Grafik: DWDL.de; Logo: ZDFIn seiner Eröffnungsrede der 42. Mainzer Tage der Fernsehkritik kündigte ZDF-Intendant Markus Schächter am Montag an, künftig mit noch mehr Energie auch jüngere Zuschauer für die Mainzer gewinnen zu wollen. Anlocken will er das junge Publikum unter anderem durch den Einkauf internationaler Serien - ein Kurswechsel. Sowohl ARD als auch ZDF hatten nach dem Siegeszug der Privatsender in den 90er Jahren den Einkauf von US-Serien beinahe eingestellt.

Der Erwerb der US-Serie „Veronica Mars“ vor einigen Jahren war zwar ein zaghafter Schritt des ZDF in diese Richtung, der jedoch danach ohne weitere Folgen blieb. Aktuell sei man dabei, den Markt zu sondieren, so ein ZDF-Sprecher am Montag auf Nachfrage. Schon im vergangenen Sommer kündigte ZDF-Intendant Schächter im DWDL.de-Interview den Umbau des ZDF-Dokukanals zu einem Vollprogramm für jüngere Zuschauer an.

Nachdem das neue Vollprogramm des ZDF bislang als Familienkanal bekannt geworden war, wurde in Mainz erstmals der neue Arbeitstitel für den Sender verwendet: ZDF Orange. Auch ein neustrukturierter Kulturkanal, ehemals Theaterkanal, soll mehr jüngere Menschen dazu bringen in der gestärkten Senderfamilie des ZDF eine neue Heimat zu finden.

Markus Schächter auf den Mainzer Tage der Medienkritik„Kultur soll hier nicht als Hochamt vermitteln werden, sondern vielmehr Hefe für die Gesellschaft sein“, erklärte Schächter das Konzept bei seiner Rede in Mainz. Angesprochen werden mit dem bisherigen Theaterkanal dann vor allem junge Zuschauer, die nicht nur „Unterhaltung im Fernsehen suchen, sondern Orientierung und Esprit.“ In der Primetime will man dort in Zukunft auch auf Performing Arts und Pop- und Netzkultur-lastige Themen setzen. Den Umbau der ZDF-Senderfamilie rechtfertigte Intendant Schächter einmal mehr. „Angesichts eines nicht mehr überschaubaren Wettbewerbs kann es sich kein TV- Unternehmen leisten nur einen Sender anzubieten“, so Schächter.

Mit dem Ausbau soll laut dem ZDF-Intendanten ein größeres Publikum erreicht werden als es zuvor das alleinige Flagschiff ZDF schaffte. Schon im August vergangenen Jahres sagte er im DWDL.de-Interview: „Wir sehen, dass wir mit einem Kanal allein nicht mehr die ganze Gesellschaft erreichen. Diese Zeiten sind definitiv vorbei". Künftig müssten Kompetenz, Programmvermögen und der Sendeauftrag auf mehrere Schultern verteilt werden. Die Stärkung der Senderfamilie gehört laut Schächter zu den drei Baustellen, die das ZDF als Hausaufgabe zu lösen habe: Zum einen den Umbau alter analoger Strukturen hin zu neuen digitalen Programmen, eben den Ausbau der Senderfamilie und als letzten Punkt die weitere Schärfung der Programmmarken des Senders.

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Im DWDL.de-Interview im vergangenen Jahr betonte ZDF-Intendant Markus Schächter, dass das Fernsehen auf lange Zeit hin das Leitmedium bleiben werde. Ähnlich auch sein Statement beim Eröffnungsvortrag der Mainzer Tage der Fernsehkritik: „Das Internet ist nicht der Killer des Fernsehens.“