Fernsehpreis Roter Teppich © DWDL.de
Noch bevor am Mittwoch in den Kölner MMC-Studios der Deutsche Fernsehpreis verliehen wird, mussten sich Produzentinnen und Produzenten, die Vertreter von Sendern und Streamern sowie zahlreiche Promis über den Roten Teppich bewegen, um sich dort ablichten zu lassen. Dabei beantworteten viele von ihnen auch die Fragen von Journalistinnen und Journalisten, für DWDL.de hörten sich Chefredakteur Thomas Lückerath und sein Stellvertreter Uwe Mantel um. 

Neben vielen Gesprächen über Kategorien, einzelne Formate und politische Vorhaben ging es am DWDL.de-Mikro auch um das Thema Innovation vs. Formatpflege. Zahlreiche Branchenpersönlichkeiten haben sich zur Frage geäußert, wie man in diesem Spannungsverhältnis zwischen neuen Formaten und langlebigen Sendungen Auszeichnungen vergeben kann und sollte. 

"Langläufer werden manchmal übersehen", erklärte dabei RTL-Deutschland-CEO Stephan Schmitter, der außerdem dafür plädierte, Formate auszuzeichnen, die einerseits eine große Qualität haben und andererseits auch ihr Publikum finden. Schmitter wies auch darauf hin, dass einige langlebige Formate konstant hohe Reichweiten hätten, während sich neue Formate eher schwer tun würden - sowohl bei den eigenen Sendern als auch bei der Konkurrenz. 

Ein neues Format, auf das die Konkurrenz in Unterföhring in diesem Herbst blicken wird, ist die "Cooking Academy", die neue tägliche Serie im Programm von ProSieben, die demnächst startet. ProSieben-Senderchef Hannes Hiller erklärte gegenüber DWDL.de am Roten Teppich die Gedanken, die hinter dem Format und dem generellen Genrewechsel am Vorabend stehen. Hiller verwies auf das Line-up, also die Magazinstrecke ("taff", "Galileo"), die von den "Simpsons" unterbrochen wird. Hiller sagte, diese sehr unterschiedlichen Programme würden jeden Tag zu einem sehr großen Zuschauerwechsel führen. 

"Gerade im Linearen ist dieser ständige Wechsel im Audience Flow anspruchsvoll", so Hiller. Hier habe man eine Alternative finden wollen. Während "taff" ein eher weibliches Publikum hat, richten sich die "Simpsons" vor allem an männliche Zuschauer. Bei "Galileo" ist das Publikum durchmischt. Hiller verwies dabei auch auf die "Landarztpraxis" in Sat.1. Wenn man die lineare und die digitale Nutzung zusammen betrachte, sei eine tägliche Serie ein attraktives Genre. 

ProSieben-Chef Hiller erklärte auch, nicht auf die Raab-Programmierung von RTL zu reagieren. Dessen neue Show ist am kommenden Dienstag einmalig zu sehen, die regelmäßige Ausstrahlung erfolgt danach voraussichtlich am Mittwochabend (DWDL.de berichtete). Zum Thema Innovation vs. Formatpflege sagte Hiller, gutes Fernsehen brauche beides. Mit unter anderem "GNTM" und "Experte für alles" hat ProSieben in diesem Jahr auch beides im Rennen. RTL-Chef Stephan Schmitter war es dann übrigens auch, der Joko und Klaas für ihren Innovationsreichtum lobte. 

Sagamedia-Produzentin Iris Bettray sagte gegenüber DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath, dass Originalität bepreist werden müsse. Lob fand sie für die Kameraarbeit zahlreicher Produktionen der vergangenen zwölf Monate. "Wir sind nicht mehr ganz so konventionell", so Bettray, die der Branche attestierte, auch in den Schnitten schneller geworden zu sein. Hier gab es in der jüngeren Vergangenheit also durchaus relevante Veränderungen. 

Vox-Chefin Kirsten Petersen sagte, gutes Fernsehen seien vor allem "authentische und unterhaltsame" Formate. Vox ist in diesem Jahr in der Kategorie Bestes Factual Entertainment mit "Herbstresidenz" und "Wir werden groß! Abenteuer Pubertät" doppelt nominiert. Und Otto Steiner von Constantin Entertainment befand, sowohl Innovationen als auch die Pflege von bestehenden Formaten sollten ausgezeichnet werden. "Beides ist eine hohe Kunst", so Steiner, der ebenfalls explizit "GNTM" und Joko und Klaas erwähnte. 

Eine differenzierte Sichtweise hatte Sat.1-Chef Marc Rasmus zum Thema. "Eine neue Studiodeko ist mir zu wenig für den Deutschen Fernsehpreis", sagte er. Dennoch sei es gut und wichtig, dass man Formate auszeichne, die über Jahre hinweg gut gepflegt worden seien. Hier sei Deutschland ohnehin besser als viele andere Länder.

DWDL.de begleitet die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises heute ab 18:30 Uhr mit einem Liveticker!