Logo: Sat.1; Grafik: DWDL.deWas waren das noch für Zeiten, damals im Sommer 2006. Die Telenovela "Verliebt in Berlin" erlebte damals ihren Höhepunkt, Millionen Deutsche rätselten, für wen sich Lisa Plenske nun entscheiden wird - und bescherten Sat.1 damit kaum für möglich gehaltene Quoten. Über sieben Millionen Zuschauer sahen damals das Finale der ersten "Verliebt in Berlin"-Staffel, zur besten Sendezeit holte Sat.1 damit fast 40 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe.

Sat.1 hatte offenbar alles richtig gemacht - doch war das womöglich nur Zufall? Danach wollte dem Sender in Sachen Telenovela nämlich einfach nichts mehr gelingen. Die Fortsetzung von "Verliebt in Berlin" scheiterte ebenso wie "Schmetterlinge im Bauch". Sat.1 analysierte - und kam zu dem Schluss, dass man sich zu weit von der klassischen Telenovela entfernt hatte. Also ließ man eine genau solche entwickeln - und griff dabei auf die konzerneigene Produktionsfirma "Producers At Work" zurück, die nicht nur die Telenovela "Schmetterlinge im Bauch" in den Sand gesetzt hatte, sondern  bis dato auch alle anderen Serien-Produktionen.

Trotz der Rückbesinnung auf die klassische Telenovela gelang es Sat.1 dann Ende August - nachdem man die  Soap/Telenovela-affinen Zuschauer monatelang durch eine komplett andere Programmierung in die Arme der Konkurrenz getrieben hatte - nicht, eine ausreichende Zuschauerzahl auch nur neugierig auf "Anna und die Liebe" zu machen. Schon die erste Folge blieb mit nur 11,6 Prozent Marktanteil tief im Mittelmaß hängen - und das sollte für lange Zeit sogar noch der beste Wert für "Anna und die Liebe" bleiben.

Der Marktanteil sackte bereits am Freitag der ersten Woche in den einstelligen Bereich ab und sollte dort mit wenigen Ausrutschern nach oben auch wochenlang verharren. Nur eineinhalb Monate später dann die Not-Operation: Sat.1 befreite "Anna und die Liebe" Mitte Oktober von der direkten, übermächtigen Konkurrenz "Alles was zählt", und zog sie auf 18:30 Uhr vor. Die gute Nachricht: Sat.1 gelang es, "Anna und die Liebe" tatsächlich dadurch zu stabilisieren.

Anna und die Liebe - Wochenschnitt

Der durchschnittliche Wochen-Marktanteil von "Anna und die Liebe" (14- bis 49-Jährige) seit dem Start

Der Marktanteil pendelte in den folgenden Wochen um die 10-Prozent-Marke und sprang immer wieder darüber. Ab Mitte November lag der Wochenschnitt dann erstmals wieder regelmäßig im zweistelligen Bereich. Doch sollten Werte um 10,6 Prozent in der Zielgruppe, die "Anna und die Liebe" fortan erzielte, einen Sender wie Sat.1 tatsächlich zufrieden stellen? Zumal die Änderungen am Vorabend noch eine zweite Konsequenz hatten: Nachdem die Pseudo-Crimedokus "K11" und "Lenßen & Partner" zuvor um 18 Uhr starke Marktanteile weit über Senderschnitt geholt hatten, dümpeln sie nach der Verschiebung um eine Stunde nach hinten nun ebenfalls meist im einstelligen Bereich vor sich hin. Um "Anna und die Liebe" vom Total-Flop ins Mittelmaß zu heben, musste Sat.1 also eine deutliche Schwächung anderer Formate hinnehmen.

Um das langfristig zu rechtfertigen, müsste "Anna und die Liebe" eigentlich aus dem knapp-über-10-Prozent-Ghetto langsam ausbrechen. Gelingen sollte das vor allem in einer Woche, in der die Geschichte auf einen Höhepunkt zusteuert - so wie nun zur 100. Folge. Sat.1 bewirbt die Folgen derzeit als "Woche der Entscheidung". Und tatsächlich macht sich ein zarter Aufschwung in den Quoten bemerkbar. Am Donnerstag wurde mit 0,97 Millionen 14- bis 49-jährigen Zuschauern die bislang höchste Reichweite in der Zielgruppe erreicht.

Der Marktanteil lag mit 11,5 Prozent im grünen Bereich. Auch am Dienstag hatte es mit 11,1 Prozent Marktanteil bereits gut ausgesehen. Dennoch: In einer "Woche der Entscheidung" müsste eigentlich mehr drin sein, als mit Mühe und Not knapp über dem Senderschnitt zu landen - zumal am Mittwoch mit 10,0 Prozent sogar dieser verfehlt worden war. Von einem Erfolg kann man bei "Anna und die Liebe" also auch noch 100 Folgen immer noch nicht sprechen. Es stellt sich angesichts dessen die Frage, ob der Sender auch unter der neuen Führung noch unbegrenzt an dem Format festhalten wird. 

Nachtrag vom 17.01.: Mit Folge 100 konnte "Anna und die Liebe" sich auf 13,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe steigern - was ein neuer Rekord war.