Die Idee, aus einem Kultfilm der 90er Jahre eine Serie zu machen, klingt zunächst nicht besonders innovativ. Auch „From Dusk til Dawn“ bekam ein Serien-Remake und „Bates Motel“ frischt die Welt von „Psycho“ auf. Es wirkt beinahe so als würden sich US-amerikanische Fernsehsender derzeit in Risiko-Minimierung probieren. Doch „Fargo“ straft all die Kritiker dieses Trends Lügen. Die von MGM Television und FX Productions für den US-Kabelsender FX produzierte Serie ist nicht ohne Grund die mit 18 möglichen Auszeichnungen zweitmeistnominierte Produktion bei den diesjährigen Primetime Emmys.



Wer den zweifach Oscar-prämierten Film kennt, dem wird die Serienwelt von „Fargo“ vertraut sein, auch wenn es weder ein exaktes Remake der Film-Story, noch eine Prequel oder Sequel ist. Die Serie, bei der die Coen-Brüder als Executive Producer mit an Bord sind, ist viel mehr eine hochkarätig besetzte Neuinterpretation. Martin Freeman („Sherlock“, „Der Hobbit“) brilliert in der Rolle des gefrusteten Ehemanns und unscheinbaren Versicherungsvertreters Lester Nygaard, der eher zufällig die Wege des Auftragskillers Lorne Malvo (wunderbar gespielt von Billy Bob Thornton) kreuzt. Beide sind wenig überraschend als beste Hauptdarsteller in einer Miniserie oder TV-Movie nominiert.

Was dann in den zehn Folgen der ersten Staffel erzählt wird, ist eine beinah surreale Aneinanderreihung an Morden, Verbrechen und Verstrickungen im bitterkalten Niemandsland von Minnesota, deren Aufklärung in den Händen von Deputy Molly Solverson (Allison Tolman) und dem Polizisten Gus Grimly (Colin Hanks) liegt. Auch diese beiden Rollen wurden perfekt besetzt - was sich in Nominierungen, auch für Outstanding Casting, niederschlägt. Das entschleunigte Tempo der Serie lässt „Fargo“ immer wieder in einzelnen Szenen beinahe als Kammerspiel erscheinen.

Dies verbindet „Fargo“ mit einem weiteren Emmy-Favoriten in diesem Jahr: „True Detective“. Zwei prominent besetzte Serien, die den Ruf der neuesten US-Serien als die großen Romane unserer Zeit durch eine entsprechend epische Erzählweise mit intensiver Charakterzeichnung bestätigen. Bei „Fargo“ kommt dazu noch diese immense Lust an skurrilen Bildern, an absurden Situationen und einem Mix aus schwarzem Humor und Brutalität - stets unterlegt mit Musik, die so herrlich unbeteiligt wirkt und gerade damit viel zur absurden Atmosphäre von „Fargo“ beiträgt.