Bild: Medienwoche@IFA"Die klassische Trennung von Internet und Presse geht am Nutzer vorbei, der beide Medien nutzt und bei der Recherche erwartet, alle Informationen im Netz zu finden. Alle Inhalte sollten daher frei zugänglich sein", forderte Terry von Bibra, Geschäftsführer Yahoo Deutschland, in seinem Eingangsstatement zum Panel „Internet. Das neue Leitmedium?“, mit dem die Medienwoche Berlin-Brandenburg heute Vormittag eröffnet wurde.

Jede künstliche Trennung gehe am Nutzer vorbei, der künftig mehr denn je bestimme, wie und wann er sich informiert und unterhält. Daher seien alle medienpolitischen Bemühungen, die Medien zu trennen und die Anbieter einzuschränken, auf die Vergangenheit und nicht auf die Zukunft ausgerichtet.

Seiner Vision des Zusammenwachsens von Netz, TV-Bildern und Radio stimmten die Disputanten Bernd Buchholz, Gruner + Jahr, Christiane zu Salm, Burda Media, Markus Englert, ProSiebenSat.1 Media AG, Markus Schächter, ZDF, Lutz Marmor, NDR, Wolf Bauer, Ufa und Achim Berg, Microsoft Deutschland,  zu. Bleibt nur ein Haken: Die Finanzierung der Inhalte. In diesem Punkt hört die Einigkeit auf. Die Heftigkeit des Disputs zwischen den Vertretern der klassischen Printpresse und den Intendanten der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten erinnerte an die heißen Diskussionen zwischen gebührenfinanzierten und privaten Sendern um das Nebeneinander des duales Systems und die Gunst des Publikums.

Beide wollen bewegte Bilder im Internet anbieten, denn sie seien der entscheidende Motor des Wachstums. Wer dort nicht adäquat präsent ist, wird bald nicht mehr wahrgenommen. Das gilt für ein Verlagshaus Gruner & Jahr, das Marken wie „stern“ und Brigitte“ im Netz ausbaut oder die Burda Media AG, die Informationen klassischer Zeitschriftenformate in Portalen bündelt, ebenso wie für "heute" und das Magazin "extra3", die über die Mediatheken neue Zuschauer gewinnen. 

Diese Marken aus den klassischen Medien stehen für die Seriosität der Information, auch wenn konstatiert wurde, dass das Internet insgesamt die Tendenz zur Boulevardisierung verstärke und selbst vor den Portalen seriöser Presse-Titel nicht halt mache. Trotzdem bieten sie eine Orientierung in der Informationsflut, ständen für seriösen Journalismus und binden so Nutzer. Das ist ebenso die Herausforderung für die Angebote von fiktionalen und Unterhaltungsformaten im Netz, wobei hier auf die emotionale Ebene gesetzt wird.

Umgekehrt hat das Internet das klassische Medium Fernsehen verändert und wird es weiter ändern. ProSiebenSat.1 entwickelt kostengünstige Internetformate als Experimentierfeld für die Programme. Auch die UFA hat unterschiedliche Preismodelle für ihre Produkte in TV und Netz. Bei der Finanzierung des Contents setzen Verleger, private Sender und Internetanbieter jedoch nur auf die Klassiker Werbung und Verkauf. Angebote, die heute durch den Erlös des Print- oder Fernsehgeschäfts finanziert sind, werden künftig oftmals nur noch gegen Bares nutzbar sein, wie es heute bei den Fachmedien schon der Fall ist.

E-Commerce und Werbung sind uns im Internet doch verboten und so kann es auch bleiben, wandten die Verantwortlichen von ARD und ZDF ein. Und der Gebührenrahmen ist auch klar. Ansonsten lasst uns alle Freiheiten im World Wide Web. Sie ernteten heftigen Widerspruch von den Verlagen, die den monetären Vorteil der Sender in absehbarer Zeit nicht ausgleichen können. Zu lange haben sie vielleicht auf das Gedruckte gesetzt. 

Doch während die Deutschen noch kleinlich über eine Regulierung ihres Marktes diskutieren, lauern im Hintergrund schon die globalen Player, warnte Markus Schächter erneut. Wenn Google oder Gazprom die Rechte für die Olympischen Spiele 2016 und 2018 erwerben, könnten Bildschirme und Internetseiten der deutschen Anbieter gleichermaßen schwarz bleiben.