Logo: WBDas Vorrundenspiel Deutschland gegen Kroatien war nun wirklich nicht das erste Fußballspiel, das das ZDF übertragen hat. Umso peinlicher und gleichzeitig entlarvender war ein Fehler in der Senderegie nach Spielende. Damit setzte das ZDF dem ohnehin - und auch bei Übertragungen im Ersten - unerträglichen Sendeablauf in Halbzeitpause und nach Abpfiff der EM-Spiele die Krone auf. Sobald auf dem Platz abgepfiffen wird - egal ob zur Halbzeit oder Spielende - geht es unmittelbar danach in eine erste Werbepause mit den zwei TV-Spots der EM-Sponsoren Kia und Hyundai. Flankiert werden beide Spots vom durch den häufigen Einsatz bereits nervenden Jingle der Uefa Euro 2008. Zurück im Stadion durfte Béla Réthy am Donnerstagabend im ZDF dann jeweils nur wenige Sekunden lang Belanglosigkeiten von sich geben, bevor es - erneut mit den Uefa Euro 2008-Jingles - in die nächste vom ZDF verkaufte Werbepause ging. Diesmal deutlich länger.

Doch es geht noch besser: Am Donnerstagabend muss das ZDF die Panik gepackt haben als man ein gerade begonnenes Interview mit Philipp Lahm nach Ende des Kroatien-Spiels gegen 19.55 Uhr rabiat abbricht, um in die Werbung zu gehen. Das war wohl öffentlich-rechtliches Fernsehen mit privatwirtschaftlichen Prioritäten. Der Werbekunde vor dem Zuschauer, die gebuchten Spots vor journalistischen Inhalten. Vermutlich hatte man beim ZDF einfach Sorge, die Werbespots sonst nicht mehr regelgerecht vor 20 Uhr ausgestrahlt zu bekommen. In Mainz würde man dies vermutlich als Beispiel dafür zitieren, dass die 20 Uhr-Werbegrenze zu unflexibel sei.
 


Doch als bereitwilliger Gebührenzahler, Fernsehzuschauer und Medienjournalist kann ich nur entgegnen: Ein generelles Werbeverbot bei den Öffentlich-Rechtlichen würde die Kollegen in Mainz (und nicht nur die) nicht mehr vor die schwierige Entscheidung stellen, ob sie auch künftig in solchen Situationen Werbung dem Inhalt vorziehen sollen. Ganz nebenbei würde es aus Sicht des Zuschauers - und letztlich des Gebührenzahlers - einen klaren Mehrwert schaffen, wenn öffentlich-rechtliches Fernsehen mit einem werbefreien Programm gleichgesetzt werden könnte. Wer damit gleich enorme Gebührenerhöhungen verbindet, denkt zu kurz und falsch. Die Ausgabenseite ist ja nochmal ein Thema für sich. Es lässt sich nur derzeit kaum noch vermitteln, wie ARD und ZDF einerseits Gebühren erhöhen wollen und sich gleichzeitig aus dem Werbetopf bedienen. Übrigens durch die Trickserei mit dem Sponsoring auch noch nach 20 Uhr.

Man kann bei ARD und ZDF, wie schon erwähnt, viel über die Ausgabenseite diskutieren. Das wird gerade in diesen Tagen auch intensiv getan. Doch bevor es um die Verteilung des Geldes geht, sollte auch geklärt werden wie es verdient wird. Und da hat das ZDF am Donnerstagabend eine Steilvorlage für all diejenigen geliefert, die einen generellen Werbeverzicht der Öffentlich-Rechtlichen fordern. Aber falls wir das jemals erleben sollten, so wird es noch einige Zeit dauern. Grundsätzliche Veränderungen zu ihren Ungunsten wussten ARD und ZDF schon immer effektiv zu verhindern bzw. zu verzögern. Wann immer also auch künftig vor 20 Uhr die Gelegenheit besteht, der Werbung Vorrang zu geben, werden es ARD und ZDF wohl tun. Da muss Philipp Lahm warten.