Foto: RTLHeute Abend nun ist es soweit: "Deutschland sucht den Superstar" geht in die vierte Staffel und Dieter Bohlen (Bild) zieht als Zuschauerfänger seine Runden durch die Boulevard-Presse. So echauffiert sich die "Bild" heute und titelt: "Jetzt dreht Bohlen durch!". Man fragt sich dort, ob der Juror der Sendung, der als Quotengarant gilt und sich mit seiner rumpeligen Art zum Herrgott des Musikverstandes emporlabert, in der kommenden Staffel zu weit geht. Denn für entwürdigende sprachliche Entgleisungen ist Bohlen bekannt - und vor allem: beim Zuschauer beliebt. Sei es, um hämisches Vergnügen zu bereiten, sei es, um als abschreckendes Beispiel zu dienen.

Ein schönes Thema hat die "Bild" da ins Blatt gehoben, das keinerlei tieferen Sinn in sich zu tragen scheint, als auf den Start der Sendung hinzuweisen. Denn was als Frage durchaus Berechtigung hat - Wo liegen die Grenzen von Geschmack und Häme, und wie begrenzen gesellschafltiche Werte den Humor? - dient lediglich als Steilvorlage, noch einmal die sprachlichen Entgleisungen des Platten-Millionärs genüsslich zu zelebrieren.

Unter der Überschrift "Noch lustig oder zu derb?" lässt das Blatt seine Leser selbst urteilen, in dem es eine Übersicht über das gibt, was die Zuschauer erwartet. Eine Psychologin gibt ihre Expertise, was diese Entgleisungen bei den Kandidaten auslösen („Man ist am Boden zerstört und schämt sich“) und RTL kommentiert, dass man die schlimmsten Engleisungen nicht ausstrahlen werde. Geht man nach dem Bild-Bericht, scheinen allerdings Aussagen, die junge Kandidaten mit Exkrementen vergleichen nicht „unter die Gürtellinie“ zu gehen.

Im Online-Auftritt des Blattes lassen sich dann entsprechende Devotionalien erstehen: Das Buch "Dieter Bohlen - Meine Hammer-Sprüche" und die DVD zur Show werden in Anzeigen direkt neben dem Text beworben. Journalistisch alles sauber. Aber auch ein Beispiel dafür, wie PR funktioniert.


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Man darf gespannt sein, wie sich die Quote des nunmehr vierten Sangeswettstreits bei RTL entwickeln wird und wie die flankierende Berichterstattung der Boulevard-Blätter dazu aussieht. Bei Bohlen wird es wohl nicht bleiben. Wenn seine Schützlinge die nötige Fallhöhe erreicht haben, ist zu erwarten, dass uns bald wieder vermehrt die Lebensumstände uns bis heute unbekannter Personen, die ein bisschen singen können, in großen Lettern entgegenprangen. Man ist am Boden zerstört und schämt sich.