Bild: ARD/Thorsten JanderGünter Struve wurde in der letzten Podiumsrunde, die er als Programmdirektor der ARD absolvierte, Rechtsaußen platziert. So als könne das Erste die Diskussion um die Fernseh-Rechte für die Spielzeiten 2009 bis 2012 der Fußball-Bundesliga innerhalb des Berliner Medienkongresses nur noch gelassen verfolgen, da es die Rechte schon in der Tasche habe, nachdem das Bundeskartellamt am  24. Juli überraschend empfohlen hat, dass die Spiele vor 20.00 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen ausgestrahlt werden müssen.

Die Entscheidung machte eines der beiden Szenarien obsolet, mit denen DFL und die Leo Kirch nahe stehende Rechteagentur Siruis über sechs Jahre je 500 Mio. Euro  aus der medialen Vermarktung der Liga herausschlagen wollten. Die erste Variante sah eine Sendung im Stil der „Sportschau“ vor. Beim zweiten Vorschlag hätten die ersten Bilder im frei empfangbaren Fernsehen erst nach 22.00 Uhr laufen können.
 


So sicher gibt sich Struve zumindest nach außen nicht. Die ARD werde einen anständigen Preis für die Rechte bieten, kündigte er an. Ob der über dem jetzigen liegen wird, ließ er ebenso wie seine Mitbewerber offen. Die Sender sehen äußerlich gelassen zu, welche neuen Szenarien der Lizenvergabe die DFL und Sirius vorbereiten. Die Zeit arbeitet für sie und es zeichnet sich ab, dass die 36 Vereine der drei deutschen Fußball-Profiliegen nicht mehr, sondern weniger Geld als heute aus den Fernsehrechten einnehmen. Nicht zuletzt, weil sich die Liga verpokert hat und ihr neues Modell der Spieleansetzungen so zugeschnitten hat, dass es Wettbewerb gar nicht mehr möglich macht.

Für das DSF, das jetzt von Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß für die Übertragung der Spiele der 1. Bundesliga am Samstag favorisiert wird,  winkt Rainer Hüttner, EM.Sport Media, zumindest öffentlich ab, in den Bieterwettbewerb einzusteigen. Der Sportsender werde sich mit den „Krumen“ der 2. Bundesliga an den anderen Spieltagen begnügen.

Er wiederholte wie Manfred Loppe, Sportchef bei RTL, dass sich nur die ARD den im dreistelligen Millionenbereich liegenden Preis noch leisten könne. Der Kölner Sender hat sich daher am Rechtepoker gar nicht beteiligt. Er will aber ein Angebot für die drei Sonntagsspiele abgeben. Hier kann das Erste kaum mithalten. Am Sonntag darf es keine Werbung schalten, ohne die Rechte- und Sendekosten noch weniger als heute zu refinanzieren sind. Bleibt also höchstens ein Rennen zwischen Sat.1 und RTL.

Sollte einer der Sender aber das attraktivste Spiel dieses Tages live übertragen, drückt das den Preis für die Pay-TV-Rechte. Was Premiere natürlich weiß. Arena zahlte 205 Millionen Euro Arena - von denen Premiere die Rechte in Sublizenz übernommen hat - in der aktuellen Rechteperiode pro Spielzeit an die DFL. Premiere werde künftig auch nur bieten, was wirtschaftlich zu verantworten sei, kündigte Carsten Schmidt an.
 
Warum sollte seine Geschäftsleitung aber erhöhen, wenn in den vergangenen Wochen gebetsmühlenartig von DFL und Sirius erklärt wird, dass die Entscheidung des Kartellamtes alle kleinen Plattformen verschreckt habe, die Rechte für vielfältige Ausstrahlungsformen im Bezahlfernsehen erwerben und Premiere Konkurrenz machen wollten.  
 
Die 500 Millionen Euro, die Sirius der DFL versprochen hat, werden in dieser Konstellation nicht zu erlösen sein. Auch die 420 Mio. Euro, die die DFL heute erhält, sind in der neuen Rechteperiode wohl kaum zu toppen. Im Gegenteil. Die Schätzungen der Sendervertreter pendelten sich auf rund 400 Millionen Euro ein. Für Peter Peters, Schalke 04, und Tom Bender von der DFL ein Schreckensszenario, das dem deutschen Profi-Fußball nachhaltig schade.

Noch lässt die DFL offen, ob sie die Option wahrnimmt und den Vermarktungsvertrag mit Sirius bis zum 30. September kündigt, und ob sie gegen die Empfehlung des Kartellamts gerichtlich vorgeht. Eifrig wehrt sie sich nun gegen den Eindruck der Konzeptlosigkeit und beteuert an einer Lösung und einem Überraschungs-Coup zu basteln.  

Eher pragmatisch ging es Manfred Loppe an, der einen Runden Tisch vorschlug. Denn die Zeit sitzt allen im Nacken. Die Vereine müssen bis 15. März 2009 ihre wirtschaftlichen Planungen für das kommende Spieljahr vorlegen. Premiere braucht Sicherheit bei den Abos. Bei den Sendern, Sponsoren und Werbeagenturen werden jetzt die Budgets für 2009 verplant. Spätere Umschichtungen sind schwer, betont Loppe. Jeder weitere Zeitverzug könnte den Preis für die Rechte also eher drücken.