Foto: RTL"Wer es sich heute einfach macht, gibt in einer Suchmaschine einen Begriff ein und hofft, dass der Computer die Arbeit erledigt - und bei Wikipedia verifiziert man dann die Ergebnisse", sagt RTL-Chefredakteur und "RTL aktuell"-Moderator Peter Kloeppel und fügt energisch hinzu: "Das reicht aber nicht!"

Wenn man den Journalismus heute mit der Vor-Internetzeit vergleich, falle auf, dass die klassischen Recherchetools wie Telefon, Bücher, Nachschlagewerke oder eigenes Handarchiv an Relevanz eingebüßt haben, so Kloeppel. Auch der persönliche Kontakt sei weniger geworden. Kloeppel gibt im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de zu bedenken: "Gute Journalisten erkennt man daran, dass sie die Welt nicht nur als "Google" sehen. Natürlich kennen wir die Versuchung des Internets, der man aber nicht gedankenlos erliegen sollte."

Informationsangebote wie Wikipedia sind für RTL-Mann Kloeppel "nicht Nahrung genug, um sie als alleinige Mahlzeit zu sich zu nehmen". Er warnt: "Wikipedia ist eine interessante Quelle, aber man darf auch nicht vergessen wie sie entsteht. Jeder der mal ausprobiert hat, wie man Artikel und Beiträge dort einstellt, muss sich auch immer die Frage stellen: 'Wer bringt sich da ein?' und 'Mit welcher Zielsetzung macht er das?'. Man darf diese zwei Fragen nie außer acht lassen, und man sollte nie die eigene Urteilsfähigkeit vernachlässigen."
 


Bei Blogs rät Peter Kloeppel aus ähnlichem Grund zur Vorsicht: "Vergleichen Sie einen Blog mit dem Onlinedienst eines seriösen Mediums: Der Unterschied muss jedem klar sein." Er beobachte die Blogger-Szene allerdings aufmerksam: "Auf diesem Wege kann man viel darüber erfahren, was andere Menschen umtreibt, oder Themen entdecken auf die man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre", so Kloeppel im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de

Kritik an eigenen Leserreporter-Aktionen mit Handyfotos oder -videos wie sie neuerdings auch bei "RTL aktuell" veranstaltet werden, weist Kloeppel zurück: "Wir können unsere Augen nicht davor verschließen, dass „user generated content“ eine immer wichtigere Rolle spielt und auch in Zukunft spielen wird. Als Redaktion sind wir aber noch immer der Filter, der zwischen der Entstehung und der Ausstrahlung sitzt."