Alec Baldwin kokettierte schon recht lange mit seinem Ausstieg bei „30 Rock“, bis bei den diesjährigen Upfronts schließlich verkündet wurde, dass die vielfach ausgezeichnete Serie nach der siebten Staffel mit lediglich 13 Episoden ihr Ende finden wird. Awarderfolg schützt eben auch vor Serientod nicht, so dass aufgrund quotentechnischer Talfahrten NBC letztendlich eine Verlängerung ausgeschlossen hatte. Nimmt man die viel gelobte Mockumentary „The Office“ noch hinzu, laufen zwei ehemalige NBC-Flaggschiffe, die, allen voran mit Steve Carell und Tina Fey, eine tragende Rolle bei der Revolutionierung des gesamten Comedy-Segments geführt haben, spätestens im Frühjahr 2013 für immer in den Hafen ein. Eine Ära endet also, begonnen hat eine neue aber vielleicht bereits zwei Jahre zuvor mit dem Überraschungserfolg von „Modern Family“ bei ABC, welcher letztes Jahr mit einer Traumquote von hundert Prozent, nämlich fünf von fünf gewonnenen Kategorien, noch übertroffen werden konnte. Die Frage wird daher sein, ob „30 Rock“ ein Jahr vor dem endgültigen Abschied von der Fernsehbühne noch einmal zu einem großen Paukenschlag fähig ist, oder ob das vorletzte Geleit eher heimlich, still und leise im Schatten neuer Zugpferde verlaufen wird.

Dabei gehört Tina Fey zu „30 Rock“ wie die Pointe zum Witz, Abendroben zu Preisverleihungen oder besagter Steve Carell zu „The Office“. Nicht nur, dass ihr Name als Schöpferin auf der Serie klebt, sie ist auch ein Teil des ausführenden Produzententeams, Drehbuchautorin und nicht zuletzt Protagonistin der seit 2006 laufenden Sitcom. Die NBC-Serie über die fiktive NBC-Serie „TGS with Tracy Jordan“ spielt eben mit dieser Fiktion, macht aber vor der Integration realer Namen und Orte nicht Halt. Die zahlreichen Gaststars treten meist als sie selbst auf, der Sender NBC ist wie in der Realität im GE Building am Rockefeller Plaza New York beheimatet und Parallelen zu Eigenheiten des Showgeschäfts sind auch nicht von der Hand zu weisen.

Verwunderlich ist es daher auch nicht, dass die Figur Liz Lemon Gemeinsamkeiten zum ehemaligen „Saturday Night Live“-Ensemblemitglied Tina Fey hat und die Geschichten stark autobiographische Züge aufweisen. Nachdem der Chefautorin Liz Lemon der aus der Elektronikbranche kommende, neue Chef, Jack Donaghy (Alec Baldwin), vor die Nase gesetzt wird, entscheidet dieser wiederum den eigenwilligen und extrovertierten Tracy Jordan ins Team zu holen, der der Darstellerin der ursprünglichen „The Girlie Show“, Jenna Maroney, die Hauptrolle wegnimmt und fortan Star seiner eigenen NBC-Show „TGS with Tracy Jordan“ ist. Geltungssucht im Rampenlicht, Kompetenzgerangel in der TV-Landschaft, das Singledasein einer Mittdreißigerin, die die Balance zwischen Karriere und Privatem sucht, sind somit Rahmenthemen der Show. Garniert wird das Ganze mit viel Selbstironie und Seitenhieben auf die TV-Branche.

Die Statistik liest sich unterdessen ganz gut: Sage und schreibe 90 Nominierungen kann „30 Rock“ in der eigenen Emmy-Historie verbuchen, gewinnen konnte die Mediensatire 14 Mal, wobei sich darunter sogar ein Triple in den Jahren 2007 bis 2009 wieder findet, will heißen: drei Mal die Auszeichnung zur Besten Sitcom in Folge, verliehen von der US-Fernsehakademie. Auffällig ist jedoch, dass die wahren Erfolge bei der Verleihung des wichtigsten Fernsehpreises der USA etwas zurückliegen. So ging der alte Hase 2011 noch mit 13 und 2010 mit 15 Nominierungen ins Rennen, herausgesprungen ist jedoch nicht eine Trophäe, wohingegen es im Jahr zuvor, also 2009, noch ein Verhältnis von rekordverdächtigen 22 Nominierungen und 5 gewonnenen Kategorien gab. Im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes 2008 konnte Tina Fey nämlich mit ihrer Sarah Palin-Persiflage bei „Saturday Night Live“ ihre Bekanntheit national, wie international deutlich steigern, was wiederum „30 Rock“ einen entscheidenden Schub bei den Einschaltquoten einbrachte. Auch die Fernsehakademie zeigte sich beeindruckt vom Gesamtkonzept und belohnte die Sitcom daher mit den entsprechenden 22 Nominierungen. Und wie sieht es nun im vorletzten Jahr der Emmy-Teilnahme aus? Ins Rennen geht die Serie um Tina Fey und Alec Baldwin, wie bereits im Vorjahr, mit 13 Nominierungen. Nur eine Comedy-Serie kann eine Nominierung mehr aufweisen. Es ist, wie bezeichnend für einen Neuanfang im humorvollen Bereich, „Modern Family“.