Grafik: DWDL.deSat.1 gibt es nicht mehr. Diesen Eindruck könnte man bekommen, wenn man in diesen Tagen die Berichte von Tagespresse, Wochentiteln oder Online-Medien zum 25. Geburtstag des Privatfernsehens liest. 25 Jahre Privatfernsehen werden beinahe gleich gesetzt mit 25 Jahren RTL. Oft wird nicht einmal im Halbsatz erwähnt, dass nicht nur RTL sein Jubiläum feiert. Doch in Zeiten, in denen für manchen Journalisten Gelegenheit vor Relevanz kommt und Bequemlichkeit Recherche verhindert, wundert es kaum. Denn: RTL hat alles gegeben. Die PR zum Sendergeburtstag war umfassend, Journalisten wurden mit allem versorgt. Das zahlt sich ganz offenbar aus.

Bei Sat.1 hingegen herrscht vornehme Zurückhaltung. Nur ein Web-Special zum 25. Geburtstag gibt es. Doch selbst das ist unspektakulärer als die Web-Präsentation von RTL. Große Werbekampagne oder Geburtstagsshow? Bekanntlich Fehlanzeige (DWDL.de berichtete). Zum 20. Geburtstag feierte man sich noch selbst – und eine ganze Branche amüsierte sich köstlich. Nur nicht ganz so, wie Sat.1 es gerne gehabt hätte. Weil zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der damaligen Geburtstagsshows Geschäftsführer Martin Hoffmann das Haus verließ, musste dieser kurzerhand herausgeschnitten werden. Und Gastgeber der Sendung war Harald Schmidt – der den Sender zum Zeitpunkt der Ausstrahlung bereits ebenfalls, noch deutlich spektakulärer, verlassen hatte.

Sat.1 Zentrale in BerlinHeute, fünf Jahre später, ist Sat.1 wieder einmal im Umbruch. Guido Bolten hat die Führung des Senders übernommen. Vor ihm liegt ein schwieriges Jahr angesichts dessen die Feierlaune im Unternehmen ohnehin gegen Null tendiert. Der Umzug nach Unterföhring sorgt trotz inzwischen bekannter Konditionen weiterhin nicht gerade für Begeisterung. Und im Programm? Da war Sat.1 2008 erfolgreich, zumindest nach Quoten. Jedoch in erster Linie durch eine konstant starke Daytime und starken Live-Fußball. In der Primetime gibt es sonst nur wenige verlässliche Leuchttürme.

Möglicherweise auch deshalb wäre eine Geburtstagsshow der Berliner zu entlarvend gewesen: Man hätte vollends in Nostalgie schwelgen müssen. RTL hingegen kombiniert seinen Geburtstag gleich mit dem Start der neuen Staffeln „Ich bin ein Star- Holt mich hier raus“ und „Deutschland sucht den Superstar“. Programmmarken, von einer Stärke, die Sat.1 gern hätte. Dabei gab es durchaus Zeiten, in denen sich die ewigen Rivalen auf gleicher Augenhöhe begegneten. Zuletzt sah es dank „Verliebt in Berlin“ 2005/2006 nach einem wieder spannenderen Duell aus.

Doch heute? Da scherzt Andreas Bartl, Vorstand der German FreeTV Holding der ProSiebenSat.1 Media AG, in einer Video-Botschaft zum 25. Geburtstag der Konkurrenz aus Köln: „Vielen Dank, dass Ihr uns mit Euren Rücklichtern immer so sicher durchs TV-Geschäft geleitet habt.“ ProSieben und Sat.1 – die ewigen Zweiten? Ob die Mitarbeiter der ProSiebenSat.1 Media AG über Bartls Spruch lachen können, darf bezweifelt werden. Insbesondere, wenn ihre Vorgesetzten der Konkurrenz öffentlich gratulieren – und den eigenen Mitarbeitern nicht.