Wie ich gerade meinem formidablen Fairphone entnehme, gibt es ein bisschen Aufregung um Y-Titty. Die Jungs sollen, so behauptet zumindest mein ungemein handliches Fairphone, heimlich Werbung für Samsung-Handys gemacht haben. Bei YouTube. YouTube schaue ich gerne auf meinem wirklich sehr praktischen Fairphone. Ich kann mein Fairphone sogar hinfallen lassen, YouTube läuft weiter. So stabil ist mein Fairphone.

Mein ziemlich praktisches Fairphone, das aufgrund seiner Kompaktheit und seines Gewichts auch gut als Schlaginstrument bei Handgreiflichkeiten in dunklen Parkhäusern eingesetzt werden könnte, behauptet also, dass die Jungs von Y-Titty Schleichwerber sind. Ich persönlich halte das als höchst zufriedener Fairphone-Kunde für ziemlich unwahrscheinlich. Schließlich sind diese verrückten Bayern normalerweise recht flott unterwegs, keine Rede also von Schleich. Ich persönlich hielt Schleichwerbung bisher ja ohnehin für einen Euphemismus, der die Reklame am ZDF-Vorabend umschreiben soll. ALLES WIRD DORT SCHÖN LANGSAM ERZÄHLT, DAMIT AUCH OPA WAS VERSTEHT.

Opa käme übrigens auch gut mit meinem Fairphone zurecht, weil es sich quasi selbst erklärt und so einfach zu bedienen… Aber ich schweife ab. Es geht ja um Y-Titty und die Tatsache, dass die mir Schleichwerbung auf mein wunderbares Fairphone geschickt haben sollen.

Das hat übrigens das ARD-Magazin „Report Mainz“ herausgefunden. Mit tollen, vor Betroffenheit triefenden Sätzen, die ich in ihrer Unheilschwangerschaft so eigentlich nur von Ulrich Meyer kenne, der sicherlich noch kein so tolles Fairphone hat wie ich. „Hier wird das Vertrauen von Millionen Jugendlichen zu Geld gemacht“, heißt es in dem Beitrag. Den Satz habe ich mir in mein außergewöhnlich leicht zu bedienendes Fairphone getippt. „Das Vertrauen von Millionen Jugendlichen wird zu Geld gemacht.“ Na, da muss ich mich aber erst einmal setzen. Auch weil ich aus dem Beitrag erfahren habe, dass die Bezirksregierung Mittelfranken nun ein Prüfverfahren gegen solche Vorgänge eingeleitet hat.

Die Bezirksregierung Mittelfranken! Ein Prüfverfahren! Gibt es da unten überhaupt Internet? Haben die Fairphones? Und wieso prüfen nicht unsere wackeren Medienwächter, die sonst nichts tun, aber für „Report Mainz“ bereitwillig den mahnenden Zeigefinger heben? Aber prüfen ist ja eh nichts weiter als ein anderes Wort für: Wir tun so als tun wir was.

Wahrscheinlich geht es dem ARD-Magazin aber ohnehin nur darum, sich ein bisschen wichtig zu machen. Dabei betreibt es doch selbst Schleichwerbung. Doch, ich bin mir ganz sicher, dass der „Report Mainz“-Moderator bezahlt wird für sein Outfit. Der macht heimlich Werbung für Onkelmode. Er trägt über pluderärmeligem weißen Hemd mit Krawatte eine Weste, die zuletzt modern war, als man noch Monokel trug. Und er redet so onkelhaft, DASS AUCH OPA ALLES MITBEKOMMT. Und dann sagt er was ganz Erschreckendes, was so furchtbar Onkelhaftes, dass mir beinahe mein sonst sehr grifffreundliches Fairphone aus der Hand gefallen wäre. Er sagt also, alle Fairphones festhalten bitte, dass 13-Jährige täglich gut zwei Stunden im Internet verbringen. Hammer! 13-Jährige! Sollten die nicht lieber Goethe und Schiller lesen und auf die erste Onkelweste sparen?

Will sagen: „Report Mainz“ hat etwas herausgefunden, was so offensichtlich ist wie die herausragende Qualität meines Fairphones. Bei YouTube wird geworben. Nicht nur heimlich. Auch unheimlich. Es sind sogar ganze Werbespots anschaubar, bei denen nicht drauf steht, dass es Werbespots sind. Und die vom Rundfunkbeitrag überalimentierten Medienanstalten prüfen das jetzt eventuell, möglicherweise, vielleicht. Sie werden dann irgendwann in drei Jahren, wenn jeder Stellung bezogen hat, mahnend den Zeigefinger heben und sagen, dass man das alles so nicht machen könne, dass sie aber leider nicht dagegen vorgehen können, weil die deutsche Gesetzgebung in dem Bereich doch eher schwammig ausfällt.

Ich bin gespannt, ob das Onkelmagazin „Report Mainz“ das dann auch wieder so betroffen vermelden wird. Ich spiele bis dahin ein bisschen mit meinem formidablen Fairphone herum und frage mich, ob ich nicht auch ein ganz kleines bisschen Schleichwerbung bin. Hat jemand gemerkt, dass ich hier schamlos geworben habe? Echt? Hat aber einen Haken. Ich werde dafür nicht bezahlt. Sehr schade, denn würde ich dafür bezahlt, könnte ich mir jetzt eine Onkelweste und ein pluderärmeliges weißes Hemd samt Krawatte leisten und müsste nicht länger im Online-Hoodie herumschlurfen.