Dicht gefolgt wäre die Konstellation mit Ellenbogenausfahrgeschick aus dem Management-Bereich Donaghy-Kaan, beziehungsweise Baldwin-Cheadle, sicherlich von dem zynischen Autoren-Schauspielerteam Larry David und Louis C.K. Beide haben ursprünglich Erfahrungen in der Stand-Up-Comedy gesammelt, sind Meister der Dramaturgie und des dazugehörigen geschriebenen Wortes, haben sich ihre eigenen Serien um ihr eigenes Leben herum gebaut und spielen sich daher im Grunde selbst. Beim bereits 23 Mal für den Emmy nominierten Larry David firmieren die Geschichten Larry Davids unter dem Titel „Curb Your Enthusiasm“ (HBO), in Deutschland unter dem leicht holprigen Namen „Lass es, Larry!“. Der Serien-Larry-David lebt in Los Angeles, nachdem er mit der Sitcom „Seinfeld“ als Schöpfer und Autor zu Ruhm und Reichtum gelangt war. Die Parallele zu „Seinfeld“ ist bei der Person Larry David auch deshalb gegeben, weil die Rolle des George Constanza (Jason Alexander) noch vor „Curb Your Enthusiasm“ wiederum ein Abziehbild von David selbst war - beides Soziopathen in einer Light-Version. Constanza und David sind Profi-Neurotiker, die sich an Kleinigkeiten und Trivialitäten reiben und Kleinigkeiten des Alltags zu Großereignissen hochstilisieren. Larry David ist unter den Nominierten dabei derjenige, dessen Show am längsten auf Sendung ist: Im Jahr 2000 fiel der Startschuss beim Sender HBO und bereits elf Nominierungen kann er für die Sendung verbuchen. Gewinnen konnte er bislang noch keinen Emmy für die Rolle als sich selbst, allerdings bekam er 1993 zwei Emmy-Preise für „Seinfeld“ augehändigt. Insgesamt kommt er in seiner Laufbahn als Nominierter auf 23 Nominierungen, womit er diese Liste mit allen sechs Nominierten zumindest anführen würde.

Auch sein Bruder im Geiste, Louis C.K., mimt sich selbst als geschiedenen Stand-Up-Comedian, der sich mit seiner Ex-Frau das Sorgerecht der beiden Töchter teilt. Die FX-Network-Satire „Louie“ könnte glatt als Ein-Mann-Show durchgehen, denn bei Louis C.K. kommt so ziemlich alles aus einer Hand: er ist nicht nur Drehbuchautor, Regisseur, Produzent, sondern eben auch Protagonist, dessen Lebensgeschichte im Laufe der Zeit mit immer mehr Fiktivem gemischt wurde. Ziemlich atypisch ist auch die Erzählform: zwei Geschichten werden unabhängig voneinander erzählt und mit zwei Stand-Up-Sequenzen vermischt. Eine Konstante der Serie ist dabei Louis C.K. selbst. C.K. war bislang 15 Mal für den Emmy nominiert und konnte 1999 den Autoren-Preis für „The Chris Rock Show“ abräumen.

Die Schlange abschließen und damit nach der Kombination David-C.K., den Berufszynikern und Neurotikern kommend, würde das Zweierpaar Alan Harper (Jon Cryer) und Sheldon Cooper (Jim Parsons). Alan Harper, der klassische Loser aus der CBS-Sitcom „Two And A Half Men“, der zunächst den konservativen, altklugen und tollpatschigen Bruder von Charlie Harper (Charlie Sheen) war und nach dessen Tod Mitbewohner des Internetmillionärs Walden Schmidt (Ashton Kutcher) wurde. Von seinem verstorbenen Bruder Charlie ständig herab gesetzt, von seiner Mutter Evelyn nicht ernst- und von seiner Exfrau ausgenommen, war diese Figur bislang immer in einer anderen Kategorie, nämlich „Bester Nebendarsteller in einer Comedy-Serie“ vertreten, was im Jahr 2009 sogar erfolgreich war. Bei den weiteren sechs Nominierungen, alle für die Rolle des Alan Harpers, ging Jon Cryer jedoch leer aus.

Sheldon Cooper, ebenfalls ein Charakter einer Serie der Marke Chuck Lorre und dem Hause CBS, könnte eigentlich der hochbegabte, aber ebenso lebensunfähige Stiefbruder Alan Harpers sein. Als theoretischer Physiker zieren sein Name zwar zwei Doktortitel, in seinem sozialen Umfeld gilt er jedoch durch seine Zwanghaftigkeit, Pedanterie und seinen Regelfanatismus als sozial inkompetent und belächelnswert. Die Schwierigkeit zwischen Ironie, Sarkasmus und Ernsthaftigkeit zu unterscheiden, stellt ihn immer wieder vor eine Herausforderung, was jedoch eigentlich zweitrangig für ihn ist, weil er sich selbst zu jeder Zeit als intellektuell überlegen fühlt. Zieht man die Statistik heran, so spricht diese jedoch gerade für diesen Dr. Dr. Cooper, denn aus dieser Kategorie konnte er in den letzten beiden Emmy-Jahren als Sieger hervorgehen. Für den Part des Geeks mit Vorliebe für Comics, Scienc-Fiction und das Leben für die Wissenschaft war Jim Parsons sogar seit 2009 jedes Jahr nominiert gewesen.

Das Gedankenspiel scheint beendet und es stellt sich die abschließende Frage: Ist in der Reihenfolge derjenige der erste, der wirklich zuerst mahlen kann, oder sind es eher die letzten die die ersten sein werden?! Können sich die klassischen Erfolgsmenschen den Pott zurück erobern, oder wird die Geschichte der Speziellen und Neurotiker fortgeschrieben? Kann ein Jack Donaghy nochmals zurück kommen und wie 2008 und 2009 die Kategorie für sich entscheiden, oder ist es der Titelverteidiger Sheldon Cooper, der nach dem Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Comedy-Serie greifen kann? Oder gar ein ganz anderer, vielleicht ein Vertreter der Zyniker? Lachende Dritte muss es geben, so sieht es das Reglement vor – in den Zweierkombinationen ist eine Niederlage aber immerhin noch als halbes und damit geteiltes Leid aufzufassen.