Austria-Update vom 27. August
Puls 24 spart sich Online-Auftritt, Investitionspflicht für Streamer?
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Beim ProSiebenSat.1-Newssender Puls 24 ist Sparen angesagt - schon bald wird der Online-Auftritt eingestellt. Die österreichische Politik liebäugelt derweil mit einer Investitionsverpflichtung für Streamer und Ö3 hat sein neues "Wecker"-Team zusammen.
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Der Nachrichtensender Puls 24 spart sich künftig seinen Internet-Auftritt und im Zuge dessen auch sämtliche Online-Inhalte. Schon Anfang Oktober könnte Schluss sein. Wie der "Standard" berichtet, sollen bis zu neun Journalistinnen und Journalisten ihre Position verlieren. Stellen im Bereich Social Media und Content-Management könnten jedoch in den TV-Bereich eingegliedert werden. Dem Bericht zufolge soll die nach wie vor stark dominante Präsenz von ORF.at eine Rolle gespielt haben, intern werde die Entscheidung aber vor allem mit dem Rückgang bei digitalen Werbeerlösen begründet. Gleichzeitig würden US-amerikanische und chinesische Unternehmen den österreichischen Medienmarkt immer stärker dominieren, erklärte ProSiebenSat1Puls4. Künftig wolle man sich auf "Bewegtbild-Informationsinhalte auf Joyn" konzentrieren, die durch Textbeiträge auf dem Joyn-Portal "Behind the Screens" ergänzt werden sollen.
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Heinz Lederer, Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats, hat sich in einem Interview mit dem "Kurier" erstaunlich kritisch über die Zusammenarbeit des ORF mit ProSiebenSat.1 geäußert. Er halte die ORF-Strategie - Kooperation statt Konfrontation - "im Umgang mit den Privatmedien in Österreich für richtig", sagte Lederer. Aber jeder Schritt sei "von Zeit zu Zeit zu hinterfragen". Das werde man als Stiftungsrat im September tun. "Es wird da um die Plattform Joyn gehen und den Nutzen für den ORF, dass er dort vertreten ist.". So stellten sich nach der Auseinandersetzung zwischen ProSiebenSat.1 und den Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland "einige Fragen". "Je nach Ergebnis dieser Bewertung kann der ORF hier seinen Kurs auch korrigieren", sagte Lederer. Mit der Investition in die öffentlich-rechtliche Plattform ORF On und in entsprechende Produktionen habe der ORF "eine gewisse Beinfreiheit im digitalen Bereich bekommen", so der Stiftungsratsvorsitzende weiter. "Dass man damit via Joyn zu den künftigen Gewinnen von ProSiebenSat.1 beiträgt, kann man ebenso hinterfragen, wie man hinterfragen kann, ob Sendungen wie 'Das Geschäft mit der Liebe' auf Joyn ein passendes Umfeld für den ORF sind."
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Sechs Aktivisten haben am vergangenen Donnerstag das ORF-Gebäude auf dem Wiener Küniglberg betreten. Wie der Sender erklärte, sei es "vor dem Newsroom auf dem ORF-Mediencampus zu einer Störaktion von offensichtlich propalästinensischen Aktivisten gekommen". Eine Gefährdung von Personen oder den Live-Sendungen habe demnach zu keiner Zeit bestanden. Nach kurzer Zeit sei die Aktion aufgelöst und die Aktivisten vom Gelände transportiert worden. Wie ein Polizeisprecher gegenüber dem "Standard" erklärte, sollen die Personen propalästinensische Botschaft an die Wand und auf den Boden geschmiert haben. Unterdessen hat der ORF die Zusammenarbeit mit einem Redakteur der Sendung "Am Schauplatz" einvernemlich beendet, nachdem sich dieser in einem Posting antisemtisch geäußert hatte (Austria-Update vom 20. August). ORF-Generaldirektor Roland Weißmann bezeichnete die Wortwahl als "völlig inakzeptabel". Der Redakteur wiederum erklärte, er bedauere den Vorfall. Mit seinem Posting habe er eine Grenze überschritten, die nicht im Einklang mit seinen persönlichen und beruflichen Grundsätzen stehe.
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Die österreichische Filmförderung befindet sich weiter in der Krise. Nun hat eine Arbeitsgruppe offenbar weitgehende Einigkeit darüber erzielt, dass Streamingdienste zu einer Abgabe verpflichtet werden sollen. Diese Gelder wiederum sollen einer Mitteilung des Finanzministeriums für die heimische Filmförderung zweckgewidmet werden. Der Privatsenderverband VÖP und der Fachverband der Telekommunikations- und Rundfunkunternehmungen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) äußerten allerdings prompt Bedenken, demnach könnten eine Investitionsverpflichtung und Filmabgabe für österreichische Mediendiensteanbieter "erhebliche Nachteile" mit sich bringen. Zwar sei das Ziel der Maßnahmen nachvollziehbar. "Die Umsetzung des aktuellen Vorschlags wirft jedoch aus Sicht der Branche erhebliche inhaltliche Bedenken auf und könnte deutlich negative Folgen für den österreichischen Medienstandort haben", erklärten die Verbände, denn die vorgeschlagenen Maßnahmen würden gleichzeitig auch eine signifikante finanzielle Belastung der österreichischen TV-Sender und Abrufdienste bedeuten, da wirksame und rechtssichere Ausnahmeregeln für österreichische Medienanbieter vor dem Hintergrund des einschlägigen EU-Rechts nicht umsetzbar seien. Die Rede ist zudem von einem "steigenden Wettbewerbs- und Verdrängungsdruck", zudem würde das Erreichen der medienpolitischen Ziele der Bundesregierung - die Absicherung von Vielfalt und Qualität des Medienangebots aus Österreich - dadurch konterkariert werden. Als mögliche Lösung spricht man sich etwa für ein "Tax Credit-System" aus, also steuerliche Anreize für Produktionen in Österreich. Ein solches Modell könnte "die Filmproduktion effektiv stärken, ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Medienanbieter zu gefährden".
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Nach dem schnellen Rückzug von Robert Kratky hat Ö3 seine neuen Teams für die Morgensendung vorgestellt. Aktuell sind Gabi Hiller und Philipp Hansa auf Sendung, in Zukunft werden zudem auch Philipp Bergsmann und Anna Kratki den "Ö3-Wecker" präsenteiren. Bergsmann ist seit 2018 bei dem Sender und moderiert seit sechs Jahren gemeinsam mit Tina Ritschl die Communityshow "Frag das ganze Land", zuletzt hat er auch am Abend und Wochenende moderiert. Anna Kratki wiederum stand in Deutschland bereits für Deluxe Music vor der Kamera und war in der Energy-Morgenshow zu hören.Gabi Hiller wiederum war bereits als Regisseurin, Reporterin, Producerin und schließlich seit Ende 2022 als Moderatorin für Ö3 im Einsatz. Philipp Hansa wiederum ist am Morgen bestens bekannt - er moderiert schon seit 2015 eine Woche im Monat den "Ö3-Wecker". "Die zwei Teams verbinden Professionalität, Kreativität und die Freude daran, gemeinsam mit Österreich happy aufzustehen", sagte Senderchef Michael Pauser.
Österreich in Zahlen
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ATV hat in der zurückliegenden Woche die Marke von 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauern nicht geknackt - die höchste Reichweite gab's für "Das Geschäft mit der LIebe", das am Mittwochabend von 91.000 Menschen gesehen wurde. Auch Puls 4 blieb unter der Marke - mit einer Ausnahme: Der Bundesliga-Auftakt zwischen Bayern München und RB Leipzig lockte am Freitagabend in der ersten Halbzeit im Schnitt 145.000 Fans vor den Fernseher. Während der zweiten Hälfte waren 169.000 Zuschauerinnen und Zuschauer dabei. Damit lag die Live-Übertragung aber noch hinter dem erfolgreichsten Sport-Event bei ServusTV: Dort kam die MotoGP am Sonntagnachmittag auf 185.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Puls 24 spart sich Online-Auftritt, Investitionspflicht für Streamer?
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