Thomas LangheinrichDokumentarische Inhalte erfreuen sich zunehmend hoher Beliebtheit. Die Qualität der einzelnen Sendungen jedoch fällt äußerst unterschiedlich aus. Mittlerweile lässt sich feststellen, dass im Doku-Stil erstellte Sendungen inhaltlich und in der Art der gezeigten zwischenmenschlichen Auseinandersetzung an die Stelle des Schmuddeltalks getreten sind und sie mit filmisch anderen Mitteln weiterführen. Das haben auch die Medienwächter erkannt und ein Beratungspapier mit dem Titel "Zur Praxis uns zur Bedeutung von Programmgrenzen für private Fernsehinhalte" erstellt.

Damit will die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) "eine öffentliche Debatte über Grenzen der Programme anstoßen". Zu diesem Zweck sollen auch Gespräche mit Programmveranstaltern geführt werden. "Wenn wir am Ende, ähnlich wie bei den Talkshows zu einer Selbstverpflichtung der Programm-Macher kämen, in denen sie die moralischen Grenzen in Bezug auf ihre Formate selbst bestimmen, dann wäre das schon ein wichtiger Schritt", sagte der DLM-Vorsitzende Thomas Langheinrich (Bild).
 

 
Kritisiert wird von der Medienaufsicht, dass durch Casting- und Dokuformate "das Anstößige und Provokante, das Sensationelle oder auch Monströse (...) einen unangemessenen Rang" erhalte. Zudem handele es sich bei den Protagonisten der angesprochenen Sendungen um "von den Medienprofis gelenkte Medienlaien", die nicht abschätzen könnten, worauf sie sich einließen.

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"Auch wenn die Sender auf gültige Verträge mit den Teilnehmern verweisen, liegt ein moralisches Versagen vor", wenn "die Schwächen von medienunerfahrenen Laien zum Zweck der Unterhaltung" ausgestellt oder ausgenutzt würden, heißt es in einer Mitteilung der DLM.  "Ein Publikum interessiert sich nicht dafür, ob ein Programm legal, sondern ob es legitim ist. Darum ist auch das moralische Argument für einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg der Sender unverzichtbar", heißt es weiter in der Mitteilung.

"Wenn weiterhin die Grenzen der Rundfunkfreiheit bis zum Letzten ausgereizt werden, drohen die Programme massiv an Glaubwürdigkeit zu verlieren und tragen zu einem Verlust gesamtgesellschaftlicher Werte bei", sagte Langheinrich.

Das Beratungspapier soll als Diskussionsgrundlage gelten und mit Unterstützung der Gremien der Landesmedienanstalten und im öffentlichen Dialog weiterentwickelt werden. Das vollständige Dokument steht auf den Internetseiten der ALM zum Download bereit.