Austria-Update vom 20. August
Details zu Kratky-Abschied, ORF bleibt größtes Medienhaus
© Hitradio Ö3/Roman Pfeiffer
Rund um den plötzlichen Abschied des langjährigen Ö3-Moderators Robert Kratky sind weitere Details bekannt geworden. Außerdem: Der ORF bleibt das größtes Medienhaus Österreichs und Reporter ohne Grenzen kritisiert die FPÖ scharf.
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Überraschend war in der vergangenen Woche der Abgang von Robert Kratky, dem langjährigen Moderator des "Ö3 Weckers", bekannt geworden (DWDL.de berichtete). Aus gesundheitlichen Gründen ziehe er sich mit sofortiger Wirkung zurück, teilte der ORF am vergangenen Freitag mit - dabei wollte Kratky eigentlich noch bis Ende kommenden Jahres moderieren. Offenbar hänger der Abschied auch mit einer Liste der bestbezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen, die der ORF neuerdings vorlegen muss - und an deren Spitze Robert Kratky sowohl 2023 als auch 2024 stand. Wegen der veröffentlichten ORF-Bezüge sei Kratky mit "Hass" verfolgt worden, sagte Ö3-Chef Michael Pauser und erklärte im "Kurier", diese Reaktionen hätten Kratky "in den letzten zwei Jahren wesentlich mehr Kraft gekostet, als das von außen wahrnehmbar war und er selbst gedacht hat." Pauser weiter: "Wenn Feedback fast kampagnisiert wird, wenn Feedback bei einigen Menschen wirklich in so etwas wie Hass umschlägt und das dann sehr konzentriert daher kommt, kriegt das eine Wucht, die insgesamt mit einem und mit einer Organisation etwas macht. Da wurden auch Mitarbeiter auf der Straße angegangen, ganz zu schweigen vom Hörerservice."
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Ein Redakteur der ORF-Sendung "Am Schauplatz" hat mit einem gegen Juden gerichtetes Social-Media-Posting für Diskussionen gesorgt. "Wenn ich 2000 Jahre lang Opfer bin, dann sollte ich mir langsam überlegen, woran das wohl liegen mag", schrieb dieser darin. Und: "Man kann nicht andere bestehlen, vertreiben und umbringen und dabei unschuldig bleiben." Für Aufsehen sorgte das Posting nicht zuletzt durch einen Screenshot, den der PR-Berater Daniel Kapp, der früher für verschiedene Regierungsmitglieder der ÖVP als Pressesprecher arbeitete, via "X" teilte. ORF-Generaldirektor Roland Weissmann bezeichnete den Inhalt des Postings als "völlig inakzeptabel" und kündigte dienstrechtliche Überprüfungen an. Kritik kam auch von Elie, Rosen, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Steiermark und Kärnten. "Wer so spricht, betreibt klassische antisemitische Täter-Opfer-Umkehr: Er deutet die Verfolgung der Juden als eine Art selbstverschuldete Geschichte", so Rosen. "Damit werden die Opfer verhöhnt und der Antisemitismus legitimiert".
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Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich hat die "in weiten Teilen rechtsextreme FPÖ" scharf kritisiert. Hintergrund sind mehr als 2.000 Fragen zur Finanzierung von über 700 NGOs, mit denen die Partei die österreichischen Ministerien Ende Juni überhäuft hatte. Nach Auffassung von RSF strotze die Anfrage "vor Diffamierungen". "Die Vorgehensweise folgt einer sattsam bekannten Strategie", erklärte Generalsekretär Martin Wassermair, „gemeinnützige Vereine und unzählige ehrenamtlich Engagierte werden pauschal verächtlich gemacht und als ‘NGO-Business’ unter einen Generalverdacht gestellt." Was sich in derartigen Attacken der FPÖ zu erkennen gebe, sei aktuell vor allem in rechtspopulistisch regierten und in autoritären Staaten zu beobachten. Fritz Hausjell, Präsident von Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich, warnte vor "diesen gefährlichen Mustern, die auch vor Mitgliedsstaaten der Europäischen Union nicht halt machen und das Ziel haben, gesellschaftliche Beteiligung und Kritik, also wesentliche Elemente der Demokratie, durch Angriffe auf die Zivilgesellschaft einzuschränken oder gar zu beseitigen". Hausjell setzt nun vor allem darauf, dass "andere politische Parteien, journalistische Medien sowie Bürgerinnen und Bürger die Ziele dieser freiheitlichen Vorgehensweise erkennen und als solche in den politischen und publizistischen Debatten auch erhellend benennen".
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"Der Standard" hat wieder seine jährliche Liste der größten Medienhäuser Österreichs veröffentlicht. Mit rund 1,13 Millionen Euro - hauptsächtlich erwirtschaftet durch Beiträge - lag der ORF auch 2024 wieder an der Spitze. Damit ist der ORF weiterhin fast doppelt so groß wie das Red Bull Media House, das mit 603 Millionen Umsatz auf dem zweiten Platz folgt. Der Konzern profitierte dabei auch durch eine Verdopplung der TV-Werbeeinnahmen von Servus TV in Folge der zuschauerstarken Übertragungen der Fußball-EM. Mediaprint - der Verlag, in dem "Krone" und "Kurier" erscheinen - bringt es mit einem Umsatz von 394,8 Millionen Euro indes auf den dritten Platz.
Österreich in Zahlen
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Das "Sommergespräch" mit Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger war am Montagabend in ORF 2 ein Erfolg. Durchschnittlich 452.000 Zuschauerinnen und Zuschauer schalteten ein, das waren ein paar mehr als in der Vorwoche beim Auftritt der Grünen-Politikerin Leonore Gewessler. Meistgesehene Sendung abseits der Nachrichten war aber freilich wieder "Liebesgschichten und Heiratssachen": Auf 760.000 Zuschauerinnen und Zuschauer brachte es der Klassiker in dieser Woche. Zum Vergleich: Stärkster Verfolger in der Primetime war der Spielfilm "Tausend Zeilen", der in ORF 1 auf 174.000 Personen kam.
Details zu Kratky-Abschied, ORF bleibt größtes Medienhaus
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