Premiere-Chef Mark WilliamsSchon vor einigen Wochen machten Gerüchte die Runde, der neue Hauptaktionär News Corp. sei mit den veröffentlichten Abonnentenzahlen von Premiere alles andere als zufrieden. Unter den öffentlich verkündeten 3,55 Millionen direkten Premiere-Abonnenten seien etliche Karteileichen. Rund drei Wochen, nachdem nun Murdochs Abgesandter Mark Williams (Foto) das Ruder bei Premiere übernommen hat, ist das genaue Ausmaß bekannt - und es ist erschreckend.

Auf Grundlage der neuen Klassifizierung, die "derjenigen von anderen erfolgreichen Pay-TV-Unternehmen" entspreche, weist Premiere zum 30. September 2008 nun nur noch 2,411 Millionen direkte Abonnenten aus, in denen noch 118.000 enthalten sind, die kein Paket abonniert haben, sondern das Prepaid-Angebot Premiere Flex nutzen. Dazu kommen noch 704.000 Wholesale-Abonnenten, die also indirekt Kunden von Premiere sind. Davon kommen knapp 500.000 über Unitymedia, der Rest über T-Home, UPC Österreich, LIWEST und Teleclub.

Rechnet man das zusammen, kommt Premiere nun nur noch auf insgesamt 3,115 Millionen Abonnenten. Das sind satte 940.000 weniger als nach der bisherigen Rechnung. Wie absurd die bisherigen Zahlen waren, zeigt sich, wenn man die Begründung liest: 606.000 wurden nicht mehr berücksichtigt, da diese nur aus Verträgen mit Geschäftspartnern resultieren und bisher nicht zu Abonnement-Aktivierungen geführt haben. Weitere 334 Tausend Abonnenten, die noch über eine Premiere Smartcard verfügen, wurden nicht mehr berücksichtigt, weil ihr Abonnement beendet ist und sie derzeit keine Zahlungen leisten.

Problematisch auch: Premiere ist in den vergangenen Jahren kein Stück voran gekommen. Nach revidierten Zahlen hatte das Unternehmen im vierten Quartal 2005 3,27 Millionen direkte Abonnente, nun sind es nur noch 2,41 Millionen. Dazwischen ging es kontinuierlich bergab. Auch wenn man die Zahl der Wholesale-Abonnenten mit einrechnet, liegt die Abonnentenzahl heute deutlich niedriger als noch vor drei Jahren.

Zur Krise bei Premiere

Auch wirtschaftlich sind die Zeiten für Premiere alles andere als rosig: Für das Gesamtjahr erwartet Premiere nun nach der neuesten Prognose ein negatives Ebitda von -40 bis -70 Millionen Euro. Verbessert werden könnte es noch durch einen möglichen Verkauf von Free-TV-Rechten für die Fußball-WM 2010. Als Konsequenz aus den Zahlen hat Premiere Gespräche mit den Banken über die Restrukturierung von Kreditvereinbarungen aufgenommen. Man sei zuversichtlich, eine Einigung mit den Banken zu erzielen.

Auch erneute personelle Konsequenzen gibt es bei dem Pay-TV-Unternehmen: Nach Vorstandschef Börnicke musste nun auch Finanzvorstand Alexander Teschner mit sofortiger Wirkung seinen Hut nehmen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Mark Williams, CEO der Premiere AG, zusätzlich auch die Verantwortung für das Finanzressort.