Seit 1999 wird der Deutsche Fernsehpreis als gemeinschaftliche Auszeichnung der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender für besonders herausragende kreative Leistungen verliehen. ARD und ZDF trennten sich damals vom "Telestar", RTL vom "Goldenen Löwen". Im Rahmen unseres Specials zum Deutschen Fernsehpreis werfen wir einen Blick auf die Historie der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger in den am längsten existierenden Werkskategorien der drei Kategorien Fiktion, Unterhaltung und Information. In wessen Fußstapfen treten die diesjährigen Nominierten und wie fällt die bisherige Bilanz der Sender in den Kategorien aus?

In der Fiktion gab es im Lauf der Zeit immer wieder Änderungen beim Zuschnitt der Kategorien. So gab es in zwölf der 25 bisherigen Fernsehpreis-Jahre eine eigene Kategorie für den "Besten Mehrteiler", in den übrigen Jahren konkurrierten diese in der gleichen Kategorie wie die Fernsehfilme. So war es in den ersten Fernsehpreis-Jahren und so ist es seit vergangenem Jahr auch wieder. In Zeiten, in denen Produktionen für TV und Streaming unterschiedlich konfektioniert werden, stellt sich die Frage, ob es nun Mehrteiler oder Serie ist, ebenfalls häufig - zumal man international stets von (Mini-)Serie sprechen würde. Und dass Comedy- und Drama-Serien getrennt voneinander behandelt werden, war auch längst nicht immer so - und auch hier stellen sich Abgrenzungsfragen.

Der aktuelle Zuschnitt spiegelt jedenfalls ein Stück die gestiegene Bedeutung des Serienfachs und die rückläufige Bedeutung des Fernsehfilms wider. Da Fernsehfilm und Mehrteiler aktuell wieder zusammengelegt wurden, haben auch wir sie für die Auswertung der Historie zusammengenommen. Tut man das, dann liegt die ARD mit bislang 18 Preisen vor dem ZDF, das auf 14 Preise kommt. Wie sehr der Film-Bereich eine Domäne der Öffentlich-Rechtlichen ist, zeigt ein Blick auf die dürftige Bilanz Privaten: ProSiebenSat.1 kommt in der langen Geschichte auf drei Preise, RTL nur auf einen. Mit "Der Tunnel", "Tanz mit dem Teufel", "Hindenburg" und "Wir sind das Volk" waren es übrigens dann stets historische Stoffe. Mit "The Billion Dollar Code" hat auch Netflix hier schon einen Mehrteiler-Preis auf dem Konto - auch wenn der Streamer sicher nie von einem Mehrteiler, sondern von einer Serie gesprochen hätte.

Sicher ist schon jetzt, dass die ARD ihre führende Rolle in dieser Kategorie ausbauen kann - denn alle drei Nominierungen gingen an ARD-Filme bzw. Mehrteiler. "Ein Mann seiner Klasse", "Wer ohne Schuld ist" und "Herrhausen - Der Herr des Geldes" machen den Preis unter sich aus. Nachdem die ARD nun drei Jahre in Folge leer ausgegangen ist, dürfte man sich darüber um so mehr freuen.

Ausgezeichnet in der Kategorie "Bester Fernsehfilm / Mehrteiler
1999 Sperling und der brennende Arm ZDF
2000 Warten ist der Tod ZDF
2001 Der Tunnel Sat.1
2002 Der Tanz mit dem Teufel Sat.1
2003 Unter Verdacht: Eine Landpartie ZDF
2004 Stauffenberg ARD
2005 Marias letzte Reise ARD
2006 Dresden ZDF
2007 Rose ARD
2008 Contergan ARD
2009 Mogadischu
Wir sind das Volk
ARD
Sat.1
2010 Tatort: Weil sie böse sind
Im Angesicht des Verbrechens
ARD
ARD
2011 Homevideo
Hindenburg
ARD
RTL
2012 Das Ende einer Nacht
Der Mann mit dem Fagott
ZDF
ARD
2013 Operation Zucker
Unsere Mütter unsere Väter
ARD
ZDF
2014 Männertreu ARD
2016 Nackt unter Wölfen ARD
2017 Familienfest
Mitten in Deutschland: NSU
ZDF
ARD
2018 Eine unerhörte Frau
Brüder
ZDF
ARD
2019 Aufbruch in die Freiheit
Gladbeck
ZDF
ARD
2020 Bist du glücklich?
Preis der Freiheit
ARD
ZDF
2021 Für immer Sommer 90
Oktoberfest 1900
ARD
ARD
2022 Die Wannseekonferenz
The Billion Dollar Code
ZDF
Netflix
2023 Die Bürgermeisterin
Der Schwarm
ZDF
ZDF
2024 Ich bin! Margot Friedländer ZDF
Anmerkung: Die Kategorien "Bester Fernsehfilm" und "Bester Mehrteiler" wurden in der Geschichte des Fernsehpreises mehrfach zusammengelegt und wieder getrennt. Seit vergangenem Jahr konkurrieren Filme und Mehrteiler wieder um den gleichen Preis. In Jahren, in denen beide Preise vergeben wurden, haben wir auch beide Gewinner aufgeführt.

Und damit zu den waschechten Serien-Kategorien. In keiner anderen Kategorie fiktionaler Produktionen ist das Feld der Preisträgerinnen und Preisträger zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen so bunt durchmischt wie bei der Drama-Serie. Die jahrelange Vorliebe für Kriminalgeschichten ist unübersehbar inklusive der gleich drei Auszeichnungen für "Abschnitt 40", was die Frage offen lässt ob die Serie so außergewöhnlich gut oder der Wettbewerb damals so schwach war. Drei Deutsche Fernsehpreise in Werkskategorien - das schaffte bislang sonst nur noch die "heute show", dieses Jahr könnte noch "Wer wird Millionär" in diesen Olymp vordringen.

Von "schwachem Wettbewerb" kann heute längst keine Rede mehr sein, die Zahl der produzierten Serien ist deutlich gestiegen, weil neben den traditionellen Sendergruppen auch Streamer mitmischen (auch wenn sich einige aus dem teuren Geschäft schon wieder verabschiedet haben) - und zugleich die Öffentlich-Rechtlichen den Mediatheken sei Dank so experimentierfreudig wie nie sind. Mit Blick auf die Historie zeigt sich: Mit bisher zehn Auszeichnungen liegt RTL Deutschland mit erstaunlich großem Abstand vorn, die ARD folgt mit fünf Auszeichnungen von ProSiebenSat.1 mit vier und dem ZDF mit drei. Sky war zwei Mal siegreich, Warner und Netflix jeweils einmal.

In diesem Jahr könnte nun ein völliger Neuling die Fernsehpreis-Bühne betreten: Apple TV+, das gemeinsam mit dem ZDF "Krank Berlin" übernommen hat - und damit nun den Ruhm einstreichen kann, den eigentlich auch Sky mal hätte einfahren können. Denn beauftragt wurde die Serie einst noch dort, ehe man sich über Nacht komplett aus der Fiction-Produktion verabschiedete. Ähnliche Geschichte bei "Zeit Verbrechen": Beauftragt einst noch von Paramount+, nach dem Rückzieher aber bei RTL+ gelandet. Immerhin "Uncivilized" ist eine Serie, die von Anfang an beim ZDF geplant war.

Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Drama-Serie"
1999 Doppelter Einsatz RTL
2000 Ritas Welt RTL
2001 Der Ermittler ZDF
2002 Edel & Starck Sat.1
2003 Abschnitt 40 RTL
2004 Abschnitt 40 RTL
2005 Abschnitt 40 RTL
2006 Türkisch für Anfänger ARD
2007 KDD - Kriminaldauerdienst ZDF
2008 Doctor's Diary RTL
2009 Der Lehrer RTL
2010 Danni Lowinski Sat.1
2011 Weissensee ARD
2012 Der letzte Bulle Sat.1
2013 Zeit der Helden ARD
2014 Danni Lowinski  Sat.1
2016 Club der roten Bänder Vox
2017 Club der roten Bänder Vox
2018 Babylon Berlin Sky/ARD
2019 Bad Banks ZDF
2020 Der Pass Sky
2021 Para - Wir sind King Warner TV Serie
2022 Faking Hitler RTL+
2023 Kleo Netflix
2024 Die Zweiflers ARD
Anmerkung: Diese Kategorie hieß bis 2017 "Beste Serie", wurde dann umbenannt in "Beste Drama-Serie", da die Kategorie Comedy-Serie wieder eingeführt wurde.

Und damit zu der Kategorie, die so deutlich in der Hand der privaten Anbieter und in den letzten Jahren vor allem der Streamer ist wie keine andere der fiktionalen Werkskategorien. Generell wurden die Comedy-Serien nur zwischen 2003 und 2007 und wieder seit 2018 als eigene Kategorie behandelt, dazwischen gab's im deutschen Fernsehen offenbar zu wenig zu lachen - zumindest was fiktionale Produktionen anbelangt. Von den bislang vergebenen zwölf Preisen ging aber nur ein einziger an eine öffentlich-rechtliche Produktion: 2004 setzte sich die ARD-Serie "Berlin, Berlin" hier durch.

Im Ranking der Sender und Plattformen gibt s mit drei Preisen für RTL, ProSiebenSat.1 und Netflix bislang einen dreigeteilten ersten Platz. ProSiebenSat.1 ist diesmal nicht im Rennen, aber Netflix könnte dank "Achtsam Morden" hier in Führung gehen, ebenso wie RTL dank "Angemessen Angry". Etwas dagegen hat das ZDF, das mit "Tschappel" erstmals überhaupt einen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Comedyserie für sich reklamieren könnte.

Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Comedy-Serie"
1999 Kategorie nicht existent
2000 Kategorie nicht existent -
2001 Kategorie nicht existent -
2002 Kategorie nicht existent -
2003 Alles Atze RTL
2004 Berlin, Berlin ARD
2005 Nikola RTL
2006 Pastewka Sat.1
2007 Stromberg ProSieben
2008 Kategorie nicht existent -
2009 Kategorie nicht existent -
2010 Kategorie nicht existent -
2011 Kategorie nicht existent -
2012 Kategorie nicht existent -
2013 Kategorie nicht existent -
2014 Kategorie nicht existent -
2016 Kategorie nicht existent -
2017 Kategorie nicht existent -
2018 Magda macht das schon RTL
2019 Jerks Maxdome/ProSieben
2020 How to sell drugs online (fast) Netflix
2021 Das letzte Wort Netflix
2022 Oh Hell Magenta TV / Warner TV Comedy
2023 King of Stonks Netflix
2024 Die Discounter 3 Prime Video
Anmerkung: Diese Kategorie existierte in den Jahren 2003 bis 2007 als "Beste Sitcom", wurde dann erst 2018 wieder eingeführt als aus einer Kategorie "Beste Serie" zwei Kategorien für Drama- und Comedy-Serien wurde.

Nimmt man nun alle Werkskategorien zusammen, dann führt die ARD mit insgesamt 24 Auszeichnungen das Feld weiterhin an, das ZDF folgt mit 17 Fernsehpreisen und baute damit im vergangenen Jahr den Vorsprung vor RTL Deutschland aus, das bei 14 stehen blieb. ProSiebenSat.1 kommt auf zehn, Netflix, das ja erst seit wenigen Jahren überhaupt mit im Spiel ist, hat inzwischen schon fünf Fernsehpreise auf seinem Konto, Sky und Warner jeweils zwei, Magenta TV einen. Prime Video hat im letzten Jahr erstmals einen Fiction-Fernsehpreis gewonnen, ist in diesem Jahr aber in keiner Werkskategorie im Rennen.