Und damit zu etwas völlig anderem. Zu Joko und Klaas. Nicht ohne Grund ist das Duo so erfolgreich. Auch im Netz. Zwei Dinge sind ausschlaggebend: Sie haben Talent für das, was sie da tun. Doch darüber hinaus wissen sie auch, wie sie mit ihrem jungen Publikum sprechen müssen. In Sachen Social Media ist das – wie bei jedem anderen Medium – eigentlich ganz einfach: Referiere auf Dinge aus der Erlebniswelt deiner Zielgruppe.

Es ist kein Zufall, dass das Video „Somebody that I used to know“ mit dem Team von „neoParadise“ an der Gitarre ein großer Klickhit wurde, auch wenn es „nur“ die Parodie einer Parodie war: Die Zuschauer kannten die Vorlage, die zu Hauf bei Facebook geteilt wurde – und fühlten sich in ihrem Erfahrungshorizont berührt. Das ist das, was man meint mit „den Zuschauer abholen“. Es ist keine Frage der Technik – sondern in erster Linie des Inhalts.

Es geht weniger um die Frage, ob Twitter, Facebook oder eines der zahllosen anderen Interaktionsangebote im Netz. Wenn es um die Interaktion in sozialen Medien geht, dann geht es vor allem darum, das Publikum dort zu erreichen, wo es gedanklich steht, sich auf Dinge zu beziehen, die sie bewegen. Und die kommen heute mehr und mehr aus dem Netz. Will man sie einbinden, Reaktion und Interaktion provizieren, gilt es mit Haltung Orientierung zu geben.

Wirkliche Meinungsbildung lasse sich nicht provozieren, wenn alles zu Ende erzählt wird und der Zuschauer nur zustimmen oder ablehnen kann, sagte zum Beispiel Dinesh Chenchanna, stellvertretende Subkoordinatorin Gesellschaft beim Spartenkanal ZDF.kultur kürzlich in einer Podiumsdiskussion.Das Mitteilungsbedürfnis der jungen Generation ist groß.

Chenchannah sprach in diesem Zusammenhang von einer „riesigen, gewaltigen Couch“, auf der ihr Publikum sitze. Dort aber gebe es „kein Kommunikationsbedürfnis im Sinne eines miteinander Redens, sondern jeder erzählt etwas zum Gesehenen“. Das hat auch der WDR inzwischen festgestellt. Dessen Fiction-Chef Gebhard Henke ist sich durchaus bewusst, dass das Internet einen wesentlichen Anteil hat am Erfolg des Münsteraner „Tatorts“, der mittlerweile schon an der 12-Millionen-Marke kratzt.

Der Comedy-Krimi hat das jüngste Publikum der Reihe. „Junge Zuschauer tauschen sich in ihren sozialen Netzen über die Filme aus und autorisieren sich gegenseitig den Konsum“, weiß Henke. Sie bestätigen einander also: Ja, das ist cool, das darf man schauen wenn man jung und hipp ist. Die Twitter- und Facebook-Kommunikation rund um den „Tatort“ hat von Anfang an funktioniert. Kein Kunststück, denn sie kam von den Nutzern selbst und wurde nicht von einer Redaktion auferlegt.