Seit 1999 wird der Deutsche Fernsehpreis als gemeinschaftliche Auszeichnung der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender für besonders herausragende kreative Leistungen verliehen. DWDL.de wirft im Rahmen des Specials zum Deutschen Fernsehpreis einen Blick auf die Historie der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger in den am längsten existierenden Werkskategorien der drei Kategorien Fiktion, Unterhaltung und Information. In wessen Fußstapfen treten die diesjährigen Nominierten und wie fällt die bisherige Bilanz der Sender in den Kategorien aus? Heute im Fokus: Die Information.
Es ist seit jeher der Bereich, in dem die Öffentlich-Rechtlichen besonders stark sind. Und in keiner Kategorie war sie so ausgeprägt wie bei Beste Dokumentation/Reportage. Auf die ARD bzw. eine ihrer Landesrundfunkanstalten entfielen insgesamt sind 21 Preise, das ZDF folgt dann in gebührendem Abstand mit zehn Fernsehpreisen für Dokus und Reportagen. RTL Deutschland bringt es als stärkster privater Anbieter auf gerade Mal vier Preise, der letzte datiert aber schon aufs Jahr 2016 ("Asternweg").
Trotzdem gelangen den Privaten in jüngerer Vergangenheit Erfolge. Vor zwei Jahren etwa setzte sich die Thilo-Mischke-Reportage "ProSieben THEMA. Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban" durch, 2021 "Schwarze Adler", wo neben dem ZDF auch Prime Video an Bord war. In diesem Jahr könnte nun RTL sein Preis-Konto erhöhen, falls sich die Jury für "Stern Investigativ: Braune Kinderzimmer" entscheidet und nicht für eine der vier öffentlich-rechtlichen Produktionen "Ausgesetzt in der Wüste", "Systemfehler: Der Cum-Ex-Skandal", "Die Vertrauensfrage: Wer kann Deutschland regieren?" oder "STRG_F: Pädokriminelle Foren im Darknet: Jetzt löschen wir richtig"
Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Dokumentation/Reportage" | ||
1999 | Der Kandidat und 24 Stunden: Endstation Wien | ARD und Sat.1 |
2000 | Der Tunnel und 37° – Es geschah beim Schützenfest | ARD und ZDF |
2001 | Klein, schnell und außer Kontrolle und Die Entscheider – Anhörungen im Asylverfahren | 3sat und ARD |
2002 | Die Story: Gipfelstürmer – Die blutigen Tage von Genua und Menschen-Poker – Neue Wahrheiten über die Arbeitslosigkeit | ARD und ARD |
2003 | Andreas Baader – Der Staatsfeind und Irak-Berichterstattung und Reportagen von Antonia Rados | ARD und RTL |
2004 | Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte und In Gottes Namen – Die Rekruten des Heiligen Krieges | ZDF und RTL |
2005 | Kanalschwimmer und Die Story: Schusswechsel | ZDF und ARD |
2006 | Die Nacht der großen Flut und Und du bist raus | ARD und ARD |
2007 | Im Schatten der Blutrache und Der Gotteskrieger und seine Frau | ARD und ARD |
2008 | Das Schweigen der Quandts und Alt sein auf Probe | ARD und ARD |
2009 | Freundschaft! Die freie deutsche Jugend und Die Bombe | ARD und ZDF |
2010 | Ahget - Ein Völkermord und Somalia - Land ohne Gesetz | ARD und ZDF |
2011 | Wärst du lieber tot? und Die Story: Adel vernichtet | ZDF und ARD |
2012 | Nine Eleven und ZDFzoom: Mr. Karstadt | ZDF und ZDF |
2013 | Hudekamp - ein Heimatfilm und Staatsgeheimnis Bankenrettung | ARD und Arte |
2014 | Putins Spiele und Team Wallraff: Reporter Undercover | Arte und RTL |
2016 | Asternweg - Eine Straße ohne Ausweg | Vox |
2017 | auslandsjournal – die doku: Das Schicksal der Kinder von Aleppo - Neue Heimat Deutschland | ZDF |
2018 | Nervöse Republik: Ein Jahr Deutschland | ARD |
2019 | Kulenkampffs Schuhe | ARD |
2020 | Die Story im Ersten: Die unheimliche Macht der Berater | ARD |
2021 | Schwarze Adler | Prime Video/ZDF |
2022 | Wie Gott uns schuf - Coming-out in der katholischen Kirche | ARD |
2023 | ProSieben THEMA. Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban | ProSieben |
2024 | Hamas-Angriff aufs Festival - Die Überlebenden des Wüsten-Raves | Arte |
Anmerkung: Seit 2016 werden Dokumentationen und Reportagen zusammen in einer Kategorie ausgezeichnet, in der es dafür fünf Nominierungen gibt. Zuvor waren Dokumentationen und Reportagen zwei Einzelkategorien. |
Während Reportagen und Dokus seit 2016 in einer zusammengelegten Kategorie bepreist werden, hat der Fernsehpreis den Trend zu seriellem Erzählen auch im Dokumentarischen mit einer eigenen Kategorie gewürdigt. Erstmals gab's die Kategorie "Beste Doku-Serie" schon 2014, dann allerdings bis 2018 nicht mehr und auch 2020 fehlte sie dann plötzlich wieder. Nun ist sie immerhin im fünften Jahr in Folge dabei - und dass es gleich fünf Nominierungen gibt, unterstreicht die Bedeutung.
Auch hier dominieren zwar dominieren bei den aktuellen Nominierungen wie auch der Historie zwar die öffentlich-rechtlichen Produktionen, Prime Video hat aber mit "German Cocaine Cowboy" Chancen auf eine zweite Auszeichnung, nachdem man schon mit der Joko-Reihe "The World's Most Dangerous Show" 2023 erfolgreich war. Bei den Dokuserien konnten ARD und ZDF bislang je zwei Mal gewinnen, einmal ging der Preis aber auch an Arte.
Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Dokuserie / Mehrteiler |
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2014 | 24h Jerusalem | Arte/BR |
2016 | Kategorie nicht existent | - |
2017 | Kategorie nicht existent | - |
2018 | Kategorie nicht existent | - |
2019 | Terra X: Die Reise der Menschheit | ZDF |
2020 | Kategorie nicht existent | - |
2021 | Charité Intensiv: Station 43 | RBB |
2022 | Kevin Kühnert und die SPD | NDR |
2023 | Joko Winterscheidt Presents: The World's Most Dangerous Show | Prime Video |
2024 | Einzeltäter | ZDF |
Ein Sammelbecken für alle Formen der Information war seit jeher die Kategorie "Beste Information". Waren es in den frühen Jahren vorrangig Formate, folgten in späteren Jahren häufiger monothematische Preisträgerinnen und Preisträger, 2020 wurde mal generell die Corona-Berichterstattung aller Sender für auszeichnungswürdig befunden, vor zwei Jahren nun eine ganz spezielle "Tagesthemen"-Ausgabe, die live aus Kiew gesendet wurde und im letzten Jahr setzte sich Sandra Maischberger durch, die 24 Jahre nach dem Preis für ihren ntv-Talk auch einen für ihren ARd-Talk erhielt.
Die ARD zog im ewigen Ranking damit mit dem ZDF gleich, beide kommen nun auf neun Auszeichnungen, wenn man den Corona-Preis für alle Sender mit einrechnet. In diesem Jahr sind beide ebenfalls wieder im Rennen: Die ARD mit ihrem "Brennpunkt" zu Trumps Wahlsieg, der unversehens zum "Brennpunkt" zum Ampel-Bruch wurde. Das ZDF mit dem Lanz-Talk zur US-Wahl. Vielleicht geht der Preis schiedlich, friedlich aber auch an einen Gemeinschaftssender der Beiden: Das von der Abschaffung bedrohte Phoenix ist mit seiner Bundestags-Berichterstattung nämlcih ebenfalls im Rennen.
Für Phoenix wäre es der erste Preis in der Sendergeschichte. Dass es in der Kategorie "Beste Information" einen kleineren Sender trifft, wäre dabei gar nicht so ungewöhnlich. Auch ntv, N24, 3sat und Kika gehörten schon zu den Preisträgern - und die größte Überraschung: sogar RTLzwei. Der Sender wurde 2018 für "Endlich Klartext! Der große RTL II Politiker Check" mit dem Fernsehpreis für die Beste Information prämiert.
Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Information" | ||
1999 | Kulturzeit | 3sat |
2000 | Maischberger | ntv |
2001 | Friedman | ARD |
2002 | Das TV-Duell | ARD/ZDF |
2003 | Hart aber fair - Das Reizthema | WDR |
2004 | Berlin Mitte | ZDF |
2005 | Fall Deutschland | ZDF |
2006 | ZDF Spezial: Krieg ohne Ende | ZDF |
2007 | RTL Aktuell | RTL |
2008 | neues | 3sat |
2009 | ZDF-Wahlforum | ZDF |
2010 | Logo! Die Welt und ich | Kika/ZDF |
2011 | Ranga Yogeshwar in der Fukushima-Berichterstattung | ARD |
2012 | Stern TV | RTL |
2013 | Auslandsjournal XXL: Brasilien | ZDF |
2014 | Snowden exklusiv: Das Interview | ARD |
2016 | An der Grenze - 24 Stunden an den Brennpunkten der Flüchtlingskrise | N24 |
2017 | Panama Papers: Im Schattenreich der Offshorefirmen | ARD |
2018 | Endlich Klartext! Der große RTL II Politiker Check | RTLzwei |
2019 | Antonia Rados: Jemens langsamer Tod | ntv |
2020 | Die Corona-Berichterstattung | Diverse Sender |
2021 | Markus Lanz | ZDF |
2022 | Kulturzeit | 3sat |
2023 | August 2022: Sechs Monate Krieg gegen die Ukraine - Tagesthemen live aus Kiew | ARD |
2024 | Maischberger | ARD |
Anmerkung: Die Kategorie Information wurde über die Jahre mehrfach neu definiert, teilweise auch persönlich interpretiert. Wir berücksichtigen hier alle Preisträgerinnen und Preisträger, in Formatkategorien und jene persönlichen Auszeichnungen, die im Rahmen der allgemeinen "Beste Information" verliehen wurden. Preise, die explizit in einer seperaten Personenkategorie vergeben wurden, sind nicht berücksichtigt. |
Bleibt abschließend noch die Kategorie "Bestes Infotainment" - gedacht für die etwas leichteren Stoffe oder zumindest die etwas leichtere Aufbereitung. Die Kategorie wurde erst 2017 eingeführt, öffentlich-rechtliche und Private sind hier bislang auf Augenhöhe: Je zwei Auszeichnungen gingen bislang an RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 und das ZDF, einmal war die ARD, einmal Arte erfolgreich. Mit "Kannste (nochmal) Kanzler?" und "ProSieben Thema: Forrest Trump" ist ProSiebenSat.1 hier gleich doppelt im Rennen tritt gegen eine "37 Grad Leben"-Reportage des ZDF an. Die Chancen, dass ProSiebenSat.1 erstmals in einer Info-Kategorie im ewigen Ranking in Führung gehen könnte, sind also gar nicht so schlecht.
Ausgezeichnet in der Kategorie "Bestes Infotainment" | ||
2017 | Galileo | ProSieben |
2018 | Terra X: Der große Anfang – 500 Jahre Reformation | ZDF |
2019 | Jenke von Wilmsdorff für "Jenke macht Mut! Leben mit Brustkrebs", "Das Jenke-Experiment" und "Jenke Über Leben" (RTL) | RTL |
2020 | Leschs Kosmos | ZDF |
2021 | Joko & Klaas LIVE: Pflege ist #NichtSelbstverständlich | ProSieben |
2022 | Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Robert Habeck / Karl Lauterbach | ARD |
2023 | Sterben für Anfänger | RTL+ |
2024 | Tracks East - Inside Russia: Alltag in Putins Reich mit Masha Borzunova | Arte |
Zieht man nach den ersten 25 Jahren eine Bilanz der ausgezeichneten Leistungen in all diesen Kategorien, so liegt die ARD in der Historie des Deutschen Fernsehpreises bei der Information mit 32 Auszeichnungen vor dem ZDF mit 22 Preisen. Bei den Privatsendern liegt RTL mit zehn Auszeichnungen deutlich vor ProSiebenSat.1 mit vier Deutschen Fernsehpreisen in der Information - genauso viele wie auch 3sat für sich reklamieren kann. Beide sortieren sich damit hinter Arte ein, das auf fünf Preise kommt. Wenig überraschend ist die Information also bislang die große Domäne der Öffentlich-Rechtlichen.