Günter SchröderUnd welche Fragen machen die meiste Arbeit?

Wir brauchen natürlich rein mengenmäßig mehr leichte Fragen – wortspielerische Dinge, die einem im Alltag begegnen. Banales Beispiel: Hier (zeigt auf Süßigkeiten in einer Schale) liegt ein Mars, schon hat man eine Planeten-Frage mit Mars, Snickers, Bounty und Twix. Millionenfragen sind hingegen eine seltene Spezies – die findet man nicht jeden Tag, aber wir brauchen sie eben auch sehr viel seltener.

Und wie lässt sich definieren, wieviel eine Frage wert ist?


Den Schwierigkeitsgrad einer Frage kann man häufig über die die Antwort-Alternativen steuern. Die sind daher unter Umständen wichtiger für die Einordnung einer Frage als die formulierte Frage selbst. Beispiel: Wie heißt das Verkehrszeichen, das in der Straßenverkehrsordnung die Nummer 201 trägt? Das weiß kein Mensch. Wenn aber als Antwortalternativen Fadenkreuz, Hohlkreuz, Bundesverdienstkreuz, Andreaskreuz  vorgegeben sind, dann wird es leicht. Die Antworten sind ein gutes Mittel, um zu justieren.
 

 
Werden Fragen konkret für spezielle Schwierigkeitsstufen geschrieben?

Es gibt 10 Schwierigkeitsstufen für die 15 Fragen. Frage 1 hat zum Beispiel eine eigene Schwierigkeitsstufe, manche Fragen – wie z.B. Nummer 7 und 8 - haben hingegen die gleiche Einordnung. Das geht weiter bis zur Frage 15 mit Schwierigkeitsstufe 10. Aber auch das mit dem Schwierigkeitsgrad ist so eine Sache. Die Millionenfrage muss nicht unbedingt schwieriger sein als die Frage davor. Die Millionenfrage muss nur den Anspruch haben, dass sie entweder besonders interessant oder besonders spannend oder von der Wertigkeit her einer Millionenfrage würdig ist. Es gibt manchmal Fragen für eine halbe Million, die objektiv schwerer sind als die 15., aber der Sachverhalt erschien uns für eine so exponierte Frage wie die Millionenfrage zu speziell oder zu wenig glamourös. Die letzte Frage sollte immer etwas Besonderes sein.

Die Millionenfrage ist dann aber doch schon eher eine Lexikon-Frage oder?

Nicht unbedingt. Wir hatten einmal eine Millionenfrage, in der es darum ging, welche der beiden Bee Gees Zwillinge sind. Das ist sicherlich aus dem Bereich Triviales, aber die Bee Gees sind natürlich auch eine Hausnummer. Nach Paris Hilton würden wir höchstwahrscheinlich nicht fragen, wenn es um eine Million Euro geht. Zumindest noch nicht – vielleicht leistet sie ja noch etwas von bleibender Relevanz für diese Welt.

Beenden Sie doch bitte den folgenden Satz: Wikipedia ist...

...nützlich aber nicht ungefährlich. Mein Lieblingsbeispiel: Wir hatten ein Problem mit einer 500.000 Euro-Frage. "Welcher Nobelpreisträger war mehrfacher Fußball-Nationalspieler seines Landes?". Als Antwort hatten wir den Dänen Niels Bohr vorgesehen. Dafür lagen uns vier Quellen vor. Unter anderem den Brockhaus auf CD-ROM, ein Buch über berühmte Chemiker, eines über „kluge Köpfe“ allgemein und auch die Wikipedia. Wir haben sogar noch überlegt, ob wir die Frage angesichts der eher übersichtlichen Quellenlage nehmen sollten. Aber es bezog sich eben auf einen Zeitraum ganz zu Anfang des 20. Jahrhunderts, für den es noch nicht so viele Statistiken über Fußball gab, daher haben wir die Frage gespielt. Hinterher meldete sich ein Fußball-Historiker aus Franken, der die Antwort anzweifelte. Es gibt bis heute kein letztendliches Ergebnis. Wahrscheinlich war er zwar ein guter Torwart, aber nur sein Bruder definitiv Nationalspieler. Egal wie: Eine Quelle war ja wie gesagt die Wikipedia. Als sich herausstellte, dass er möglicherweise doch nicht Nationalspieler war, stand bei Wikipedia einen Tag später dann, die Fehlinformation, dass Niels Bohr Nationalspieler gewesen sei, basiere auf einer unkorrekten Frage bei "Wer wird Millionär?". Da schließt sich der Kreis dann wieder aufs Schönste. Der betreffende Kandidat wurde übrigens noch mal eingeladen und bekam an gleicher Stelle eine zweite Chance.

Und dann gab es den Utrecht-Fall...

Richtig, wir hatten mal die Frage, wo die Zentrale von Interpol ist. Lyon war die richtige Antwort, eine Alternative war Utrecht. Die Kandidatin stieg aus, tendierte aber zu Utrecht. Wir gingen mit der Frage dann in den Werbebreak, wo Günther Jauch zum SMS-Gewinnspiel aufrief. Irgendein Scherzkeks hat währenddessen auf Wikipedia den Eintrag über Interpol geändert und hat aus Lyon Utrecht gemacht. Als Günther Jauch das dann auflöste, riefen bei RTL hunderte Zuschauer an, witterten Betrug und sagten, dass in der Wikipedia aber doch Utrecht stehe.

Also ist die Wikipedia für Sie ein rotes Tuch?

Das Problem mit Wikipedia ist, dass trotz aller Qualität – die sie ganz zweifellos hat - die Tür für Manipulationen doch auch immer offen steht. Aber wie gesagt, es gibt auch eine Unzahl an ausgezeichneten Artikeln und man findet dort Informationen, die man nirgends sonst findet. Aber man kann sich eben nie ganz sicher sein. Das ist für uns das große Problem. Das führt sogar dazu, dass wir manchmal Fragen, die wir gut recherchiert und belegt haben, nicht nehmen, weil in der Wikipedia etwas anderes steht und wir genau wissen, dass dort alle nachsehen und dann denken, wir hätten einen Fehler gemacht. Wenn die Meldung "Panne bei WWM", auf die sich wegen des großen Bekanntheitsgrades von Sendung und Moderator ja alle stürzen, erst einmal in der Welt ist, braucht es einen riesigen Aufwand, das wieder richtig zu stellen.