Foto: PremierePremiere-Chef Michael Börnicke bleibt trotz der sehr schwach geratenen Zahlen im ersten Quartal Optimist - und die Hauptschuld für die schwache Performance sieht er weiter beim Piraterie-Problem. "Ich möchte nicht wissen, wie das Ergebnis einer Bank aussehen würde, deren Safe offen steht. Genau das ist bei uns aber der Fall, seit im November unser Sicherheitssystem geknackt wurde", so Börnicke in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Um die Verluste zu begrenzen habe Premiere zunächst die Ausgaben, insbesondere im Marketing-Bereich gekürzt. Nachdem die Sicherheitslücke wieder geschlossen wurde, will Börnicke hier die Ausgaben hochfahren - schließlich rechnet er damit, dass er allein dadurch 200.000 neue Abonnenten für Premiere gewinnen kann. Zudem beruht seine Hoffnung auf "Halbpiraten", wie Börnicke sie nennt - also Kunden, die ein kleines Abo bestellt haben, aber weitere Pakete schwarz sehen. "Wir gehen davon aus, dass zusätzlich 300.000 bis 500.000 Kunden dann größere Paketkombinationen bestellen werden", so Börnicke. Neukunden bleibt zudem auch gar nichts anderes übrig: Durch die neue Angebotsstruktur ist die Zeit der 10-Euro-Pakete ab Juli vorbei.

All das reicht aber noch lange nicht, um das kürzlich schon ausgegebene, etwas sehr ambitioniert klingende Ziel von 10 Millionen Kunden bis 2012 zu erreichen, das Börnicke erneut wiederholt - garniert mit der überraschenden Aussage: "Da muss man gar nciht zaubern". Im Zuge der Digitalisierung würden etwa ein Viertel der 40 Millionen Fernsehhaushalte in Deutschland und Österreich zu Premiere-Kunden, ist sich Börnicke sicher. Und die Triebfeder sieht er beim HDTV-Angebot: "Die Leute kaufen sich massenhaft teure Flatscreens und sind dann vom schlechten Bild enttäuscht. Das sind alles potentielle Premiere-Kunden, weil wir auch bei HDTV Vorreiter sind." Doch Börnicke schränkt seine optimistische Prognose auch ein: Unter den 10 Millionen Kunden erwartet er viele Prepaid-Kunden, die etwa Premiere Flex oder die On-Demand-Dienste im Internet nutzen.

Beim Thema Bundesliga gibt sich Premiere-Chef Börnicke weiter optimistisch - auch weil man diesmal nicht ultimativ auf mehr Exklusivität beharrt wie noch bei der letzten Rechtevergabe. "Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet und werden dieses Mal nicht negativ überrascht", gibt er sich überzeugt. Die Übernahme der fertig produzierten Bilder vom geplanten Sirius-Sender schließt er aber erneut aus. Premiere werde alle rechtlichen und sonstigen Möglichkeiten ausschöpfen, um diesen Bundesliga-Sender zu verhindern. 

Auch das Thema Sat.1 hat Michael Börnicke noch nicht aufgegeben - auch wenn er es kürzlich erst einmal hintenangestellt hat. "Der Kauf eines Senders wie Sat.1 bleibt für uns mittelfristig ein Thema - im nächsten Jahr kommt das wieder auf die Tagesordnung." Schließlich passe Sat.1 allein schon aufgrund der Altersstruktur des Publikums und der Ausrichtung hervorragend zu Premiere. Auch die Finanzierung macht ihm keine Sorgen: Den Preis könne man "sicher über den Kreditmarkt finanzieren" - News Corp. als Partner sei da gar nicht notwendig.