ZeitungszeugenIm Streit um das Projekt "Zeitungszeugen" aus dem britischen Verlag Albertas wird bei der kommenden Ausgabe des Titels, die am Donnerstag erscheint, vorerst auf "verfängliches" Material verzichtet. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal "Zoomer" sagte "Zeitungszeugen"-Chefredakteurin Sandra Paweronschitz: "Wir haben die nächsten Ausgaben so konzipiert, dass wir unterschiedliche Themen abhaken, ohne dafür den 'Völkischen Beobachter' oder den 'Angriff' zu verwenden. In der Zwischenzeit kann hoffentlich eine für beide Seiten tragbare Lösung gefunden werden".
 
Am vergangenen Wochenende wurden Teile der zweiten Ausgabe von "Zeitungszeugen" beschlagnahmt. Die bayerische Landesregierung, bei der die Nachdruckrechte für die Nazi-Zeitungen liegen, befürchtet einen Missbrauch der Titel durch die rechte Szene und setzt sich über das Urheberrecht juristisch gegen die Nachdrucke, die in den "Zeitungszeugen" verbreitet werden, zur Wehr. "Von der Auflage der Ausgabe zum Reichstagsbrand mit 150.000 Exemplaren wurden - so die offizielle Auskunft - bisher 2.500 beschlagnahmt", so Paweronschitz. Von der ersten Ausgabemit einer Auflage von 300.000 Exemplaren seien zwischen 200.000 und 250.000 Exemplare verkauft worden.
 

 

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In dem Interview verwahrt sich die Chefredakteurin gegen den Vorwurf, der Verlag verfahre mit seinem Projekt nach der Methode "Hitler sells". "Klar, 'Zeitungszeugen' ist ein kommerzielles Projekt, es soll sich rechnen. 'Hitler sells' könnte man jetzt auch dem 'Spiegel' und jedem Autor eines zeithistorischen Buchs vorhalten, das sich gut verkauft".

Das Projekt "Zeitungszeugen" ist auf ein Jahr angelegt. Im Wochenturnus werden dort Nachdrucke von Zeitungen aus der Zeit des Nationalsozialismus gemeinsam mit einer historischen Einordnung und einem historischen Plakat veröffentlicht. Ähnliche Titel des Verlags zu national relevanten geschichtlichen Themen gibt es bereits im belgischen Flandern, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Griechenland, Spanien und Österreich.