n-tv neues LogoAuch wenn der Amoklauf des 17-jährigen Tim K. in Winnenden beendet ist, wird das erschütternde Thema in den kommenden Tagen weiterhin die Nachrichten beherrschen. Nur die Formulierungen werden wohl überlegter ausfallen, die Analysen weniger aufgeregt als an diesem Mittwochmittag als die Nachrichtenmedien in Deutschland sich in einer Mischung aus fehlenden und widersprüchlichen Informationen an jedem Strohhalm klammerten, der blieb. An Aktionismus mangelte es nicht. Einige Nachrichten-Websites richteten sogar Live-Ticker ein, andere nutzten Twitter - sowohl zur Gewinnung als auch Verbreitung von Informationen.

Und auch die Nachrichtensender n-tv und N24 waren live dabei, berichteten über weite Strecken nur über den Amoklauf von Winnenden. Beiden Sendern unterliefen dabei kleine Pannen, die schon kurz darauf mal für mehr, mal für weniger Aufregung im Internet sorgten. So hieß es am Mittag um kurz nach 13 Uhr bei n-tv etwa bei einer Beschreibung des Ortes Winnenden: "Das ist ein kleiner Ort....27.000 und ein paar zerquetschte Einwohner". Angesichts des Amoklaufs keine glückliche Wortwahl. Und kurze Zeit später sah der erstaunte n-tv-Zuschauer ein Telefoninterview mit Prof. Joachim Kersten von der Deutschen Hochschule der Polizei, der das Gespräch zu einer Ohrfeige für die sensationsgeilen Medien nutzte - und n-tv ihm kaum etwas zu entgegnen hatte.
 
 
 
DWDL.de fragte direkt nach bei n-tv-Chefredakteur Volker Wasmuth. "Unsere Moderatoren sind stundenlang non stop on air, sie kommentieren professionell Bilder, die unseren Newsroom live erreichen und die sie nie zuvor gesehen haben, sie reden ohne die Chance eines Vorgesprächs mit Experten und führen die Zuschauer mit Sachverstand durch diese dramatischen Stunden. Da kann schon mal eine Formulierung vielleicht nicht ganz druckreif sein", erklärt Wasmuth. Und weiter: "Jeder muß bedenken: Hier handelt es sich um eine 'breaking news'-Situation, da ist eine Formulierung wie "das ist ein kleiner Ort....27.000 und ein paar zerquetschte Einwohner" vielleicht nicht ideal, aber in meinen Augen verzeihlich. Zudem hat unser Anchor die präzise Zahl im nächsten Satz nachgereicht. Also: Es gibt Schlimmeres für mich."

Beim Konkurrenten aus Berlin, dem zur ProSiebenSat.1 Media AG gehörenden Nachrichtensender N24 gab es offenbar eine peinliche Panne im Webauftritt. Ein früher Artikel zum Amoklauf in Baden-Württemberg wurde mit einem Foto einiger Polizisten, die hinter ihren Streifenwagen in Deckung gehen, bebildert. Dies berichtete zuerst  Twitter-Nutzer Brunser mit Screenshot. Unter dem Foto die Bildunterschrift: "Polizisten auf der Jagd nach dem Amokläufer von Winnenden. Der des Grauens...". Auf dem Foto lässt sich allerdings erkennen, dass ein Polizeiwagen ein Erfurter Kennzeichen hat.
 
N24.de Screenshot Der Screenshot, gemacht von Twitter-Nutzer Brunser
 
Mit anderen Worten: Es wurde also ein Archivfoto vom Amoklauf in Erfurt im Jahr 2002 genutzt.  "Das darf nicht passieren. Passiert aber leider", erklärt Peter Trzka, Leiter N24 Multimedia, auf DWDL.de-Anfrage zu der Panne. Aus Versehen seien Bilder einer aktuellen und einer historischen Bildershow durcheinandergekommen. Wer aus Baden-Württemberg kommt, hätte das falsche Foto übrigens noch leichter als falsch identifizieren können: Die neuen Polizeiwagen im Ländle sind silber-blau, nicht grün wie auf dem von N24 verwendeten, angeblichen Foto aus Winnenden.