.

Einen kompletten Verzicht auf die geplante "Grundverschlüsselung" sieht ProSiebenSat.1 in der Entscheidung demzufolge auch nicht. ProSiebenSat.1-Sprecherin Katja Pichler sagte im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de, dass die heutige Entscheidung lediglich eine Absage an eine Beteiligung am "Entavio"-Projekt darstelle. Damit sei keine grundsätzliche Entscheidung für oder gegen Grundverschlüsselung gefällt worden.