Der für seinen schnellen Wortwitz berüchtigte Puppenspieler Martin Reinl wurde kürzlich mal gefragt, was er denn selbst gerne im Fernsehen schaue, wenn er nicht gerade Puppengeschichten mit Wiwaldi oder Horst Pferdinand entwerfe. „Ich bin relativ schmerzbefreit“, sagte Reinl daraufhin und gab als Referenz ausgerechnet das „ARD Buffet“ an. „Das plätschert so herrlich vor sich hin. Das ist mir lieber als eine Sendung, wo alle lustig sind“, sagte er.

Kaum zu glauben. Ein Mann wie Reinl guckt das „ARD Buffet“. Das verdient eine nähere Prüfung. Es muss herausgefunden, was nicht in Ordnung ist. Entweder mit Reinl oder mit der Sendung. Um das Ergebnis vorwegzunehmen. Es ist mit beiden alles in Ordnung. Nur eben auf sehr besondere Weise.

Reinl ist in Ordnung, weil er offenbar die Gabe beherrscht, nicht das von den Machern Beabsichtigte im Fernsehen zu sehen, sondern sich eine Metaebene zu zimmern, auf der einfache Dinge plötzlich Glanz bekommen. Im Prinzip tut er wohl dasselbe wie Oliver Kalkofe. Er pickt sich Details heraus und verzerrt durch die Vereinzelung das Banale.

Und das „ARD Buffet“? Das macht in einer Kulisse, die immer ein bisschen aussieht wie die Billigecke im Möbelhaus, einen prima Job in der Betreuung von Gelegenheitsdenkern. Es kümmert sich um Menschen, die ganz viel im Kopf haben, die da aber nicht immer gleich drankommen.

Zu dieser Annahme muss man zumindest gelangen, wenn man etwa einen in der Sendung ausgestrahlten Alltagstest anschaut, den das mittägliche Magazin mit Passanten veranstaltet. Die sollen nämlich Preise vergleichen, was ihnen prompt schwerfällt, denn die vom „ARD Buffet“ haben entdeckt, dass es den – Achtung, Tusch – 100-Gramm-Trick gibt. Jawoll, den gibt es. Da zeichnen diese Gangster von Einzelhändlern tatsächlich manche Dinge mit dem 100-Gramm-Preis aus und andere mit dem Kilopreis, auf dass der Kunde nur gründlich verwirrt werde. Alles ganz legal. Danke, Frau Merkel. „Man muss schon genau gucken“, sagt eine Passantin.

Aber das „ARD Buffet“ hilft natürlich. „Dabei ist das Rechnen gar nicht so schwer, wenn man weiß wie“, sagt eine Off-Stimme, und dann wird erklärt, wie man aus dem 100-Gramm-Preis den Kilopreis errechnet. Kommt jetzt. „Festhalten! Ist der Hammer“, würde Mario Barth an dieser Stelle sagen. Die Lösung: Man muss den 100-Gramm-Preis einfach mal zehn nehmen. Mensch, wer hätte das gedacht! Tatsächlich ein Hammer. Aber für die Zuschauer des „ARD Buffets“ wird es noch einfacher. Sie bekommen zusätzlich einen höchst raffinierten Trick an die Hand. Wenn sie künftig ausrechnen wollen, was ein Kilo kostet, dann verschieben sie einfach beim 100-Gramm-Preis das Komma. Das sind echt Füchse, die vom „ARD Buffet“. Aus 1,49 Euro werden dann… Äh?...

Wer das „ARD Buffet“ einmal gesehen hat, dürfte ihm auf der Stelle verfallen. Diese innere Ruhe, diese Gleichmäßigkeit, dieses Meditative. Das ist echte Lebenshilfe gepaart mit allzu Menschlichem. Wer will da noch das Wörtchen Pflegnotstand in den mürben Mund nehmen?

Ganz salopp geht es da gelegentlich zu. Sogar ein bisschen frech. Da verrät doch der lausbubige Moderator im rosa V-Ausschnittpulli, dass in seiner Kindheit Hagebutten Arschkratzer hießen, weil man sie anderen Kindern in den Kragen geschüttet hat und die dann etwas viel tiefer das große Jucken bekamen. Er hat Arsch gesagt. Tatsächlich. Am Mittag. Im Ersten. Kopfschüttel.

Aber vielleicht kann er sich solche Frechheiten leisten, weil er ansonsten so ein Herzensanrührer ist. Besonders wenn es um Pflanzen geht. „Ich bin ja ein bisschen Erika-Fan“, sagt er: „Das ist Herbst pur, wenn ich die sehe.“ Doch, genau das hat er gesagt, wo er doch bestimmt weiß, dass Menschen, die irgendetwas pur finden, immer verdächtig sind.

Aber beim „ARD Buffet“ sagt man gerne pur. Wenn man etwa für die ARD-Buffet-Kreuzfahrt wirbt (doch, die gibt es), dann heißt es: „Lebenslust pur erwartet sie im gemütlichen Dublin.“ Ja, eine Sendung mit eigener Kreuzfahrt. Ob Martin Reinl da auch mitfährt?

Aber die Mittagssendung hat noch mehr Überraschungen parat: Knuddelige Hundefotos, eingesandt von treuen Zuschauern. Und dann ist da auch noch der Hundetrainer, dessen Haare sich offenbar entschlossen haben, den Wuchs auf dem Kopf zu verweigern und dafür in Dschungelstärke am Kinn zu sprießen.

Und wer meint, er habe alle großen Castings gesehen, der kann erst mitreden, wenn er auch vom großen Lampenschirmwettbewerb beim „ARD Buffet“ erzählen kann. Die Federlampe von Katja Kohl hat den Beleuchtungscontest gewonnen. Vergesst DSDS und alle Voice-Varianten. Die Zukunftsshow hat einen Lampenschirm.

Und das ARD Buffet hat einen Kürbisprofi. Der steht im Studio und zeigt, wie man einen Kürbis entkernt und backt. Einen Kürbis! Entkernt! Und backt! Die trauen sich was.

„Leben & genießen“, steht als Motto über der Sendung, und man muss sein Leben vorab nicht unbedingt ordentlich berauschen, um es genießen zu können, wenn die Hausbastlerin Nadine ein Herz bastelt, aber währenddessen immer davon spricht, dass sie nun aber ein Harz bastelt. Da kommt das Grinsen ganz von selbst aufs Gesicht.

Ich habe jetzt nur noch einen Wunsch. Ich möchte noch öfter das „ARD Buffet“ anschauen. Aber nur gemeinsam mit Martin Reinl und seinen frechen Puppen. Und dann möchte ich hören, was die dazu sagen. Ich fürchte, danach werde ich eingeliefert. Diagnose Lachkrampf.