Zum Start der vierten Staffel von "Black Mirror" hob die USS Callister ab und zeigte einmal mehr, dass Showrunner Charlie Brooker und sein Team weiterhin für überraschende Ideen gut sind. Für das kreative Ausprobieren wurde Netflix’ Anthology-Serie bei den diesjährigen Emmy Awards einmal mehr belohnt: Ganze sieben Nominierungen gab es für die Folge, die in die unendlichen Weiten entführte. Nach dem letzten Emmy-Abend fällt die Bilanz mit vier gewonnen Trophäen stark aus. "Black Mirror: USS Callister" gewann unter anderem auch die Königskategorien "Outstanding Television Movie" und "Outstanding Writing for a Movie". Erst bei der letztjährigen Preisverleihung konnte dieses prestigeträchtige Duo gewonnen werden, damals mit der "Black Mirror"-Episode "San Junipero".

Schon nach den ersten Emmy-Siegen bei den Creative Arts Emmys war das Team im Backstage-Gespräch gut aufgelegt. Charlie Brooker hat sich vor allem darüber gefreut, dass sich "Star Trek"-Fans mit der Produktion nicht auf die Füße getreten fühlen. "Wir haben zwar eine Geschichte erzählt, die viele Klischees verdreht - dass wir uns aber auch von 'Star Trek' haben inspirieren lassen, dürfte man schnell erkannt haben. Wir hatten nie die Absicht, dieses wunderbare Franchise zu beschmutzen. Vielmehr ist die USS Callister eine große Hommage." William Shatner, der an am 8. September samt seiner alten und jüngeren "Star Trek"-Kollegen den Governors Award verliehen bekam, bestätigt mit einem freundlichen Nicken, dass dem so sei. Der Governors Award wird jährlich als Ehrenpreis Television Academy verliehen.

Dass er mit seiner "Black Mirror"-Folge in der Fiktion-Sparte gelandet ist, kommt Brooker dennoch suspekt vor: "In unserer Geschichte geht es um einen misogynen und machthungrigen Mann, der eine bizarre Frisur besitzt und in eine autoritäre Position gehoben wurde, in der er nicht sein sollte. So etwas würde in der Realität natürlich niemals passieren“, schmunzelt er mit einem Augenzwinkern. Die Darsteller Cristin Milioti und Jimmi Simpson stimmen ironisch mit ein: "Wir haben an jedem freien Drehtag demonstriert." Politisch wie hier waren die 70. Emmys sonst beileibe nicht. Da hatten die meisten Kreativen wohl noch genug vom letzten Jahr. 

Brooker hätte aber natürlich auch mit einer anderen "Black Mirror"-Folge nominiert werden können. Doch welche wäre da passend gewesen? "Das zu sagen ist ungefähr genauso schwierig, wie zu bestimmen, welches seiner Kinder man am liebsten hat. Jeder weiß, dass das eigentlich ziemlich einfach zu beantworten ist, aber es nie jemand sagen würde." Damit der Gag bloß nicht falsch verstanden werden kann, ergänzt Produzentin Annabel Jones schnell, dass sie viele Lieblingskinder haben. "USS Callister" hat außerdem noch die Emmys für "Outstanding Sound Editing" und "Outstanding Single Camera Picture Editing" gewonnen.

Und dann kam im Backstage-Gespräch nach den ersten Emmys noch ein interessanter Aspekt auf. Könnte die USS Callister nun, nach dem Erfolg, nicht in einer Spin-Off-Serie weiterfliegen? "Darüber haben wir ja noch gar nicht nachgedacht!", sagt Jones mit gespielter Überraschung. "Diesen Gedanken müssen wir uns unbedingt für später aufheben…ich sag nur: Netflix." Auch Brooke fände eine Fortsetzung gar nicht so abwegig: "Never say never." Und damals wussten sie noch nicht mal, dass sie am dritten Emmy-Abend noch einmal abräumen würden.