Logo: ProSiebenSAT.1Seit der Ernennung des neuen Vorstandsvorsitzenden bei Deutschlands größtem TV-Konzern kennt die Aktie der ProSiebenSat.1 Media AG nur einen Weg – und zwar den nach oben. Am Donnerstagabend wurden zum Handelsschluss fast 1,60 Euro gezahlt – nach langer Abwärtsfahrt ein deutlicher Aufschlag von rund 20 Prozent seit Bekanntgabe der Personalie.

Bringt Ebeling, der vom Pharmariesen Novartis kommt, etwa ein Wundermittel mit, das die hohen Schulden des Unternehmens einfach verschwinden läst? Oder warum wurde die Ernennung von Ebeling so mächtig gefeiert? Immerhin will dieser Kursanstieg mit dem in der Medienbranche völlig unerfahrenen Manager nicht so recht zusammenpassen.

Etwas Aufschluss gibt eine gestern veröffentlichte Studie: Klar habe man sich auch an der Börse in diesen schwierigen Zeiten einen Branchenkenner an der Spitze des Unternehmens gewünscht, nichtsdestotrotz „sei mit dem Ende der Suche ein Unsicherheitsfaktor weggefallen“, so Medienanalyst Felix Braune vom Brokerhaus Cheuvreux.

Immerhin traut man dem als ruppig geltenden Manager offenbar zu, die dringend notwendigen Einschnitte und Einsparungen in relativ kurzer Zeit bei ProSiebenSat.1 vorzunehmen. Die hohe Verschuldung von rund 3,8 Milliarden Euro mache Kosteneinsparungen einfach dringend notwendig, so Chevreux. Es sei aber zu früh für eine weitere Erholung der Aktie, mahnt allerdings Analyst Braune.

Die Ergebniserwartungen bis 2010 sind um 76 Prozent reduziert worden. Und die Finanzmarktkrise verschlimmert die Situation bei dem Medien-Unternehmen deutlich, die höheren Finanzierungskosten belasten den Konzern in Unterföhring stark. Vor diesem Hintergrund blieben die Analysten von Cheuvreux spektisch und votierten "underperform" für die Aktie.

Die ProSiebenSat.1 Media AG verlor schon vor der Finanzkrise kräftig an Wert. Im Tief notierte die Aktie bei 1,22 Euro – ein finanzielles Desaster für die Aktionäre. Wer sich am Anfang des Jahres 2008 für mehr als 15 Euro pro Aktie bei dem Unternehmen engagierte und die Stocks gehalten hat, muss fast mit einem Totalverlust seines Kapitals klar kommen. Die Aktie raste in diesem Jahr von einem Tief zum nächsten.

Foto: ProSiebenSat.1Vor allem die Schulden und die Finanzpolitik der Investoren KKR und Permira brachten den Konzern unter Druck. So muss ProsiebenSat.1 bekanntlich die Hauptlast der eigenen Übernahme schultern. Investitionen ins eigene Programm wurden dagegen verschleppt, Rücklagen nicht gebildet. Mit der rapiden Konjunkturverschlechterung in Europa sind die Probleme dann noch viel größer geworden. Es sei „kein positiver Katalysator für den Titel erkennbar“, urteilte bereits vor einigen Wochen Maxim Tilev von der Commerzbank.

Völlig unbeachtet von der Börse stand dem personellen Neubeginn an der Unternehmensspitze ein großer personeller Substanzverlust eine Etage tiefer gegenüber. Zu nennen sind der Abgang des Finanzchefs Lothar Lanz, den Hut nahmen in diesem Jahr auch Seven One Media-Boss Michael Krautwald und Vermarktungschef Peter Christmann. Auch Andrea Malagara musste seinen Vorstandsposten abgeben.

Last but not least verlässt auch Permira-Chef-Thomas Krenz den Finanzinvestoren zum Ende des Jahres. Es sieht also im neuen Jahr nach einem absoluten Neustart für ProSiebenSat.1 aus. Und dadurch die Möglichkeit, sich aus der Depression zu befreien. Vielleicht hilft auch da Thomas Ebeling, er ist gelernter Psychologe.