Ich habe kürzlich mal eine kleine Umfrage in meinem erweiterten Bekanntenkreis veranstaltet. Die Forschungsgruppe Hoff hat Personen befragt, die sich selbst als dem Fernsehen zugewandt bezeichnet haben. Von denen habe ich mir sagen lassen, wofür ihrer Einschätzung nach die einzelnen Sender stehen. Bis zu fünf Erwähnungen habe ich zugelassen.

Ich fand das wichtig, weil mir aufgefallen war, dass ich zu manchen Sendern keinerlei Assoziationen bei mir einstellten. Es gibt Sender, die mir so was von überhaupt nichts sagen, RTLFanta etwa oder 7Plumps. Die Diversifizierung der Senderlandschaft fordert halt ihren Fragmentierungstribut. Es gibt immer mehr von allem, aber immer weniger von einem. Früher wusste man genau, wofür ein Sender steht, da kündigten Intendanten ihren freien Mitarbeitern, wenn sie es wagten, auch für einen anderen Sender zu arbeiten.

Inzwischen gilt offenbar das Hannes-Wader-Motto „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort.“ Man kann das sehr schön demonstrieren am Beispiel Jörg Pilawa. Der war ja mal kurz beim ZDF und stellt jetzt schon wieder eine geraume Zeit für die ARD Quizfragen. Prompt landete er bei meiner Umfrage bei beiden Sendern. Etliche meiner Bekannten hatten noch nicht realisiert, dass der Mann, der jedes Jahr sagt, dass er nun aber mal weniger machen wolle und dann mehr macht, längst wieder in den Schoß des Ersten zurückgekehrt war.

Ähnliches gilt für Günther Jauch. Den haben etliche bei RTL und bei der ARD auf der Rechnung, obwohl er sich ja nun schon eine Weile nicht mehr hat im Ersten blicken lassen. Immerhin kann er sich offenbar auf den persönlichen Nachhall verlassen.

Man muss dazu sagen, dass meine Umfrage keinen Anspruch auf Repräsentativität erhebt. Die Anzahl der Befragten bewegte sich im überschaubaren Bereich, und ich kenne vorwiegend ältere Menschen jenseits der 30. Ich kenne kaum Prolls, kaum Kinder, die ich befragen könnte. Nur eben Menschen, die sagen, dass sie gerne fernsehen.

Bei denen hat kurioserweise Vox das akkurateste Profil. Fast jeder der Befragten hat bei Vox die fünf möglichen Nennungen komplett ausgeschöpft. Da tauchten die Auswanderer auf, das perfekte Dinner, die Autosendungen, die Shopping Queen und Guido Maria Kretschmer. Bei Vox fällt den Menschen was ein.

Bei ProSieben fällt das Ergebnis schon anders aus. Da sagen die Menschen sofort „Big Bang Theory“, und dann sagen sie nochmal „Big Bang Theory“. Wenigen fallen noch Joko und Klaas und ihre Variationen der immer gleichen Show ein. Frauen nennen ab und an Heidi Klum. Auch Stefan Raab zahlt noch aufs Image von ProSieben ein, obwohl er doch längst das Weite gesucht hat. Keiner der Befragten konnte mir indes zu ProSieben komplette fünf Nennungen in den Block diktieren.

Ähnlich gut wie bei Vox läuft es auch bei der ARD. Die hat ein paar Spitzenmarken, die wie aus der Pistole geschossen kommen. Der „Tatort“ gehört dazu, die „Sportschau“ natürlich, aber auch die Talker sind im Rennen, ebenso wie „Monitor“ und „Die Sendung mit der Maus“.

Das Zweite punktet mit Lanz, „Wilsberg“, der „heute-show“ und Dunja Hayali. Danach wird es aber schnell dünn. Champions League weiß noch der eine oder andere anzuführen. Danach ist Schluss mit lustig. Es scheint, als habe das ZDF noch an seinem Profil zu arbeiten.

Auch bei den Dritten tun sich meine Bekannten schwer. „Zimmer frei“ kommt vor, Dittsche auch, und die Freitagstalks scheinen eine Marke zu sein.

Bei RTL bringt das Dschungelcamp Punkte. Genannt werden auch Bohlen, Jauch und die Formel 1. Danach gibt es nur noch vereinzelte Erwähnungen, für Mario Barth etwa oder „Cobra 11“.

Interessant sind auch jene Sender, die trotz intensiver Nachfrage jeweils nur auf eine Nennung kommen. Bei ZDFneo ist das Jan Böhmermann, bei ZDFkultur Dieter Thomas Heck und bei RTL II „Berlin Tag und Nacht“.

Die großen Verlierer in dieser kleinen, wohlgemerkt nicht repräsentativen, streng subjektiven Umfrage sind bemerkenswerter Weise Sat.1 und Arte.

Bei Sat.1 wurde gerne verwiesen auf „diese komischen amerikanischen Ermittler mit diesem komischen Typen da.“ Gemeint war stets „Navy CIS“. Eine Nennung bekam der Sender dann noch für „The Voice Of Germany“.

Komplett ohne Markenkern oder wiedererkennbare Persönlichkeiten kommt wundersamer Weise Arte aus. Niemand aus meinem Bekanntenkreis konnte auf irgendeine Sendung verweisen, die er regelmäßig schaut. Niemand konnte mir irgendwen nennen, der für den Kanal seinen Kopf hinhält. Trotzdem konnte sich der Sender im Gegensatz zu Sat.1 sehr großer Wertschätzung erfreuen. Alle sagten, dass sie den Sender wegen seiner Dokumentationen schauen, konnten aber auf Nachfrage keine konkrete nennen.

Ich fasse also mal zusammen: Vox und das Erste liegen weit vorne, Sat.1 und Arte ganz hinten. Was das sagt? Keine Ahnung. Was das soll? Weiß ich doch nicht. Aber ein Anlass für manche Senderchefs, sich mal um die Schärfung ihrer Marke zu sorgen, könnte es allemal sein.