Premiere-Chef Mark WilliamsWenn Premiere-Vorstandschef Mark Williams am gestrigen Montag ankündigt, den größten Teil des Programminvestments dieses Jahres in die Erweiterung der Sender-Portfolios zum Relaunch zu stecken, dann markiert diese Aussage die endgültige Abkehr einer bis vor kurzem noch heilig gehaltenen Strategie. Exklusivität um jeden Preis war jahrelang die Maxime. Das galt sowohl für die Programminhalte der eigenen Kanäle als auch für die Verträge mit Drittanbietern, deren Sender ausschließlich via Premiere zu empfangen waren.

Erste Risse bekam dieses Modell zwar schon mit der zusätzlichen Verbreitung der NBC Universal-Sender 13th Street und SciFi über einige Kabelnetzbetreiber. Umgehend kündigte der damalige Premiere-Chef Dr. Georg Kofler damals daraufhin an, bei der nächsten Vertragsverhandlung mit NBC Universal nicht mehr so viel Geld für die Premiere-Verbreitung der Sender zu zahlen. Gut beraten war also augenscheinlich jahrelang, wer dem Wunsch von Premiere nach Exklusivität nachkam. Das Konstrukt hielt auch vorerst weitestgehend.

Doch jetzt rächt sich diese Treue: Was sich schon seit einiger Zeit u.a. mit Premiere Star und dem Ersetzen von Premiere Serie durch Fox abzeichnete, beschleunigt Premiere-Chef Williams jetzt. Die Zeit der Exklusivität bei dem Unterföhringer PayTV-Anbieter ist beendet. Stattdessen zählt Vielfalt. Und weil Premiere es seinen Partnersendern offenbar künftig freistellt, sich auch über andere Plattformen verbreiten zu lassen, will Williams künftig deutlich weniger zahlen.
 

 
Ein Dilemma, in dem derzeit Discovery Networks Deutschland steckt (DWDL.de berichtete). Premiere will offenbar die bisher individuell ausgearbeiteten Deals durch eine einheitliche Entlohnung auf "Cost per Subscriber"-Basis einführen, die im PayTV-Markt international durchaus üblich ist. Laut Angaben des "Kontakter" soll jedoch auch diese Gebühr recht niedrig sein. Die deutlich geringeren Einnahmen sollen die Vertragspartner dann durch künftig mögliche zusätzliche Einnahmen anderer Plattformbetreiber steigern können.

Fraglich ist jedoch, ob das noch möglich ist. Andere PayTV-Plattformen wie die der Kabelnetzbetreiber sind inzwischen weitestgehend mit allen Genres bestückt. Ob dort also noch Bedarf an den bislang exklusiv über Premiere verbreiteten Sendern besteht? Eine berechtigte Sorge, die derzeit u.a. Discovery Networks Deutschland umtreibt, die nach einem kürzlich verkündeten Personalabbau damit erneut Negativ-Schlagzeilen machen.

Foto: PremiereDoch ganz ohne Argumente steht man nicht da. Denn Premiere-Vorstandschef Williams ist trotz aller Härte in den Verhandlungen durchaus angewiesen auf seine Partner. Insbesondere auf Discovery mit seinen Sendern Discovery Channel, Animal Planet und Discovery HD. Denn, dass man gerade bei einer geplanten Sender-Offensive und einem am Montag nochmals angekündigten Ausbau des HDTV-Angebots allzu leichtfertig auf Discovery verzichtet, ist unwahrscheinlich.

Angesprochen auf die Satellitenplattform Premiere Star, betonte Williams am Montag den Wert der Partnerschaften, die man mit zahlreichen Anbietern geschlossen habe. Wie genau die derzeit über Premiere Star angebotenen Kanäle nach dem Relaunch in das Premiere-Programmangebot eingegliedert werden, sei aber noch zu klären. Da dort aber bereits beinahe alle potentiellen Partner auf dem PayTV-Markt versammelt sind, liegt nahe, dass man die via Premiere Star schon an sich gebundenen Sender ins reguläre Programmangebot übernimmt.