Der große "And the Emmy goes to..."-Ohrwurm ging letztes Jahr an "Game of Thrones", ebenso wie 24 Nominierungen und 12 gewonnene Goldtrophähen. Ja, die 67. Verleihung des begehrtesten Serienpreises Amerikas war für die Macher des Fantasyspektakels wahrlich zum Einrahmen. Ob es die Auszeichnung für das best-geschriebene Drama, überragende Spezial-Effekte oder den herausstechendsten Nebendarsteller war - es gab kaum eine wichtige Kategorie, in der etwas liegen gelassen wurde. Eine der großen Fragen der diesjährigen Gala-Veranstaltung ist, ob dieser Höhenflug fortgesetzt werden kann, ja vielleicht sogar noch imposanter und das bereits ordentliche Denkmal um allerhand weitere Emmys ausgebaut wird. Oder wird es möglicherweise eine David gegen Golliath Geschichte mit Stolpersteinen geben, die den Riesen zu Fall bringen?

Es müssten in der Tat sehr selbstbewusste Steine sein, wenn sie realistische Chancen haben sollen, ihr Ziel erreichen zu können. Denn was die Creative Arts Emmys vor einer Woche bereits ins Rollen brachten (DWDL.de berichtete), könnte in der Nacht der Primetime Emmy Verleihung seine Fortsetzung finden: Mit 13 Nominierungen ging "Game of Thrones" in den ersten Abend und musste sich nur drei Mal geschlagen geben. Zum Vergleich: Letztes Jahr waren es acht Titel, die die Macher dort bereits erringen konnten. Dieses gute Omen resultierte schlussendlich in die bekannten 12 Siege und das beste Emmy-Jahr, das die Schöpfer David Benioff und D.B. Weiss seit dem Einstieg 2011 hatten.

Wenn an diesem Sonntag die 68. Verleihung der Emmy Awards beginnt, wird das "Game of Thrones"-Ensemble mit ganz breiter Brust in Los Angeles auflaufen können. Ganz vorne im Fokus dürfte Mission "Beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie" stehen, denn dort wurde man die letzten Jahre zwar immer fleißig nominiert, als Siegerin hervorgegangen sind jedoch immer andere Serien-Vertreterinnen. Dieses Jahr stehen die Chancen nicht schlecht: Lena Headey (Cersei Lannister), Emilia Clarke (Daenerys Targaryen) und Maisie Williams (Arya Stark) treten im Trio gegen Damie Maggie Smith ("Downton Abbey"), Maura Tierney ("The Affair") und Constance Zimmer ("UnREAL") an. Smith hat bereits drei Mal in dieser Kategorie abgeräumt und die Emmy-Frischlinge Tierney und Zimmer dürften gegen diese drei Damen, die sich in den letzten Jahr mehrfach für den Preis bewiesen haben, wohl nur Außenseiterchancen haben.

Etwas schwieriger dürfte es für die männlichen Kollegen werden: Peter Dinklage hat seine verdiente Auszeichnung im vergangenen Jahr bereits erhalten und da kommt natürlich der Gedanke auf, dass nun jemand anderes an der Reihe sein könnte. Möglicherweise ja sein Kollege Kit Harrington (Jon Snow), der seine erste Nominierung erhalten hat - oder aber doch die nicht zu unterschätzende Konkurrenz. So tritt Michael Kelly (Doug Stamper) für "House of Cards" an - eine Serie, die trotz all der überragenden Kritik noch auf die große Emmy-Bescherung wartet. Keine allzu große Überraschung wäre es ebenfalls, wenn Jonathan Banks (Mike Ehrentraut) für "Better Call Saul" gewinnt. Er wurde in der großen "Breaking Bad"-Zeit nämlich übergangen und könnte seine Siegesrede nun nachholen. Ein heißes Pflaster also, der Kampf um den "besten Nebendarsteller in einer Dramaserie".

Es ist übrigens keine "Game of Thrones"-Persönlichkeit für eine Hauptdarsteller-Kategorie nominiert, da dies schlichtweg nicht möglich war. Denn nicht eine einzige Figur konnte mehr als 50% Screentime für sich beanspruchen, die dafür nötig sind, bei den Emmys nicht mehr als Nebendarsteller zu gelten. Abzüglich der Creative Arts Emmys und der Darsteller-Ehrungen, bleiben noch die großen Meisterklassen übrig: "Outstanding Directing For A Drama Series", "Outstanding Writing For A Drama Series" und natürlich die spannende Endkategorie "Outstanding Drama Series". Dauerkonkurrent in jeder einzelnen von ihnen ist "Downton Abbey", ebenfalls kein Emmy-Neuling. "Downton Abbey" hat aber noch nie eine große Überraschung abgeliefert und es ist davon auszugehen, dass es bei solch einer Konkurrenz auch dieses Jahr nicht soweit kommen wird.

Doch könnte es sonst jemand schaffen, diesen Giganten zu stürzen? Möglicherweise "House of Cards" im Kampf um die beste Serie? Oder Newcomer "Mr. Robot"? Es sind durch und durch große Serien mit im Rennen, doch könnte hier ein noch deutlicherer Usain-Bolt-Moment als letztes Jahr auf den Plan gerufen werden. Denn nach der überwältigenden 6. Staffel von "GoT" scheint es derzeit absolut träumerisch zu denken, dass sie Gefahr laufen, über irgendwen zu stolpern. Vielleicht wird uns aber sogar Steven Soderbergh überraschen und trotz der Doppelnominierung von "GoT" mit Frischling "The Knick" als Sieger der Kategorie "Outstanding Directing For A Drama Series" nach Hause gehen. Wenn bei den Emmys etwas zu erwarten ist, dann das Undenkbare.