Foto: Hollywood Foreign Press AssociationWenn die ausländische Fachpresse Hollywoods in der Nacht zum Montag ihre alljährliche Auszeichnung vergibt, dann wird nicht nur die TV-, auch die Filmbranche ausgezeichnet. Einmal mehr werden die Golden Globes auch Stimmungsbarometer für die Academy Awards sein. Doch spannender als der Blick auf die Leinwandproduktionen, sind in diesem Jahr die TV-Kategorien. Spannender, weil selten so langweilig. Der Versuch einer Erklärung...

Als beste Serie gewannen in den Jahren 2000 bis 2008 "Die Sopranos", "The West Wing", "Six Feet Under", "The Shield", "24", "Nip/Tuck", "Lost", "Grey's Anatomy" und "Mad Men". Der letztjährige Gewinner ist auch in diesem Jahr wieder unter den Nominierten. Zusammen mit etablierten Serienerfolgen wie "House" und "Dexter" sowie den beiden HBO-Serien "In Treatment" und "True Blood". Verdient hätten es besonders diese beiden Produktionen. Es sind auch die einzigen beiden Produktionen die komplett oder größtenteils nach dem Autorenstreik 07/08 produziert wurden.

Diese Tatsache zeigt: Die Ausbeute an Neustarts der US-Saison 2008/09 war mehr als mager. Ein Problem wird das mit Verzögerung auch für die deutschen Fernsehsender. Nach der Streik-Saison 2007/08 gibt es erneut wenig vielversprechende Ware aus den USA - von einem neuen Hit wie einst "CSI" oder in gewisserweise "Lost" und "Desperate Housewives" keine Spur. Im Gegenteil: Mancher Hoffnungsträger schwächelt in seiner zweiten oder dritten Staffel überraschend.
 

 
Bei den Comedyserien sieht die Reihe der diesjährigen Nominierungen noch trostloser aus als bei den Serien: Egal ob die NBC-Serien "30 Rock" oder "The Office", die Showtime-Serien "Californication" und "Weeds" oder "Entourage" von HBO - alle haben bereits mindestens zwei Staffeln auf dem Buckel. "The Office" gewann schon 2004 einen Golden Globe. Damals wurde allerdings die britische Version ausgezeichnet.

Einen Favoriten unter den Nominierten zu finden, ist nicht schwer: Gemessen an der Anzahl der Emmys und dem Feedback von Kritikern und Publikum scheint eine Auszeichnung für "30 Rock" sehr wahrscheinlich. Es würde sich einreihen in eine prominente Liste. Die Gewinner der Jahre 2000 bis 2008 in dieser Kategorie waren: "Sex and the City" dreimal hintereinander in den Jahren 2000, 2001 und 2002 sowie danach "Lass es, Larry", "The Office", zweimal "Desperate Housewives", "Ugly Betty" und "Extras".

Foto: Hollywood Foreign Press AssociationDie diesjährigen Golden Globe Awards sind, in Bezug auf die TV-Kategorien, ein Spiegelbild des schwächelnden US-Fernsehens, von dem wir auch 2009 vermutlich nicht zu viel erwarten dürfen. Bei aller Wertschätzung für das Talent von Jay Leno ist seine geplante werktägliche NBC-Show um 22 Uhr ein harter Schlag für die Produzentenlandschaft in Amerika. Fünf Sendeplätze weniger für fiktionale Programme.

Und egal ob NBC damit erfolgreich ist und andere Sender es nachahmen oder die Wirtschaftskrise sie von sich aus dazu zwingt: Es steht zu befürchten, dass andere Sender ebenfalls bei fiktionalen Programmen sparen werden. Denn der Autorenstreik 07/08 hat einen bitteren Nachgeschmack. Die großen US-Sender haben non-fiktionale Formate neu für sich entdeckt.

Es könnten im Umkehrschluss gute Nachrichten für deutsche Produzenten sein. Der Nachschub hochwertiger und erfolgreicher US-Ware stockt - auch wenn wir es eben erst mit Verspätung merken. Es könnte jetzt die Stunde der deutschen Serie schlagen. Wohlgemerkt für die Produzenten. Bis das Publikum dann möglicherweise eine neue "Neue deutsche Welle" erlebt, würde es natürlich noch dauern. Hier reden wir frühestens von 2010.