Spätestens seit "Stromberg" ist Crowdfunding auch hierzulande ein Begriff - innerhalb weniger Tage investierten Fans der Serie eine Million Euro und ermöglichten somit die Dreharbeiten für den lange ersehnten Kinofilm. Zum Abschluss des Internationalen Filmkongresses in Köln ging es um die Möglichkeiten, die das Crowdfunding der Filmindustrie liefert. Dabei wurde vor allem eines deutlich: Ganz so einfach, wie sich das Konzept zunächst anhört, ist es nicht. Neben allerlei rechtlichen Fragen ist häufig auch mangelnde Bekanntheit ein Problem.

Tino Kreßner von der Online-Plattform Startnext, die sich mit Alternativfinanzierungen dieser Art auseinandersetzt, weiß davon ein Lied zu singen. Immerhin 250 Projekte konnten seit dem Start vor eineinhalb Jahren erfolgreich gefundet werden - allerdings scheitert auch knapp jedes zweite Vorhaben, nicht selten übrigens schon am Anfang. Bei "Stromberg" war das freilich anders, auch wenn Autor Ralf Husmann mit einem derartigen Erfolg nicht gerechnet hat, wie er selbst sagt. "Das hat niemand von uns auf dem Zettel gehabt."

Hätte es nicht geklappt, innerhalb der vorgegeben Zeit die Million zu erreichen, wäre das Projekt nicht zustande gekommen. "In diesem Fall hätte ich den Film nicht gemacht und gesagt: 'Dann interessiert's halt keinen", so Husmann. Die Entscheidung, auf Crowdfunding zu setzen, sei eher kurzfristig zustande gekommen und in einer Nacht- und Nebelaktion umgesetzt worden. "Ich hatte mich mit dem Thema vorher nicht auseinandergesetzt." Im Team habe es zwar zunächst eine gewisse Skepsis gegeben, doch kritische Stimmen gab es nicht. Dabei sah Husmann im Vorfeld durchaus aus Risiken.

"Wenn das scheitert, dann scheitern wir auch öffentlich", war sich der Autor im Vorfeld bewusst. Die Sorge, dass die Marke "Stromberg" durch ein Scheitern beschädigt wird, sei durchaus vorhanden gewesen. Doch die Sorgen haben sich als unberechtigt herausgestellt. Inzwischen liege das Geld auf einem Treuhandkonto, die entstandenen Zinsen würden ins Projekt einfließen. Husmann: "Es geht ja nicht darum, dass ich mir ein neues Auto kaufe." Inzwischen ist allerdings auch ein gewisser Druck durch die Masse im Rücken entstanden. "Die Leute wollen jetzt was sehen", sagte Husmann in Köln.

Auch Produzent und Regisseur Johannes Thielmann setzt für sein Projekt auf Crowdfunding - weil er jedoch nicht auf die Fan-Base eines Bernd Stromberg setzen kann, fällt ihm das Geldeinsammeln im Netz allerdings deutlich schwerer. "Es muss viel Überzeugungsarbeit geleistet werden", fasste Thielmann das Problem zusammen. Die Masse zu erreichen, gestalte sich als schwierig. Für das "Stromberg"-Projekt ist er allerdings schon deshalb dankbar, weil das Thema Crowdfunding dadurch erst populär geworden ist. "Wir profitieren vom Vertrauen, das 'Stromberg' über Jahre hinweg aufgebaut hat."

Klar ist: Crowdfunding bedeutet zunächst mal einen unbezahlten Mehraufwand - weil etwa Videos produziert werden müssen, in denen für das jeweilige Filmprojekt geworben wird. Umso wichtiger sei die Message, die man den potenziellen Unterstützern übermitteln möchte, so Tino Kreßner von Startnext. Und auch Social Media spielt eine entscheidende Rolle. "Es geht ums Weitererzählen", weiß Kreßner und empfiehlt zugleich eine absehbare Projektlaufzeit. Wenn es nicht gelinge, innerhalb einer bestimmten Zeit das erhoffte Geld zusammenzubringen, hat das Projekt in der Regel keine Chance.

Ist das Geld da, sei Interaktivität mit den Unterstützern wichtig - gerade auch wegen der meist langen Zeit bis zur Fertigstellung des Films. Eines ist aber auch klar: Auf ein inhaltliches Mitspracherecht können die Unterstützer nicht hoffen. Thielmann: "Das Ende eines Films sollte nicht demokratisch entschieden werden." So weit geht die Liebe zur Masse dann eben doch nicht.