Logo: ProduzentenallianzBoudgoust wies in Berlin damit die Forderung zurück, die Hersteller von Shows, Serien, TV-Filmen und Kinokoproduktionen an den gestiegenen Einnahmen in Höhe von rund 500 Mio. Euro durch die Gebührenerhöhung zum 1. Januar 2009 zu beteiligen. Er begründete die Haltung des Ersten mit sich weiter öffnenden Schere zwischen Ein- und Ausnahmen. Die Gebührenerhöhung entspreche einer Steigerung des Etats um 1,1 Prozent im Jahr.

Ihr stünden sinkende Werbeeinnahmen und eine immer größere Zahl von Haushalten gegenüber, die keine Gebühren zahlen. In den neuen Bundesländern ist dies vor allem der Befreiung von Hartz IV-Empfängern geschuldet. In den alten Ländern steigt dagegen die Zahl der Gebührenverweigerer. Den schwindenden Einnahmen stehe eine Steigerung der medienspezifischen Kosten einschließlich des Rechteerwerbs um durchschnittlich 6 Prozent in den vergangenen 10 Jahren gegenüber.

Die ARD-Intendanten werden daher in den kommenden Wochen in Klausur gehen, um Einsparungen für die kommenden Jahre zu beraten, die nicht zu Kosten der Qualität gehen sollen. Boudgoust lud die Produzenten ein, diesen Diskussionsprozess im Schulterschluss zu begleiten. Mit der Allianz soll ein regelmäßiger Gesprächskreis installiert werden.

 

Die Produzenten sind allerdings skeptisch. Sie erinnerten an die langjährigen Gespräche mit Boudgousts Vorgängern, die zu keinerlei Annäherung der Standpunkte um die Beendigung des totalen Rechte-Buy-Outs gebracht hätten. Sie brauchen hier eine Veränderung der Terms of Trade, da sie in einer Zwickmühle sind. Die Zahlungen der ARD für fiktionale Programme sind seit Jahren gleich geblieben. Dem stehen wachsende Ausgaben und Budgets gegenüber. Zum einen für die Entwicklung neuer Ideen bis zur Produktionsreife. Die Handelsunkosten in Höhe von 6 Prozent der Budgets decken bei weitem nicht die Ausgaben der unabhängigen Firmen. 10 bis 15 Prozent seien angemessen, argumentiert die Allianz einmal mehr.

Außerdem stehen Tarifverhandlungen für die Mitarbeiter hinter der Kamera an. Ver.di hat den Tarifvertrag zum 31. Dezember 2008 gekündigt. Die Gewerkschaft fordert 10 Prozent mehr Gehalt und eine Begrenzung der Arbeitszeit auf 12 Stunden am Tag, was die Zahl der Drehtage für Serien, TV-Filme und Spielfilme erhöht. Diese Kosten könnten die Produzenten nicht alleine schultern.

Bild: SWR/Rafael KrötzWenn die ARD nicht in der Lage sei, die Budgets zu erhöhen, müsse sie Rechte abgeben, so die Forderung der Allianz. Boudgoust lehnte ab, als Zeichen der Solidarität in der Finanzkrise am Montag alle Auslandsrechte kostenlos an die Hersteller zur Weiterverwertung zurückzugeben. Darüber könne nur für künftige Projekte verhandelt werden.

Um die Online-Rechte wird ebenfalls weiter gestritten. Martin Moszkowicz, Vorstand Film und Fernsehen der Constantin, warf der ARD vor, sie verhindere mit ihrer jetzigen Politik, alle Rechte an sich zu binden, die Entstehung eines Marktes. Boudgoust signalisierte auch hier Gesprächsbereitschaft. Die ARD wolle in den kommenden Wochen prüfen, welche Programme in den Mediatheken nachgefragt seien. Dann wolle er mit den Produzenten in eine neue Verhandlungsrunde gehen.

Die Politik wird ihm dabei auf die Finger gucken. Angelika Krüger-Leißner, medienpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, erinnerte den ARD-Vorsitzenden daran, dass die Politik im Rahmen der Novellierung des FFF und des Film- und Fernsehabkommens nur auf eine gesetzliche Regelung dieser Frage verzichtet habe, weil Sender und Produzenten im November 2008 eine Einigung in Aussicht gestellt haben. Bislang liegt aber nur der Entwurf des Vertrags für die Kinoproduktionen vor. In zwei Wochen soll die endgültige Fassung vorliegen.