Peter KloeppelPeter Kloeppel, Newsanchor und Chefredakteur bei RTL ist nicht zufrieden mit der Qualität der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland. Der Grund: Sie ahmen in seinen Augen die Erfolgs-Programme der Privaten nach. "Sie haben sich an sehr viele Entwicklungen drangehängt, die von den privaten Medien erfunden wurden. Meist sind die Kopien schwächer als die Originale", sagte Kloeppel in einem Interview mit der Zeitschrift "Cicero".

"Und wir müssen auch die Frage stellen, ob es der Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen ist, Programmschwerpunkte der Privaten zu imitieren. Es gibt eigentlich einen mehr oder weniger definierten Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen, den sie immer weniger erfüllen", so Kloeppel weiter.
 

 
Auch wenn unter anderem RTL Unterhaltungsformate in Form von Castings etablierte, so hatte man in Köln kein Interesse an dem Format "The next great leader", das beim ZDF demnächst unter dem Titel "Ich kann Kanzler" zu sehen ist. "Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir nicht an den Erfolg hier zu Lande glauben und auch nicht vorspiegeln wollen, dass rhetorische Fähigkeiten mit politischer Kompetenz gleichzusetzen sind", erklärt Kloeppel. Er bezeichnet es als "heikel", ein Debattenformat mit jungen Teilnehmern in Deutschland zu zeigen, da die Debatte hier weniger zur Alltagskultur gehöre als in den USA oder Kanada.

So soll es in der Berichterstattung rund um Bundestagswahl im kommenden September auch keine "Worthülsen", sondern Informationen bei RTL geben. Sechs Wochen vor der Wahl will man bei RTL mit flankierenden Programminhalten einsteigen. Dabei setzt Kloeppel nicht "auf die üblichen Verdächtigen", sondern will neue Gäste für Gesprächsrunden entdecken. "Das Internet zum Beispiel bietet uns neue Optionen, Zuschauer zu beteiligen. Es ist unmittelbar möglich, dass uns Leute über eine Webcam ihre Meinung zum Thema oder eine Frage mitteilen und mitdiskutieren", führt Kloeppel gegenüber "Cicero" aus.

Im Internet sieht Kloeppel für den Journalismus auch eine weitere Chance. So lasse sich an Hand der Zugriffszahlen auf die jeweiligen Inhalte das konkrete Interesse der Nutzer ablesen. "Die Kriterien der Zuschauer sind natürlich oft andere als die journalistischen Kriterien - wir dürfen also nicht einfach die Klickrates zum Maßstab unserer redaktionellen Arbeit machen. Aufschlussreich sind sie dennoch", so Kloeppel. Die Klickzahlen sind für ihn "ein Vehikel, besser zu verstehen, wie unsere Gesellschaft tickt, welche Prioritäten der Neugierde sie hat, und was sie als nicht so wichtig empfindet". Dennoch dürfe die Rentenreform nicht unter den Tisch fallen, so Kloeppel.